Anne Freytag: Mein bester letzter Sommer (ab 14)

  • Über die Autorin
    Anne Freytag, geboren 1982, hat einen BA Hons. in »International Management« gemacht und für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie sich ganz ihrem Traumberuf widmete. 
Das Schreiben ist ihr während des Studiums ganz plötzlich »passiert« und hat sie nicht mehr losgelassen.


    Anne Freytag veröffentlichte bereits mehrere Romane für Erwachsene, teilweise unter ihrem Pseudonym Ally Taylor. Unter diesem Namen schreibt sie Romane, die in den USA spielen, erfindet sich mit ihrer besten Freundin Carrie Price (aka Adriana Popescu) malerische Städtchen an der amerikanischen Ostküste, badet im Klischee, taucht tief ins Drama ein und nennt prickelnde Erotik ihr Handwerk. Anne Freytag hingegen ist die fürs Reale, deren Geschichten in und um München spielen. Geschichten, die in der Nachbarwohnung stattfinden oder einer guten Freundin passieren könnten. Anne Freytag schreibt Erwachsenenliteratur und Jugendbücher.


    Kurzbeschreibung
    Wann du die große Liebe triffst, kannst du dir nicht aussuchen


    Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …


    Meine Rezension
    Tessa muß sterben. Sie weiß es und sie weiß auch, daß es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann ihr Herz und ihre Lunge versagen werden. Wütend und verzweifelt hadert sie mit sich, mit ihrer Familie, mit ihrem Leben. Sie fühlt sich betrogen: sie hätte noch soviel vorgehabt: ein Studium, ein Leben ... die Liebe. Doch dann trifft sie Oskar. Oskar versteht sie. Oskar gefällt sie. Oskar liebt sie. Langsam taut Tessa auf ... und dann hat Oskar einen verrückten Plan, den die beiden miteinander umsetzen.


    Tessas Geschichte ist ganz wunderbar erzählt. Auf der einen Seite möchte man sie wachrütteln: Du hast nicht mehr viel Zeit, nutze jeden Tag! Auf der anderen Seite kann man aber auch verstehen, warum sie sich so verbittert von allem zurückzieht. Auch Oskar hat keinen leichten Part: er läßt sich offenen Herzens auf Tessa ein, wohl wissend, daß ihnen nicht viel gemeinsame Zeit bleiben wird. Ganz vorsichtig gelingt es ihm, Tessas Schutzschild zu durchdringen. Die beiden unternehmen ihre Reise - dabei verrinnt ihre gemeinsame Zeit wie Sand in einer Sanduhr ... unaufhörlich wird sie weniger, Tag für Tag.


    Dies ist ein sehr trauriges Buch über das Abschiednehmen und doch wunderschön zu lesen. Es ist für mich trotz aller Trauer ungemein lebensbejahend und so schön geschrieben, daß es mir wirklich ans Herz ging. Ich würde es aber wirklich erst so ab ca. 14 Jahren empfehlen.


    Hervorheben möchte ich auch das Cover, das mir in seiner unaufdringlichen Gestaltung sehr gut gefällt und das so gut zum Inhalt passt. Auch die Gestaltung mit der Reiseroute und der Playlist finde ich ungemein passend und schön.


    Ein wunderschönes, todtrauriges Buch mit liebevollen und lustigen Momenten, das trotz allem ein gutes Gefühl hinterläßt. Mir hat es sehr gut gefallen - auch wenn ich der Zielgruppe doch schon ein wenig entwachsen bin.


    ASIN/ISBN: 3453270126

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Tessa ist krank und weiß, dass sie bald sterben muss. Sie zieht sich zurück, lässt niemanden an sich ran, weil sie niemandem weh tun möchte wenn sie gehen muss. Dann lernt sie Oskar kennen und plötzlich ist alles anders. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen gegen diese beginnende Liebe, stößt Oskar von sich und will ihre Gefühle nicht zulassen. Aber Oskar ist hartnäckig und auch als er weiß, warum Tessa so ist wie sie ist, lässt er sie nicht alleine und verbringt mit ihr den besten letzten Sommer.


    Was für ein trauriges und doch so schönes und berührendes Buch. Die Geschichte ist sehr einfühlsam und liebevoll geschrieben mit traurigen und lustigen Momenten und sympathischen Charakteren. Ich war die ganze Zeit gemeinsam mit Oskar und Tessa auf dieser letzten Reise.


    Von mir volle Punktzahl.

