(Kleinere) Inhaltliche Fehler in Büchern - lest Ihr weiter oder nicht?

  • Huhu,


    stört Euch das bei Büchern, wenn kleinere Fehler vorhanden sind? Lest Ihr trotzdem weiter? Oder legt Ihr das Buch verärgert auf ewig beiseite?


    Ich lese gerade "Adrenalin" von Michael Robotham. Von dem habe ich schonmal ein Buch gelesen - auch da erinner ich mich an kleinere Fehler -, aber irgendwie schreibt der eigentlich recht flott und flüssig und die Geschichte ist sehr spannend. Aber...


    Mal als Beispiel, was ich mit Fehler meine. Der Protagonist berichtet über seine Jugend mit seiner Tante, die irgendwie psychisch krank war und nie ihr Haus verließ. Dort lese ich über eben diese Tante:
    "Ich weiß nicht, wovon sie gelebt hat." Dann werde ich 6 Zeilen lang darüber aufgeklärt, dass sie zwar monatlich von einer Anwaltskanzlei Schecks erhielt , die sie aber nie angerührt hat, um dann zu erfahren:
    "Sie arbeitete als Näherin."


    Für die Thrillerhandlung ist das vermutlich total unerheblich, ob er nun nicht weiß, wovon sie gelebt hat, oder doch, aber ich muss ja gestehen, mich regt sowas auf.


    Lest Ihr da einfach drüber weg, wenn es nicht wirklich elementare Informationen sind?


    LG
    Frettchen

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Nein! In der Regel breche ich das Buch sofort ab. Es mag wohl sein das sich einmal ein Fehler einschleicht, ich investiere allerdings nicht meine Zeit in ein Buch nur um herauszufinden, das es doch mehrere solcher Fehler gibt, welche unter Umständen das Vergnügen an der Lektüre nachhaltig zunichte machen.


    Und warum sollte ich das Buch eines Autoren lesen, der Seine Geschichte nicht im Griff hat?

  • Danke :-), ich dachte schon, ich wär zu empfindlich/pingelig.


    Aber hat da nicht vor allem das Lektorat auch geschlampt? Dass ein Autor - da die Story um die Tante ja wirklich nebensächlich ist - da evtl. was Komisches schreibt, kann ich ja irgendwie nachvollziehen. Aber liest sowas niemand Korrektur?


    Und Robotham ist ja jetzt kein 08/15-Typ im Selfpublishing.


    Ich hab jetzt schon auf Seite 25 keine Lust mehr auf das Buch, obwohl ich eigentlich finde, dass der Autor wohltuend gut schreibt für einen Thrillerautoren und das letzte Buch, das ich vom ihm gelesen habe, fand ich tierisch spannend.


    Hat der Autor wirklich die Geschichte nicht im Griff oder hat das Lektorat einfach was verpennt? Ist nicht ein Lektor dafür da, bei einem an sich guten Buch solche Fehler dann vor Veröffentlichung zu verbessern?

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Die Klagen über ein schlampiges Lektorat häufen sich - nicht erst seit gestern wird bemängelt das viele inhaltliche und andere Fehler jeder Kontrollinstanz entgangen sind.


    Aus den verschiedensten Gründen übernimmt das Lektorat heute viele Aufgaben jenseits des ursprünglichen Auftrags. Vieles wird von den Verlagen an externe Mitarbeiter abgegeben, vieles geschieht unter Zeitdruck. Es ist kaum verwunderlich das ein Lektorat heute der eigentlichen Arbeit nicht mehr mit der angemessenen Sorgfalt nachgehen kann - es ist schlichtweg nicht genug Zeit vorhanden.



    (Wobei ich in dem von Dir geschilderten Fall vor Allem den Autor verantwortlich mache - sicher, dem Lektorat ist der Fehler entgangen - da er die Geschichte erst vermurkst hat. )

  • Meistens lasse ich dem Buch noch eine Chance.


    Im Fall einer Übersetzung finde ich es schwierig, weil theoretisch die Originalausgabe in Ordung sein könnte. Zugunsten der Autoren und Lektoren nehme ich an, dass viele Fehler in Hektik entstehen, wenn schnell ewas korrigiert werden soll, das dann verschlimmbessert wird.


    In letzter Zeit schreibe ich allerdings sehr deutlich in Rezensionen, wenn ein Buch schon im Original Recherchefehler gehabt haben muss. Vereinfachtes Beispiel: ein Autor beschreibt, wie jemand den Boden von der trockenen Kante aus wischt, in dem er mit dem nassen Mopp durch seine frische, noch feuchte Fläche läuft. Wenn man noch nie geputzt hat und auch niemanden kennt, der das getan hat, soll man es besser nicht beschreiben. ;-)


  • Ich wäre da wohl nicht so streng und würde weiterlesen.


