Hier kann zu den Seiten 255 – 380 geschrieben werden.
'Freiheit' - Seiten 255 - 380
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Das Buch begeistert mich. Ich glaube, wir haben uns gefunden.
Richard baut wieder Dachterrassen, jetzt, wo er endlich wirklich Erfolg hat mit seiner Musik. Naja, geschrieben hat er sie ja auch im Haus am See, mit der hibbeligen Patty im Hintergrund (das war im vorigen Abschnitt).
Vielleicht hat er deshalb so viel Distanz zu diesem Album, kann sich nicht so recht über den Erfolg freuen. Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass für ihn der Weg das Ziel ist, der Erfolg gar nicht so wichtig.Seltsam mutet für mich Walters neuer "Job", seine neue Aktivität an. Ich gebe zu, dass ich nicht ganz folgen kann, welchen Singvogel er wie wo schützen will ;-), klar ist allerdings, wofür er Richard braucht: um die Jugend zu finden, zu gewinnen, zu mobilisieren.
Nebenbei sonnt er sich schon auffällig in der Bewunderung Lalithas, wobei ich ihm glaube, dass diese Beziehung rein ist. Walter blüht richtig auf, als er Richard zu überzeugen versucht - sein Stück Freiheit.Schade, dass er dann doch noch klein wird und jammert, weil Richard sich so zurück gezogen hat, dabei hat er selber sich auch nicht gemeldet.
Immer schön in den Rollen bleiben: auf der einen Seite der Bedürftige und auf der anderen der Starke.Im Kapitel "Frauenland" geht es um Joey. das kann aber nicht Teil der Erzählung der Autobiographin sein, oder?
Was ich da alles so lesen muss, macht mir den Bengel nicht sonderlich sympathisch. Sicher, er hatte eine enge Kindheit in einem Käfig aus der Liebe einer selber stark bedürftigen Mutter, aber man spürt auch viel Kälte, die aus ihm selbst kommt. Connie engt ihn ein und er will sie los werden, abservieren, kommt aber nicht aus dem Gestrüpp aus Sex und Hörigkeit heraus. Will er das denn? Nun, er ist noch sehr jung und wahrscheinlich auch überfordert.Mal schauen, wie es weiter geht.
Ob wir miterleben, wie Joey älter wird und vielleicht noch ein sensibler, reifer Mann wird? -
Ich bin hier noch mittendrin. Aber der Abschnitt mit Richard gefällt mir ausnehmend gut. Gerade die Formulierungen der Aktivitäten, nachdem Richard aus dem Gefängnis kommt, sind gelungen.
Auch das Interview, welches er dem Schnösel Zacharey oder wie er sich schreibt gibt, ist klasse. Der Schnösel kapiert gar nicht, wie er veräppelt wird.
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Ja, ich bin auch noch mittendrin und mir gefällt es, mehr von Richard zu erfahren und einzutauchen in seine Gedanken und Empfindungen. Seine Haltung gegenüber dem Erfolg finde ich sympathisch. Er bewahrt sich seine Unabhängigkeit, beugt sich nicht der macht des Geldes.
Dass Franzens Roman nicht nur im Beschreiben der Komplexität und Widersprüchlichkeit persönlicher Beziehungen verhaftet ist, sondern zugleich auch zeitgeschichtliche und politische Aspekte einflicht, gefällt mir ebenfalls sehr gut. Manchmal ist es zwar etwas anstrengend, mich zu konzentrieren - besonders bei dem schwülen Wetter - aber ich finde, dass es sehr gekonnt gemacht ist.
Davon, dass Reiche in den USA große Landparzellen aufkaufen zur Erhaltung bedrohter Tierarten, habe ich schon vor Jahren gelesen. Dass das allerdings so gar nicht uneigennützig ist, wie es hier im Roman vorgeführt wird, das steht natürlich nicht unbedingt in den Zeitungen. Aber ich glaube schon, dass es tatsächlich in etwa so abläuft, wie es im Gespräch zwischen Walter, seiner neuen Assistentin und Richard dargestellt wird.So, jetzt noch ein bisschen weiterlesen...
