Pas pleurer
Lydie Salvayre
Editions du Seuil
2014
279 Seiten
ISBN 978-2-02-111619-9
Die Autorin (Verlagsangabe)
Lydie Salvayre, 1948 in Südfrankreich geboren, studierte Literaturwissenschaft und Medizin. Sie arbeitete als Psychiaterin in Marseille und begann in den 1970er Jahren mit dem Schreiben. Für „La compagnie des spectres“ erhielt sie 1997 den Prix Novembre Ihre Romane wurden in viele Sprachen übersetzt, auch in Deutschland erschienen drei Romane. Für "Weine nicht" ("Pas pleurer") wurde sie 2014 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.
Inhalt und meine Meinung
Der Roman besteht aus zwei kunstvoll ineinander verschachtelten Teilen. Montse, die Mutter der Erzählerin ist alt, vergesslich, sitzt am Fenster ihrer kleinen Wohnung und erzählt ihrer Tochter vom schönsten Sommer ihres Lebens. Dem Sommer 1936, in dem sie mit ihrem Bruder José nach Barcelona fährt, um sich den Anarchisten anzuschließen. Sie trifft und verliert dort die große Liebe ihres Lebens und kehrt schwanger in ihr katalanisches Dorf zurück. Sie wird mit dem Sohn des Großgrundbesitzers verheiratet und muss gemeinsam mit ihm vor den Faschisten nach Frankreich fliehen.
Gleichzeitig berichtet Georges Bernanos, ein konservativer, katholischer französischer Schriftsteller von den von Francos Falange begangenen Gräueltaten, die er auf Mallorca miterlebte. Besonders die katholische Kirche, die eindeutig für Franco Partei ergriff und die Morde an den „mauvais pauvres“, den bösen Armen, absegnete.
Fast brutal stehen sich die beiden Teile gegenüber, die schwärmerische, begeisterte Beschreibung der jungen Frau, die einen Sommer ungeahnter Freiheit erlebt und die Beschreibung des entsetzten Schriftstellers, der schonungslos die Untaten der Faschisten aufzählt.
Äußerst reizvoll ist auch die Mischung aus Montses äußerst kreativem, vom spanischen geprägten Französisch, voller Fehler, den spanischen Refrains von Revolutionsliedern und der kühlen, gebildeten Nachrichtensprache des Schriftstellers.
Georges Bernanos war ein französischer Schriftsteller, der sich mit seinem 1938 erschienen Buch: "Die großen Friedhöfe" an die Öffentlichkeit wandte.
Das ist kein Buch für Zwischendurch, man sollte sich Zeit dafür nehmen um den Wendungen und Zeitsprüngen in der Geschichte folgen zu können.
Es hilft, sich vor der Lektüre einen Überblick über den Verlauf des spanischen Bürgerkriegs zu verschaffen.
Mich hat dieses Buch begeistert, aufgewühlt, empört und beschäftigt mich noch immer. Eine Empfehlung für alle, die autobiographisch gefärbte Romane vor einem hochpolitischen Hintergrund mögen.
Inzwischen ist die deutsche Übersetzung erschienen:
Weine nicht
Im Blessing Verlag, Verlagsgruppe Random House, übersetzt von Hanna van Laak.
Leider gelingt es mir nicht, die deutsche Fassung hier zu verlinken.
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