    Man kann es ja auch so interpretieren:


    - Der Protagonist weiß nicht, wovon seine Tante ( aktuell ) gelebt hat. Also von welchem Geld........
    - Er weiß, dass sie Schecks erhalten aber diese nicht eingelöst hat ( also konnte sie davon nicht leben ).
    - Früher arbeitete sie als Näherin - heute wohl nicht mehr, von daher gibt es von dieser Seite aus auch keine Einnahmequelle mehr.


    Ich hätte also mit dem Weiterlesen kein Problem. ;-) :wave

  • Je nachdem, wie gut mir das Buch bis dahin gefällt, würde ich wohl erstmal weiterlesen. Ich hatte es in letzter Zeit auch ein paar Mal, dass ich nicht nur über sprachliche, sondern auch über inhaltliche Fehler gestolpert bin. Allerdings waren das sehr dicke Bücher mit vielen Personen/Handlungssträngen, sodass ich einfach mal drüber hinweggesehen habe, dass dem Autor da wohl was durch die Lappen gegangen ist.


    Stören tut es mich aber sehr wohl, da bist du nicht allein! :-)


    LG, Bella

  • Es kommt immer sehr darauf an, wie solche "Kleinigkeiten" stören. Wenn das Buch an sich gut ist, dann les ich über sowas einfach drüber, anders sieht es aus, wenn es sich sowieso zieht oder andersweitig schwierig zu lesen ist. Dann fallen auch diese Kleinigkeiten wesentlich besser auf.


    Da ich ein seltener Buch-Abbrecher bin, führen inhaltliche Fehler eher selten zu einem direkten Abbruch, da muss es schon was massives sein. Wenn es mich aber stört, schreib ich das auch in meiner Rezi, egal ob es ein Fehler des Autors, des Lektorats oder der Übersetzung ist. Ich habe ja eine Meinung zum Gesamtkunstwerk "Buch" und nicht zu einzelnen Bereichen, die ich als Laie sowieso nicht auseinanderziehen kann.


    Perfekt ist nichts - kein Mensch, kein Buch.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Das kommt darauf an, wie mir das Buch ansonsten bisher gefallen hat und mich fesselt. Bei deinem aktuell erwähnten Beispiel wäre ich wohl großzügig und würde gerne bei Rosenstolz`Interpretierung unterschreiben.


    Was mich allerdings sehr stört, wenn sich grammatikalische Fehler häufen.

  • So pauschal kann ich das auch nicht sagen. Es kommt immer sehr auf die Art des Fehlers an und vor allem auch, wie mir der Rest des Buches, die Geschichte an sich und der Stil des Autors, gefallen. Nerven würde es mich allerdings schon. Ein Kollege hat mir mal von einem Krimi erzählt, bei dem die Autorin den Namen einer wichtigen Figur, die aber nur einmal am Anfang und dann bei der Auflösung vorkam, ganz unterschiedlich angab: bei ersten Auftreten etwa Jens Petersen und am Ende dann Peter Jensen (das ist nur ein Beispiel, ich weiß den richtigen Namen nicht mehr). Das finde ich dann schon ziemlich übel, bin aber nicht sicher, ob es mir auch aufgefallen wäre.

  • Manche vermeintlichen inhaltlichen Fehler sind unter Umständen gar keine, sondern entstehen einfach dadurch, dass entweder der Autor sich etwas unglücklich / nicht ganz genau ausgedrückt hat, oder ... und das kommt sicher recht häufig vor .... jeder etwas anderes hinein interpretiert.


    Um mal bei dem eingangs erwähnten Beispiel zu bleiben:


    Zitat

    Original von Frettchen
    Der Protagonist berichtet über seine Jugend mit seiner Tante, die irgendwie psychisch krank war und nie ihr Haus verließ. Dort lese ich über eben diese Tante:
    "Ich weiß nicht, wovon sie gelebt hat." Dann werde ich 6 Zeilen lang darüber aufgeklärt, dass sie zwar monatlich von einer Anwaltskanzlei Schecks erhielt , die sie aber nie angerührt hat, um dann zu erfahren:
    "Sie arbeitete als Näherin."



    Ich kenne das Buch nicht, würde jetzt aber einfach mal vermuten, dass die Tante (die ja aus gesundheitlichen Gründen das Haus nicht verlassen kann) zwar als Näherin arbeitet, aber eben ausschließlich in ihrem Zuhause. Das zumindest wäre jetzt eben meine Interpretation davon.


    Ob es sich nun letztendlich wirklich um einen Fehler handelt, kann wohl nur der Autor aufklären. Deswegen finde ich Leserunden mit Autorenbegleitung sehr schön, weil man dort nämlich genau solche Dinge ansprechen und diskutieren kann.


    Ansonsten breche ich persönlich nicht so leicht ein Buch ab. Da müssten dann schon sehr schwerwiegende und / oder sich permanent wiederholende Fehler häufen, dass ich völlig entnervt das Buch abbrechen würde. Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist mir das erst einmal bei einem Verlagsbuch passiert, aber schon öfter beim Anlesen selbstpublizierter "Werke".

