Tobias Kley: Hauptsache weg. Flüchtlinge erzählen.

  • Die vielen Flüchtlinge, die Deutschland bzw. Europa erreichen, beschäftigen nicht nur Politik und Medien, sondern auch den einzelnen Menschen. Die Meinungen reichen von Ablehnung bis hin zu Optimismus und Offenheit. Autor Tobias Kley greift das aktuelle Thema auf:


    Im ersten Teil des Buches erzählen neun geflüchtete Menschen aus unterschiedlichen Ländern ihre Geschichten. Einige sind schon sehr lange in Deutschland, andere erst sehr kurz. Durch die Berichte erfährt der Leser ansatzweise, was Flucht
    für die Menschen wirklich bedeutet. Auch kulturelle Hintergründe und
    Fluchtursachen sind ein Thema. Vor jedem Erlebnisbericht gibt es einen
    Steckbrief des jeweiligen Landes, so dass man einen guten Überblick über die wesentlichen Details bekommt.
    Mir persönlich hätte noch eine Landkarte, auf der das Land markiert ist
    sehr gut gefallen. Hinten im Buch gibt es einige Fremdworterklärungen, wo Wörter wie "Al Quaida", "Burka" oder "Kafir"erklärt sind.


    Die Religion spielt in den meisten Erzählungen eine Rolle. Manche der Flüchtlinge haben in Deutschland oder Österreich Kontakt zu Christen bekommen und sind nun selber Christen, andere sind Muslime geblieben. Tobias Kley, der Herausgeber des Buches, ist ebenfalls Christ. Er leitet die Arbeit der GetAwayDays, um die es in dem Buch jedoch nur am Rande geht. So geht der Gewinn des Buches auch an die GetAwayDays bzw. an Flüchtlingseinrichtungen in Deutschland und Österreich.


    Der Autor versucht dem Leser deutlich zu machen, dass sich hinter der Masse an Flüchtlingen einzelne Personen verbergen. Er ermutigt die Leser im zweiten Teil des Buches, Verständnis zu haben und den geflüchteten Menschen direkt in die Augen zu schauen. Außerdem greift er weitere Themen auf, wie z.B. die Traumatisierung von Flüchtlingen. Zuletzt gibt er Hinweise, wie man den Menschen begegnen kann, und ermutigt, selber mitzuhelfen.


    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn ich einiges bereits wusste. Ich denke, dass das Buch eine gute Einführung in das Thema Flucht bietet. Die Zielgruppe des Buches sind deshalb meiner Meinung nach die Menschen, die keinen persönlichen Kontakt zu geflüchteten Menschen haben, so dass das Buch sich nicht unbedingt an Menschen richtet, die bereits ehrenamtlich oder hauptamtlich mit Flüchtlingen arbeiten. Das Buch lässt sich schnell lesen und einfach verstehen, auch wenn es emotional durch die Erlebnisberichte bedrückend ist. Anfangs wusste ich beim zweiten Teil des Buches nicht so ganz, worauf der Autor hinaus möchte, doch ich denke, dass dieser weiterführende Teil wichtig ist, um die Leser nicht einfach mit den Erlebnisberichten alleine zu lassen, sondern zum Nachdenken anzuregen.


    Insgesamt ein sehr informatives und wichtiges Buch, dass Mut macht, sich auf die einzelnen Flüchtlinge einzulassen, selber mitzuhelfen und Toleranz zu zeigen.