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Dass dieses Land aufkaufen für solche Zwecke nicht fiktiv ist, war mir nicht bewusst.
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Ein Freund von mir, der immer regelmäßig die Zeit und die Süddeutsche liest, erzählte mir davon. Es gibt eine Initiative der richtig Reichen, die vorhat, einen möglichst breiten zusammenhängenden Streifen Land von Nordamerika über Lateinamerika bis in den Süden Südamerikas als Naturschutzgebiet für den Artenschutz aufzukaufen und verwildern zu lassen. Ich glaube gelesen zu haben, dass sie damit auch schon ziemlich weit gekommen sind. Aber zu welchem Preis, das wissen wir nicht. Ist ja immer alles komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint.
Das, was Frenzen hier und auch im nächsten Leseabschnitt beschreibt, zeigt aber die Hintergründe, die durchaus desillusionierend sind.
Frauenland habe ich jetzt auch gelesen und es war interessant, Joeys Perspektive kennen zu lernen. -
Ich bin jetzt bei Frauenland. Joey ist in seiner Welt genauso gefangen wie Patty. Auf dem Collage wollte er sich von Connie trennen. Bis jetzt hat er es nicht geschafft.
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Zitat
Original von Lesebiene
Ich bin jetzt bei Frauenland. Joey ist in seiner Welt genauso gefangen wie Patty. Auf dem Collage wollte er sich von Connie trennen. Bis jetzt hat er es nicht geschafft.Diese Unfähigkeit zum Schluss machen, zum Beenden, ist schon auffällig. Ich weiß ja nicht, wie das heutzutage ist, aber damals als ich in dem Alter war, machte man schon mal schneller Schluss, wenn es doch nicht das richtige war.
Und Joey kann nicht. dabei schaut er sich schon nach einer anderen um und plant. Vielleicht ist er einfach schon zu lange mit Connie zusammen. War er da 12 oder 14? Jedenfalls sind sie schon seit Jahren ein Paar, in diesem Alter. -
Er war 12 und sie 13 oder 14.
Sie ist krank. Ihr ganzes Verhalten - ich weiß nicht.
Connie muss 1 oder 2 Jahren vor Joey die Highschool abgeschlossen haben und dann als Kellnerin angefangen.
Ob sie tatsächlich aufs Collage geht, wie Joey ihr gesagt hat?
Bin echt gespannt, wie es weitergeht mit Joey, obwohl ich kein Franzen Fan werden werde. -
Mich hat in dem Abschnitt besonders die doch ziemlich dysfunktionale Familiengeschichte erschüttert. Pattys Distanzlosigkeit, mit der sie versucht, ihren Sohn zum Vertrauten zu machen, ihm Dinge erzählt, die eine Mutter ihrem Sohn nicht erzählten sollte - zumindest nicht, solange dieser noch nicht erwachsen ist. Das Joey einen Knacks hat, wundert mich da nicht wirklich. Seine Beziehung zu Conny erscheint mir eher wie eine Flucht aus der Familie, nicht wie Verliebtheit. Und da scheint er vom Regen in die Traufe, von einer einengenden Familie in die nächste gerutscht zu sein.
Sein Freund dagegen scheint ihm wirklich etwas zu bedeuten. Aber auch er ist in seiner Familie nicht unbedingt glücklich. Wie das mit der Schwester des Freundes wohl noch weiter geht?
Ginger ale, danke für die zusätzlichen Infos. Das war bisher an mir vorbeigegangen. Desillusionierend ist wohl das richtige Wort dafür, wie Franzen hier schreibt. Aber man kann wohl kaum annehmen, dass Geschäftsleute nicht den Profit im Hinterkopf haben, wenn sie so große Ausgaben tätigen.
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Zitat
Original von Lesebiene
Er war 12 und sie 13 oder 14.
Sie ist krank. Ihr ganzes Verhalten - ich weiß nicht.
...Du hast schon Recht, ihr Verhalten hat ungesunde Züge. Sie ist ausschließlich auf Joey bezogen, kann irgendwie ohne ihn auch gar nichts mehr tun. Mal abgesehen davon, wie schlecht das für sie ist, so ist es auch eine unheimliche Last auf der Beziehung und Joeys Schultern.
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Zitat
Original von Ellemir
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Sein Freund dagegen scheint ihm wirklich etwas zu bedeuten. Aber auch er ist in seiner Familie nicht unbedingt glücklich. Wie das mit der Schwester des Freundes wohl noch weiter geht?
...Ich musste hier eine kleine Parallele ziehen. Zwar ist für mich Joeys Freundschaft mit Jonathan nicht so eng, doch vergleichbar mit der intensiven Freundschaft von Richard und Walter. Auch hier ist die Meinung, das Urteil, des Freundes unheimlich wichtig.
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Zitat
Original von Ellemir
Sein Freund dagegen scheint ihm wirklich etwas zu bedeuten. Aber auch er ist in seiner Familie nicht unbedingt glücklich. Wie das mit der Schwester des Freundes wohl noch weiter geht?
Die Bedeutung von Jonathan für Joey ist mir noch zweifelhaft. Joey sagt doch die Freundschaft mit Jonathan darf er nicht riskieren, da sie die ganzen Jahre das Zimmer im Wohnheim teilen müssen.
Jonathan und seine Schwestern sind scheinbar auch nicht gerade glücklich mit den Eltern.
Das Billardspiel, was die Familie erfunden hat, scheint im Übrigen auch etwas eigenartig zu sein. -
Zitat
Original von Ellemir
Mich hat in dem Abschnitt besonders die doch ziemlich dysfunktionale Familiengeschichte erschüttert. Pattys Distanzlosigkeit, mit der sie versucht, ihren Sohn zum Vertrauten zu machen, ihm Dinge erzählt, die eine Mutter ihrem Sohn nicht erzählten sollte - zumindest nicht, solange dieser noch nicht erwachsen ist. Das Joey einen Knacks hat, wundert mich da nicht wirklich. Seine Beziehung zu Conny erscheint mir eher wie eine Flucht aus der Familie, nicht wie Verliebtheit. Und da scheint er vom Regen in die Traufe, von einer einengenden Familie in die nächste gerutscht zu sein.Ich finde auch, dass Joeys Beziehung zu Conny eine Flucht vor der totalen Vereinnahmung durch seine Mutter ist, damit ist er allerdings direkt nin die nächste unnormale Beziehung geraten, Connys Fixierung auf ihn ist ja völlig krankhaft.
Was mir immer wieder auffällt, ist der ständige Konkurrenzkampf, in dem scheinbar jede Figur in diesem Buch steckt, ich denke mir immer wieder, die meisten von ihnen könnten glücklich und zufrieden sein, wenn sie nicht ständig alles besser machen wollten als ein anderer, selbst die Freundschaft zwischen Walter und Richard scheint immer wieder nur daraus zu bestehen, dass jeder von ihnen in irgendeiner Art besser sein will als der Andere.
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Zitat
Original von Zwergin
Was mir immer wieder auffällt, ist der ständige Konkurrenzkampf, in dem scheinbar jede Figur in diesem Buch steckt, ich denke mir immer wieder, die meisten von ihnen könnten glücklich und zufrieden sein, wenn sie nicht ständig alles besser machen wollten als ein anderer, selbst die Freundschaft zwischen Walter und Richard scheint immer wieder nur daraus zu bestehen, dass jeder von ihnen in irgendeiner Art besser sein will als der Andere.Dieser Konkurrenzdruck, den Patty im Buch als einzige für sich zugibt, zieht sich durch die ganze Geschichte, von Figur zu Figur. Connie allsedings scheint mir frei oder fast frei davon. Ihr Weg ist es, nicht besser sein zu wollen als andere, sondern sich komplett den Wünschen z.B. Joeys anzupassen, passgenau zu sein.
Aller anderen wetteifern munter miteinander und gegeneinander und reiben sich dabei auf. So tewas wie Zufriedenheit findet man kaum, am ehesten vielleicht noch bei Richard, der zu seiner Unperfektion steht und sie annehmen kann. -
Den ersten Teil dieses Abschnitts fand ich ganz stark! Das Gespräch zwischen Walter, seiner Assistentin und Richard ist bis jetzt mein persönliches Highlight dieses Buches. Richard wird mir immer sympathischer. Ich empfinde es als sehr angenehm, dass wenigstens eine Person in diesem Roman hinter die Fassaden der anderen Figuren, die ihm etwas bedeuten, schaut und sich gleichzeitig seiner eigenen Fehler bewusst ist.
