Picus Verlag, Wien 2011
Gebunden, 240 Seiten
Kurzbeschreibung:
Moira, eine attraktive, junge schwarze Frau, bereitet einen Dokumentarfilm über das Organ Haut vor. Der Dermatologe Gert Gerlach erklärt sich bereit, sie bei dem Projekt zu unterstützen. Sie geht bei ihm ein und aus, und der Arzt verliert rasch jede Distanz. So gerät Moira im Laufe ihrer Recherchen mehr und mehr in die Wirren des Privatlebens des alternden Gerlach und seiner krankhaft eifersüchtigen Frau. Der junge Arzt Viktor Weber will Gerlachs Praxis bei Köln übernehmen und freut sich auf ein harmonisches Leben mit seiner Freundin Klara, die ihm bald aus Frankfurt in die neue Heimat folgen soll. Doch auch das junge Paar schlittert ungewollt in Gerlachs Leben hinein und Klaras Umzug verzögert sich, während Moira sich von Anfang an stark zu Viktor hingezogen fühlt Statt als objektive Beobachterin hinter der Kamera das Geschehen still zu kommentieren, dringt Moira in die Geschichte der beiden Paare ein und bringt sich damit selbst in Gefahr.
Über die Autorin:
Sylvie Schenk, geboren 1944 in Chambery in Frankreich, lebt seit 1966 in Deutschland. Seit 1995 schreibt sie auf Deutsch.
Mein Eindruck:
Sylvie Schenk ist eine französisch-deutsche Schriftstellerin, die bisher im Wiener Picus-Verlag veröffentlicht hat. Ihr nächster, kommender Roman wird bei Hanser erscheinen, außerdem liest sie demnächst beim Bachmann-Preis 2016 in Klagenfurt.
Zeit also, endlich einen Roman der Autorin zu lesen, bevor sie zum Literatur-Star wird.
Der Gesang der Haut zeigt in vielen Elementen, warum diese Autorin so viel Potenzial hat. Ihr gelingt es, ein gediegenes Szenario zu entwerfen, das zeitlos wirkt. Hinzu kommen gute Dialoge und realistisch wirkende Figuren. Dabei stört es nicht, dass die Protagonisten irgendwie schräg sind. Das gilt weniger für den jungen Arzt Viktor Weber, der von Frankfurt nach Köln geht, um dort in eine Praxis eines älteren Arztes einzusteigen und sie nach dessen baldiger Pensionierung zu übernehmen.
Dieser Arzt Gert Gerlach und seine Frau Henrietta scheinen leicht exzentrisch zu sein. Viktors Freundin macht das Quartett perfekt. Dann gibt es aber noch die junge und lebhafte Moira, die die Grenzen der Konventionen aufbricht.
Sylvie Schenk zeigt das spezielle Ambiente geschickt. Da wird Champagner getrunken, Nocturnes von Chopin gehört, Filme von Ozone, Lyrik von Celan etc.
Dabei liebt es Gerlach mit den jungen Frauen zu flirten. Das regt die krankhaft eifersüchtige Henrietta auf.
Die Situation spitzt sich zu und mindestens für einen wird es nicht so gut ausgehen. Die Handlung wird konsequent vorangetrieben, die Kapitel werden nur von der Erzählstimme Moiras immer wieder mal unterbrochen.
Das Buch lebt von den raffinierten und untergründigen Stimmungen. Sylvie Schenk ist eine beachtenswerte Autorin.
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ASIN/ISBN: 3854526741 |