  • Gerade die Sache mit der Näherin bietet sehr viel Auslegungsspielraum. Heimarbeit kann üblich gewesen sein, die Näherin hat ihre eigene Maschine genutzt oder eine Maschine gestellt bekommen und vermutlich hat sie ihre Aufträge von einem Boten des Ateliers oder der Schneiderei gebracht bekommen. So haben unsere Großmütter gearbeitet - und auch viele Figuren aus Romanen.

  • Bei einer kleinen Ungereimtheit in einem Buch, das sich ansonsten gut liest, würde ich nicht abbrechen. Ärgert oder langweilt es mich sowieso schon, dass wäre das eher ein Grund.


    Ich hatte mal in einem Lesexemplar eine Stelle bei der sich zwei Kleinkriminelle auf der Insel Giglio stritten und der einen dem anderen sagte, er würde bald über den Deister gehen...sowas geht gar nicht und ich war total sauer.


    Später hat man mir gesagt, dass die Stelle angeblich nicht im Buch zu finden sei. Entweder sie wurde tatsächlich noch entfernt, oder die Fans, die meine Rezi böse abgewertet haben, wollten diesen Fauxpax ihrer unantastbaren Autorin (von der ich kein Buch mehr lesen werde) nicht wahr haben.

  • Ich würde mal behaupten, dass mir viele dieser kleinen inhaltlichen Fehler gar nicht auffallen. :lache


    Ansonsten geht es mir wie vielen anderen hier: Wenn das Buch ansonsten gut ist, würde ich weiter lesen. Eventuell würde ich mich freuen, weil mir dieser Fehler aufgefallen ist (unter Zugrundelegung dessen, dass ich mich selbst dahin einschätze, dass sie mir normalerweise nicht auffallen würden :grin ), möglicherweise, wenn ich ihn bis dahin nicht wieder vergessen habe, bei einer Rezi ansprechen.


    Wenn das Buch aber ohnehin doof war, könnte ich mir vorsellen, dass als letzten Grund für einen Abbruch zu nehmen, obwohl ich mich grad nicht erinnern kann, aus solchen Gründen schon mal ein Buch abgebrochen zu haben. :gruebel

    Ein Mädchen sollte zwei Sachen sein: Elegant und fabulös.

    (Coco Chanel)


    #proannika

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  • Wenn solche "Kleinigkeiten" nicht handlungsrelevant erscheinen, rege ich mich nicht groß darüber auf. Ich lese weiter. Sollten siche Dinge jedoch häufen, dann fliegt das Buch irgendwann in die Ecke.
    Was mich unglaublich aufregt sind "medizinische" Fehler, aber das mag daran liegen das ich vom Fach bin. Und die sind meist handlungsrelevant ( Verletzungen des Opfers, Krankheiten -> falsche Symptome dazu, etc..) und regen mich furchtbar auf.
    Aber Juristen, Polizisten und vielen anderen Berufsgruppen geht es wahrscheinlich genauso wenn der Ermittler oder die Anwälte im Buch irgendwelchen Murks abziehen...

  • @Nofret - solche Recherchefehler im Bereich Medizin gehen für mich gar nicht. Aber auch dieses Bild von den Krankenhäusern finde ich übel. Da wird in Büchern und im TV immer noch so getan, als haben Schwestern und Pfleger, ja sogar Gerichtsmediziner Zeit... :lache


    Ich war in diesem Jahr auf der Suche nach Bfdlern und musste warten, bis die beliebtesten Stellen vergeben waren, bis ich jemanden bekam. Die beliebtesten Stellen sind tatsächlich: Notaufnahme und Pathologie... :grin Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis die ersten entdecken, dass es in diesen Bereichen ganz anders als in Büchern und im TV duftet und aussieht...

  • Zitat

    Original von Eskalina
    @Nofret - solche Recherchefehler im Bereich Medizin gehen für mich gar nicht. Aber auch dieses Bild von den Krankenhäusern finde ich übel. Da wird in Büchern und im TV immer noch so getan, als haben Schwestern und Pfleger, ja sogar Gerichtsmediziner Zeit... :lache


    In Hülle und Fülle sogar, aber die muss ja sinnvoll genutzt werden - mit Kaffee trinken zum Beispiel :lache Wer käme denn bitte auf die Idee wir hätten was tun? :grin



    OT: Ich muss gestehen, Patho finde ich auch super - wenn was frei wäre, würde ich sofort die Stelle wechseln.

  • Bei solch kleinen inhaltlichen Fehlern breche ich nicht sofort ab, was ich aber definitiv nicht ab kann, sind Rechtschreib- und Grammatikfehler. Dabei meine ich noch nicht mal kleine Tippfehler sondern offensichtliche Unkenntnis (Genitiv-/Dativproblem etc.). Das kommt sooooo häufig vor, dass ich für mich festgelegt habe solche Bücher einfach nicht mehr zu beenden. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher :D