Bachmann-Preis 2016

  • Bald beginnen wieder die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klyagenfurt.


    3sat Liveübertragung 29. Juni - 3. Juli
    30 Juni,10.00 bis 15.30 Uhr Lesungen und Diskussionen
    1. Juli, 10.00 bis 15.30 Uhr Lesungen und Diskussionen
    2. Juli, 10.00 bis 14.00 Uhr Lesungen und Diskussionen
    3. Juli, 11.00 bis 12.00 Uhr Preisvergabe


    Die Autorenauswahl ist dieses Jahr sehr international und vielleicht deswegen besonders reizvoll. 14 Autoren aus acht Nationen. Die meisten Autoren haben schon veröffentlicht, aber es gibt auch Newcomer.


    Es lesen.


    Marko Dini – SRB
    Ada Dorian – D
    Tomer Gardi – ISR
    Isabelle Lehn – D
    Sascha Macht – D
    Selim Özdogan – TUR
    Sharon Dodua Otoo – GB
    Stefanie Sargnagel – A
    Sylvie Schenk – D
    Bastian Schneider – D
    Jan Snela – D
    Astrid Sozio – D
    Julia Wolf – D
    Dieter Zwicky – CH


    Auf der Homepage kann man jetzt schon die Videoportraits der Autoren sehen.
    http://bachmannpreis.orf.at/tags/autoren2016/


    Es werden mehrere Preise vergeben. Der Ingeborg-Bachmann-Preis 2016, gestiftet von der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee, ist mit 25.000 Euro dotiert.


    Es würde mich freuen, wenn an dieser Stelle dann auch bei uns Diskussionen um die Texte entstehen.

  • Heute morgen las als erste Stefanie Sargnagel. Ich muss tagsüber arbeiten, also sehe ich den Bewerb zeitversetzt.


    Über die Autorin:
    Stefanie Sargnagel, geboren 1986 im Wiener Armenviertel, studiert Malerei bei Daniel Richter an der Akademie der bildenden Künste, arbeitet im Call Center, geht gerne ins Wirtshaus


    Mein Eindruck:


    Der Text war relativ amüsant, wienerisch, vielleicht auch etwas harmlos und selbstreferenziell. Die Erzählerin ist Schriftstellerin.
    Eine Figur des Textes fragt die Icherzählerin, ob sie den Bachmann-Text schon fertig hat. Antwort: Nein. Ich Scheiss drauf. Mir fällt nichts ein.
    Sargnagel überzeugt durch Ironie! Letztlich reichen mir aber die 25 Minuten des Vortrags.

  • Über den Autor:
    Sascha Macht, 1986 in Frankfurt (Oder) geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er veröffentlichte in diversen Anthologien und Zeitschriften und war u. a. Stipendiat des Künstlerhauses Lukas Ahrenshoop, der Stiftung Brückner-Kühner in Kassel und der LCB-Autorenwerkstatt Prosa 2015. Ebenfalls 2015 belegte er den ersten Platz des Literaturwettbewerbs New German Fiction. Mit seinem Debütroman »Der Krieg im Garten des Königs der Toten« wurde Sascha Macht 2016 mit dem Silberschweinpreis ausgezeichnet. Er lebt in Leipzig.


    Mein Eindruck:
    Ein apokalyptischer Text im Universitätsmilieu, gut ausformuliert.
    Es gibt interessante Ansätze und Ideen im Text. Von der Jury jedoch gab es anfangs massiv verbale Prügel. Ausnahmen gab es aber auch. Juri Steiner spürt einen barocken Sound, ein Satz, dem ich folgen kann.

  • Über den Autor:
    Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, studierte
    Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin.
    Er war Herausgeber der Zeitschrift »Sedek: A Journal on the
    Ongoing Nakba«, ein Projekt der israelisch-jüdischen Initiative
    Zochrot, die die Erinnerung an die Vertreibung der Palästinenser
    im öffentlichen Diskurs verankern will. Tomer Gardis literarischer
    Essay Stein, Papier (dt. 2013 bei Rotpunkt) erschien 2011.


    Mein Eindruck:
    Ein israelischer Autor mit dem Thema Migration und einer gebrochenen Sprache.
    Offenbar hat der Text Bezüge zum Roman Broken German, der demnächst erscheinen wird.
    Der Vortrag hat wie schon das wortlose Portrait etwas von einer Performance, es ist aber auch ein Gestammel, dem schwer zu folgen ist.
    Ich könnte mir vorstellen, das der Text in Romanform genießbarer wird.
    Den Text zu lesen ist einfacher als zu hören.


    Hängen bleibt: Wir sind Babylonisch.

  • Über die Autorin:
    Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry, Frankreich, geboren, studierte in Lyon und lebt seit 1966 in Deutschland. Sylvie Schenk veröffentlichte Lyrik auf Französisch und schreibt seit 1992 auf Deutsch. Sie lebt bei Aachen und in La Roche-de-Rame, Hautes-Alpes.


    Mein Eindruck:
    Auf diese Autorin habe ich mich gefreut, da ich schon einen guten Roman von ihr gelesen habe. Sie ist eine erfahrene Autorin.
    Schnell, dein Leben ist ein Romanauszug aus dem kommenden, gleichnamigen Roman.
    Der Text gefällt mir ausgesprochen gut. Thema ist natürlich die Verbindung/Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland in der Nachkriegszeit.
    Am Besten hat mir der Abschnitt mit Johann mit seinem Korb und dem Karl May-Buch auf der Zugfahrt gefallen.
    Der Text hat meiner Meinung nach einen Preis verdient.