  • Überglücklich habe ich vor einer Woche das Buch erhalten, es stand auf meiner Wunschliste. Gestern morgen habe ich es begonnen und heute mittag beendet. Das Buch konnte ich nur schwer aus den Händen legen; es ist kein Buch, was man so nebenbei lesen kann. Es ist ein Buch, bei dem man öfter mit einem Taschentuch an den Augen tupft oder es auf Seiten tropft. Es ist ein Buch, das bewegt und dass einem wieder einmal zeigt, wie wichtig der Augenblick ist. Wir wissen nicht, ob es ein später gibt und wie lange wir Gast auf Erden sind. Dankbar muss man sein, dass man so alt schon werden durfte und nicht sterbenskrank ist.


    Ich habe Tessa und Oskar in mein Herz geschlossen. Sicher habe ich Zweifel, ob Eltern ihre Kinder nach so kurzer Freundschaft auf diese spontan geplante Reise lassen würden. Ob ein 19-jähriger Führerscheinneuling sich wirklich zutrauen würde, so spontan und mit der Verantwortung, wie auch tickenden Lebenszeitbombe neben sich, nach Italien zu reisen. Doch dies ist ein kurzer Gedanke, denn der grandiose Oskar handelt richtig und dass vermutlich, weil er nicht wie Erwachsene abwägt und keine Verpflichtungen hat. Er handelt ohne Tessa lange zu kennen, ohne Angst zu zeigen. Er schenkt Tessa die Möglichkeit ihren letzten Sommer zum Besten zu machen. Es gibt keine Hoffnung auf ein Wunder, Tessas Lebenszeit wird ihr keine Gelegenheit meht geben, selbst den Führerschein zu machen. Auf der Reise lebt sie, liebt sie, ist sie glücklich und wird abgelenkt vom unabänderlichen. Ihre Kraft lässt weiter nach... was irgendwie rückblickend für Oskar auch hilfreich sein kann, so hilflos er auch zuschauen muss der Freund/ Begleiter fürs Sterben zu sein. Seine Liebe und seine Präsenz sind das kostbarste Geschenk. Tessas Eltern und ihre Schwester lieben sie natürlich auch, doch Oskar ist das überraschende Wunder, was in Tessas letzten Wochen auftaucht und ihr das schenkt, wovon sie immer geträumt hat. Die erste große Liebe wird so süss beschrieben, dass man auch als Erwachsener wieder das Kribbeln verspürt, die Unsicherheit und Angst, was der andere wohl glaubt, denkt, in einem sieht. In Zeiten der mobilen Kommunikation ist man das Warten auf eine Antwort nicht gewohnt - kommt eine Frage, soll die Antwort sofort kommen.


    Oskar ist ein Held, die Geschichte mit dem Einkaufswagen ist grandios und sein Mut, wie seine Liebe sind traumhaft. Tessa ist wunderbar, ich konnte sie sehr gut verstehen und ihre Aussagen im Buch transportieren wichtige Gedanken. Ich verstehe auch Tessas Mutter gut und grandios verhält sie sich, als Tessa mitteilt mit Oskar nach Italien zu reisen. Beide Elternpaare vertrauen ihm zurecht, sie ist in guten Händen - Tessa kann sich fallen lassen und wird aufgefangen. Oskar ist kein 19-jähriger, wie man ihn eigentlich kennt, Oskar ist ein Wunder! Wie schwer ist es für eine Mutter zu sehen, dass die Tochter bald sterben wird, ihr nicht helfen zu können und Verständnis aufzubringen, dass Tessa die wenige Lebenszeit, die sie noch gemeinsam haben könnten, mit ihrer jungen Liebe auf Rundreise in Italien verbringen möchte.


    Die Hardcoverinnenseite mit der Italienreiseroute der Playlist sind wunderbar gestaltet, ich habe immer mal wieder dorthin geblättert.


    Es ist mein Monatshighlight, weil es mich emotional so gepackt hat und ich wünsche ihm den Erfolg von "Das Schicksal ist ein schlechter Verlierer/ Ein ganzes halbes Jahr". Ich werde es bestimmt erneut lesen.


    Ob ich es auch verschenke würde? Es ist ein Buch mit kostbarem Inhalt, auf den man sich zu 100% einlassen muss. So ein Buch lesen zu wollen, kann man nicht planen und auch keinem Menschen aufzwingen. Ein Buch, was sich um die letzten Wochen eines jungen Menschen dreht, kann man nur selbst wählen zu lesen und den Lesezeitpunkt bestimmen. Wenn mich jemand fragt, werde ich es verleihen - ich könnte aber schwer damit umgehen, wenn es jemandem nicht wie mir gefällt. Ihr merkt, mich hat das Buch gepackt und in einigen Tagen würde ich vermutlich auch etwas weniger emotional zum Buch schreiben können.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)