Nach 10 Jahren Pause hat das irische Geschwisterband „The Corrs“ (Andrea, Shannon, Caroline, Jim) das neue Album „White Light“ auf den Markt gebraucht. Ihre letzte CD mit Songs wie Summer Sunshine und Borrowed Heaven aus dem Jahr 2004 hat mich auf diese Band aufmerksam gemacht, die Celtic-Folkelemente auf charmante und unverwechselbare Weise mit Popmusik verbindet. Eher zufällig bin ich damals auf Youtube auf das MTV-unplugged Konzert aus dem Jahr 1999 gestoßen, was mit zu den besten unplugged-Sachen gehört, die ich kenne. Deswegen war ich sehr erfreut, als ich hörte, dass die Band nach ihrer familiären Auszeit wieder zusammengefunden hat und 2016 nach Deutschland kommt. Noch einmal wollte ich es mir nicht entgehen lassen, die Band live zu erleben und dementsprechend hoch waren die Erwartungen.
Die Frankfurter Festhalle war mein Ziel, auch wenn die Akustik dort nicht wirklich optimal ist. Zu Konzertbeginn am Samstagabend um 20 Uhr betrat die UK-Band „The Shire“ die Bühne und bereitete das Frankfurter Publikum gut auf den Hauptakt vor. Nach knapp dreißig Minuten hatte „The Shire“ die bequem sitzende Zuhörerschaft so gut aufgewärmt, dass sich sogar der eine oder andere von seinem Platz erhoben hatte. Dann begann die Wartezeit auf das Kleeblatt aus Dundalk an der Ostküste Irlands nahe der nordirischen Grenze. Als kurz nach 21 Uhr die Lichter endlich wieder ausgingen, war die gute Stimmung aber erstmal flöten und wollte sich bei den ersten recht poppig arrangierten und eher weniger bekannten Songs auch nicht wieder einstellen.
Nach dem einleitenden Dankeschön an die Anwesenden, erinnerte Frontfrau Andrea sich daran, wie sie 1995 als Vorgruppe von Celin Dion schon einmal in Frankfurt aufgetreten waren, aber das war es dann mit den Plaudereien, abgesehen von dem ein oder anderen „Frankfurt, how are you?“ und „Frankfurt, you are wonderful!“. Eher befremdlich empfand ich das Kleinmädchengehüpfe und Gekreisel der Leadsängerin als Performance zu den Songs. Der Höhepunkt der „Akwardness“ war die peinliche Pause, als sich Caroline Corr von ihrem erhöhten Platz am Schlagzeug befreite, um sich für eine Irish-Folk-Runde zu ihren Geschwistern nach vorne zu gesellen. Anstatt ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, sah Andrea ihrer Schwester zu, wie diese nach vorne stolperte und stotterte ein paar unverständliche, unzusammenhängende Wortbrocken ins Mikro. An diesem Abend fehlte ihr definitiv die Lockerheit mit dem Publikum zu interagieren. Sie beschränkte sich auf gekünstelte Posen und Platitüden und bedauernswerterweise halfen ihr die übrigen Bandmitglieder auch nicht aus. Das Bühnenbild war mit ein paar Reihen weißer Knäuel, die rauf und runter fuhren und verschiedenfarbig beleuchtet wurden, ebenfalls sehr reduziert.
Die irische Runde, als Caroline auf dem Cajon Platz nahm, die Geschwister sich einander zumindest örtlich näherrückten, taute das Publikum ein wenig an und erstmals war etwas enthusiastischerer Applaus zu hören. Danach, als man das Gefühl hatte, es käme mit den alten Songs endlich Spielfreude und Konzertroutine auf, war es nach drei Zugaben zu Ende. Leider muss man sagen, dass sich die Geschwister nicht als Einheit präsentierten, die mit gemeinschaftlicher Begeisterung an der Musik den Funken überspringen lassen. Sie machten eher den Eindruck einer Zweckgemeinschaft, die eine Pflichtveranstaltung möglichst zügig hinter sich bringen will, was zu dem jähen Ende nach genau 1, 5 Stunden und drei Zugaben passte, völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass sie ihr Publikum nach über einer Stunde mit alten Hits endlich von den Sitzen gespielt hatten. Die Single-Auskopplung der aktuellen CD „White Light“ kam übrigens erst als Zugabe, was ich persönlich etwas seltsam fand.
Zusammenfassend war es für mich ein eher enttäuschender Abend, an dem nur ansatzweise sichtbar wurde, welches Potential in dieser Band steckt. Schade.