  • Über den Autor:
    Selim Özdogan, geboren 1971, Studium der Völkerkunde, Anglistik und Philosophie. Veröffentlichungen seit 1995.


    Mein Eindruck:
    Selim Özdogan liest einen Text, den man ansatzweise dem Genre Popliteratur zurechnen kann.
    Der Hase im Kopf des Erzählers ist vielleicht eine Art Unterbewusstsein.


    Originelle Story! Nicht gerade langweilig!

  • Bastian Schneider: MEZZANIN



    Über den Autor:
    Bastian Schneider, 1981 in Siegen geboren. Studium der Psychologie sowie der deutschen und französischen Literatur in Marburg und Paris; Studium der Sprachkunst in Wien. Lebt in Köln und Wien.


    Mein Eindruck:
    Miniaturen, sprachlich fein ausgearbeitet.
    Die Kritik der Juroren war überraschend drastisch.
    Ich hingegen könnte mir vorstellen, mehr von Bastian Schneider zu lesen.

  • Über den Autor:
    Marko Dinic, geboren 1988 in Wien, lebt in Salzburg. Er liest auf Einladung von Klaus Kastberger.
    Kindheit und Jugend in Belgrad, Serbien. 2008 zieht er nach Österreich, Studium der Germanistik und Jüdischen Kulturgeschichte in Salzburg. Seit 2012 rege Publikationstätigkeit von Lyrik und Prosa in Anthologien und Zeitschriften.


    Mein Eindruck:
    Ein eindrucksvoller Romanauszug über eine Kindheit in Serbien während des Krieges und später der Aufarbeitung der Schuld der Väter. Vielleicht teilweise wirklich etwas schlicht, wie Hubert Winkels andeutet.
    Es gab auch Gesangseinlagen! Die Kritik der Juroren war überwiegend positiv. Ein Preis ist bestimmt drin.

  • Vielen Dank, Herr Palomar! :wave
    Edit: Ich habe leider gar keine Zeit, um mir die Sendungen anzusehen und somit auch keine Dikussionsgrundlage.
    Über deine Eindrücke freue ich mich sehr! :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Über die Autorin:
    Ada Dorian studierte Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Osnabrück. Anschließend lebte sie lange in Hamburg, wo sie seit 2008 im writers room aktiv war.
    Jetzt ist Osnabrück ihre Wahlheimat. Ada Dorians Romandebüt „Betrunkene Bäume“ erscheint 2017 bei Ullstein Buchverlage.


    Mein Eindruck:
    Ada Dorian liest einen Romanauszug. Sie hat einen interessanten Plot und starke Figuren (Erich, seine Tochter Irina, die junge Ausreißerin Katharina) erschaffen. Relativ konventionell erzählt, aber das ist OK. Ich würde gerne weiterlesen.

  • Über die Autorin:
    Sharon Dodua Otoo ist Schwarze Britin – Mutter, Aktivistin, Autorin und Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe „Witnessed“ in der edition assemblage. „the things i am thinking while smiling politely“, ihre erste Novelle, erschien 2012. 2014 erschien Synchronicity. Sharon lebt, lacht und arbeitet in Berlin.


    Mein Eindruck:
    Eine phantasievolle, originelle Erzählung, humorvoll gestaltet und gediegen vorgetragen. Preisverdächtig!

  • Über die Autorin:
    Astrid Sozio, geboren 1979, studierte nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin unter anderem Wirtschaftswissenschaften in Deutschland und Creative Writing in England. Sie arbeitete unter anderem als Buchhalterin, Texterin und Schuhverkäuferin mit Stationen in Bochum, Frankfurt, Brüssel, London und Düsseldorf. Texte von ihr erschienen in der Süddeutschen Zeitung und diversen Literaturzeitschriften wie transmission magazine und entwürfe. 2012 war sie Finalistin beim Prenzlauer Berg Literaturpreis und 2014 beim Open Mike. Derzeit lebt sie mit ihrer Familie in Hamburg und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin.


    Mein Eindruck:
    Eine Frau trifft auf ein Flüchtlingsmädchen. Ein Text, der nicht einfach zu ertragen ist. Es ist nicht angenehm, in die Gedankenwelt einer solchen Wutbürgerin einzudringen.
    Die Jury hat den Text geradezu zerrissen. Mir fällt es aber schwer, über diesen Romanausschnitt in dieser Form schon ein Urteil zu fallen.
    Ob es dann im Roman doch funktioniert bleibt abzuwarten.

  • Über den Autor:
    Dieter Zwicky wurde 1957 geboren. Er lebt und schreibt seit 2004 in Uster.
    2002 erschien die Prosasammlung «Der Schwan die Ratte in mir».
    2006 erscheint der Prosaband «Reizkers Entdeckung».
    2006 ZKB Schillerpreis 2006 für «Reizkers Entdeckung».
    Im September 2016 wird sein neues Buch erscheinen: »Hihi – Mein argentinischer Vater«


    Mein Eindruck:
    Bei diesem letzten Beitrag des Wettbewerbs hatte ich Schwierigkeiten durch die Art des Vortrags des Autors. Mir ist schon klar, dass der ungewöhnliche Erzählton Programm ist. Mich hat es aber massiv genervt. Aber man kann ja auch nicht alles gut finden.

  • Danke, Herr Palomar für diesen Thread und deine Eindrücke. Schade, dass ich das erst jetzt entdeckt habe, so konnte ich mir keine der Lesungen ansehen bzw. anhören.
    Vier der vorgestellten Bücher sind auf meine Wunschliste gewandert.
    Und ich freue mich, das Selim Özdogan dabei war. Das Buch hat mir gut gefallen. Sehr entspannte, feinsinnige und eigenwillige Ironie.