Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
Dieses Buch ist eine Neuauflage von "Die Bestie in meinem Bett".
Warum nehmen Frauen Kontakt zu Männern auf, die im Gefängnis sitzen?
Die 36-jährige Bibliothekarin Dorothea Baum beginnt einen Briefwechsel mit dem verurteilten Totschläger Oliver Hilzinger. Es gelingt ihm, ihr Vertrauen durch seine einfühlsamen Briefe so weit zu gewinnen, dass sie ihn schließlich besucht und nach einigen Jahren heiratet.
Doch kennt sie den Mann wirklich, mit dem sie ihr Bett teilt? Als eine ermordete Frau gefunden wird, beginnt Dorothea zu zweifeln. Denn auch sonst ist nichts so, wie sie es sich vor seiner Entlassung erträumt hat.
Ein Thriller, der leise beginnt und vom Leser alles abverlangt. Kein Buch für schwache Nerven!
meine Meinung
Dorothea beginnt eine Brieffreundschaft mit Oliver, der im Gefängnis sitzt. Aus anfänglichen Schmeicheleien wird bald Liebe und Dorothea ist sich sicher, dass sie ihren Traumprinzen gefunden hat. Dass er eine Vergangenheit hat, schert sie nicht, und sie freut sich auf seine Entlassung. Doch dann geschieht ein Mord und die junge Frau gerät ins Wanken....
„Totgetäuscht“ war mein erster Thriller von Cornelia Lotter und hat mir insgesamt gut gefallen. Die Autorin gewährt einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt einer Frau, die sich von einem Strafgefangenen um den Finger wickeln lässt. Lediglich der Schluss gerät dabei holprig.
Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Allerdings begleitet man, bis auf wenige Ausnahmen, die Hauptfigur Dorothea Baum durch ihren Alltag und ihre beginnende Liebe zu Oliver. Was als harmlose Brieffreundschaft begann, entwickelt sich zu einer Romanze, deren Höhepunkt darin besteht, dass Oliver nach seiner Entlassung zu Dorothea zieht. Was locker-leicht anmutet, hat mich sehr mitgenommen. Denn Cornelia Lotter versteht es sehr gut, die widerstrebenen Gedanken, die Dorothea hat, wiederzugeben und ihre Leser in das Für und Wider hineinzuziehen. Beim Lesen schwankte ich selbst immer wieder zwischen „Liebe darf alles“ und „Ist sie wahnsinnig, sich mit einem Verurteilten einzulassen?“ Und genau dieses Auf und Ab hat den Roman so spannend gemacht.
Dorothea als Hauptfigur war mir dabei nicht immer sympathisch, wenn gleich ich ihre Gedanken und Handlungen jederzeit nachvollziehen konnte. Die Autorin hat mir die Unsicherheiten und teilweisen Widersprüche der Figur so gut und authentisch nahe gebracht, dass ich jederzeit Mitgefühl mit Dorothea hatte, auch wenn ich selbst anders reagiert hätte. Schade fand ich, dass Cornelia Lotter ihrer Protagonistin eine Vergangenheit gegeben hat, die in meinen Augen too much war. Hier hätte ich mir mehr Normalität gewünscht, zumal die Vergangenheit auch nur in Ansätzen angerissen wurde. Ich mag es entweder ganz oder gar nicht. Als Erklärung für ihr Verhalten war es zwar nachvollziehbar, dass Cornelia Lotter es angebracht hatte, jedoch hätte ich mir dann mehr Zeit für das Beleuchten der Umstände gewünscht.
Die Story an sich ist von Beginn an spannend und fesselnd erzählt. Die Entwicklung der Beziehung von Dorothea und Oliver finde ich klasse dargestellt und fand es ebenso toll, dass Dorothea sich immer wieder selbst kritisch hinterfragt hat, inwieweit ihre Beziehung einen Sinn hat und ob sie wirklich so verzweifelt ist. Dadurch wirkte der gesamte Roman realitätsnah.
Der Schluss war in meinen Augen holprig und zu schnell herbeigeführt. Die Polizei wirkt dabei eher stümperhaft und war eher Mittel zum Zweck. Der Showdown war gut gewählt und passend, jedoch insgesamt blieben hier zu viele Stränge offen. Ein paar Kapitel mehr hätten hier Abhilfe geschaffen.
Der Stil von Cornelia Lotter ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise ist direkt, bildhaft und passt sich der jeweiligen Situation an. So wirkt sie mal schüchtern, wenn Dorothea einen Brief verfasst und hart, wenn Oliver seine Fantasien teilt. Toll!
Fazit: ein kurzer, aber prägender Thriller. Trotz des holprigen Schluss' kann ich ihn empfehlen.