Im Rahmen des Münchner Krimifestivals las Donna Leon gestern im Auditorium der BMW Welt aus ihrem Jubiläumskrimi "Ewige Jugend" - Commissario Brunettis 25. Fall.
Pünktlich um 19 Uhr betrat die Autorin nach kurzer Anmoderation einer Festival-Mitarbeiterin zusammen mit Annett Renneberg, einer der Darstellerinnen aus den Brunetti-Verfilmungen, die heute die Moderation und den deutschen Part übernahm die Bühne.
Die beiden Damen nahmen nicht wie erwartet am bereitstehenden Tisch und den Sesseln Platz, denn Donna Leon hatte sich verliebt - in einen am Bühnenrand stehenden blau-weißen BMW Isetta Kabinenroller aus den 50er Jahren und wollte den ersten Teil der Lesung von hier aus halten, was dann auch problemlos funktioniert hat. Nur aussteigen bzw. die Türe des Roller öffnen konnten die beiden Damen nicht ohne fremde Hilfe.
Nachdem die beiden jeweils zwei Stücke aus dem Roman in englischer und deutscher Sprache gelesen hatten, begann der Fragenteil. Nachdem das Auditorium mit seinen 700 Plätzen restlos ausverkauft war, verzichtete man allerdings auf Publikumsfragen, sondern hatte vorab eine Facebook-Umfrage gestartet, was die Leser denn von der Autorin wissen wollten und diese Fragen wurden von Annett Renneberg dann gestellt.
Die Autorin, die seit 1981 in Vendig lebt, erzählte uns, dass sie sich sehr für den Schriftsteller Ross MacDonald begeistert und seine Bücher mit den Handlungen über teils mehrere Jahrzehnte hinweg sehr bewundere. Aus diesem Grunde wollte sie sich auch einmal an einem Buch versuchen, welches in Rückblicken über mehrere Zeitebenen führt. Sie wird es nie wieder tun, sagte sie, es wäre unglaublich schwierig am Ende alle Fehler wieder aus dem Text zu bekommen
Sehr ernst wurde sie bei dem Thema, ob sie sich denn vorstellen könne, aus Venedig - wo sie seit 1981 lebt - wegzugehen. Das hätte sie in gewisser Weise schon getan (sie hat einen Zweitwohnsitz in Zürich), sagte sie. Und erzählte, wie sich Venedig in den letzten 35 Jahren durch den extremen Massentourismus verändert hat. Heute leben nur noch knapp 60000 Venezianer in der Stadt, bezahlbaren Wohnraum gibt es nicht mehr, alle freistehenden Appartments und Wohnungen werden zu horrenden Preisen an Airbnb-Unternehmer verkauft (aktuell wieder 60 Stück an einen Österreicher). Die Stadt lebt nur noch dafür, dem Touristenstrom gerecht zu werden.
Zum Ende hin erfreute sie ihre Leser mit der Nachricht, dass ein weiteres Buch seit wenigen Tagen bereits fertig sei und sie noch Ideen für zwei weitere im Kopf hätte.
Anschliessend wurden noch geduldig Bücher signiert und Autogramme verteilt.
Insgesamt war die Lesung zwar kürzer als ich es von bisherigen Veranstaltungen kannte, aber dennoch gelungen. Die Autorin kam sehr sympathisch rüber, an vielen Themen hochinteressiert und auch Annett Renneberg machte ihren Teil sehr gut.
Besonders gut gefallen hat mir die Location, die man zwar vermutlich einfach wegen ihres Fassungsvermögens gewählt hatte und die mit der Handlung nichts zu tun hatte. Die BMW Welt ist ein faszinierender Komplex wenn man sich für Fahrzeuge interessiert, wird man, sobald man mit dem Aufzug aus der Tiefgarage hochgefahren ist, sich wie im Paradies fühlen.