Bei Walter habe ich das Gefühl, dass er gerade auf eine kleine oder große Katastrophe hinsteuert, was er aber nicht sehen kann oder will. Ich habe manchmal das Gefühl, ihn schütteln zu müssen. Diese naive Nettigkeit, die er vor sicher her zu tragen scheint, nur um die Realität nicht erfassen zu müssen, geht mir teilweise auf die Nerven. Gleichzeitig tut er mir leid.
Joey versucht sich aus der Welt einer Kindheit und den geknüpften Bindungen zu befreien. Das gelingt ihm aber nicht. Einerseits verachtet er seine Mutter, hat sich bei Conny aber in eine ungesunde Abhängigkeit begeben. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Patty Conny so sehr ablehnt. Sie hat erkannt, dass ihr Sohn sich mit ihr eine Frau ausgesucht hat, die ihr selbst sehr ähnlich ist. Wobei ich allerdings denke, dass Conny noch schlimmer als Patty ist. Ihren "Gehorsam" gegenüber Joey, mit dem sie versucht ihn an sich zu binden, empfinde ich als verstörend. Ich hoffe, er findet den Absprung.
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Ich halte Pattys Ablehnung einfach nur für Eifersucht, dass sie Connie wegen der Ähnlichkeit zu ihr ablehnt, so viel Selbsterkenntnis traue ich ihr hier noch nicht zu.
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Zitat
Original von Zwergin
Ich halte Pattys Ablehnung einfach nur für Eifersucht, dass sie Connie wegen der Ähnlichkeit zu ihr ablehnt, so viel Selbsterkenntnis traue ich ihr hier noch nicht zu.Worin sehr ihr eine Ähnlichkeit zwischen Patty und Conny?
Patty will eigentlich nur alles anders machen als ihre Mutter. Conny hingegen ist ein Klammeraffe. Liebt die Joey tatsächlich? Oder will sie ihn nur um ihre sexuelle Phantasie auszuleben? -
Ja, Patty will alles anders machen als ihre Mutter, dabei macht sie aber genau das selbe wie Connie: sie klammert und will Joey völlig vereinnahmen, auch wenn ihre Motive schon etwas anders sind, finde ich das Verhalten der Beiden sehr ähnlich.
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Zitat
Original von Lesebiene
Worin sehr ihr eine Ähnlichkeit zwischen Patty und Conny?
Patty will eigentlich nur alles anders machen als ihre Mutter. Conny hingegen ist ein Klammeraffe. Liebt die Joey tatsächlich? Oder will sie ihn nur um ihre sexuelle Phantasie auszuleben?Ich sehe da ganz viele Parallelen. Conny ist ebenso lieblos von ihren Eltern behandelt worden, wie Patty. Patty war ja diejenige, die sich um Conny gekümmert hat, als sie noch klein war. Selbst als es Conny schlecht geht, weil Joey sie mies behandelt, ruft ihre Mutter nur bei Joey an, weil sie nicht diejenige sein möchte, die sich um ihre Tochter kümmert. Conny ist in dieser Familie ein Störfaktor, genau wie Patty es war.
Patty hat ja erst angefangen Conny zu verachten, als sie festgestellt hat, dass sie sich an Joey heranmacht und die beiden eine Beziehung begonnen haben. Connys Wunsch mit Joey eine Familie zu gründen, entsteht aus ähnlichen Gründen wie damals bei Patty. Ich denke, dass Patty sich für ihren Sohn nicht eine Frau wünscht, die ihr so ähnlich ist. Patty leidet vielleicht an vielem, aber sicher nicht daran, sich selbst besser zu machen, als sie ist. Das Gegenteil ist der Fall.
Connys Verhalten Joey gegenüber empfinde ich aber, wie schon gesagt, als sehr verstörend.