Historiker, Politjournalist und Schriftsteller Martin Walker machte auf seiner Leserunde in Deutschland auf Einladung der örtlichen Buchhandlung Volkert auch in Sulzbach-Rosenberg Station. Er stellte den achten Teil seiner Chef de Police-Krimireihe „Eskapaden“ vor, die im Périgord spielt, wo der Autor einen Wohnsitz hat. Der sympathische Schotte las auf Englisch und wechselte sich dabei mit Landrat Richard Reisinger ab, der zwei deutsche Passagen vortrug. Das Ambiente im alten Capitol-Kino passte perfekt zu der stimmungsvollen Lesung. Französische Chansons tröpfelten leise aus den Lautsprechern des liebevoll restaurierten Kinosaals. Anstelle der Kinoleinwand gibt es eine Bühne mit schweren, kobaltblauen Vorhängen. Die Seitenschals, behängt mit vielen kleinen Lichtern, erinnerten ein wenig an einen sternenbeleuchteten Nachthimmel und bildeten einen theatralischen Rahmen um die beiden Sitzmöbel. Passend zu den kulinarischen Krimis um den Chef de Police Bruno Courrèges aus Saint Denis wurde süffiger Rotwein aus dem Weingut eines mit Walker befreundeten französischen Winzers angeboten.
Zu Beginn plauderte Walker in gut verständlichem Deutsch über seine Absicht neben Französisch und Russisch im zarten Alter von 69 Jahren jetzt auch noch sein Deutsch zu vervollkommnen und über seine Inspiration zum achten Bruno-Fall. Immer wieder flocht er jüngst gelernte deutsche Wörter und Sprüche, die ihm besonders gefielen in seine humorvolle Plauderei und ernte damit anerkennende Lacher. Ein Glas Rotwein schwenkend mimte er den genussorientierten Lebemann und meinte in perfektem Deutsch: „Vor Lesungen habe ich immer Lampenfieber, aber nach einem Glas von diesem bin ich eine Rampensau.“ Die Inspiration zum jüngsten Périgord-Krimi wurde vor dreißig Jahren geboren, als Walker als Politjournalist in Russland an einem Empfang teilgenommen hatte, wo es um eine französische Fliegereinheit ging, die in Russland stationiert war. Brunos aktueller Fall dreht sich deshalb um den Fliegerhelden Marco Desaix, mit hochrangigen Kontakten zur französischen, russischen und israelischen Regierung, dessen bester Freund auf seinem Geburtstagsfest den Tod findet. Walker hatte Buchstellen ausgesucht, in denen der feine Humor des Erzählers deutlich wurde, was den mehr als einhundert Zuhörern sichtlich gefiel.
Reisinger startete die Lesung mit angenehmer Stimme, danach übernahm Martin Walker in Englisch und begeisterte durch seinen lebendigen Vortrag. Ich persönlich kenne die Bruno-Reihe in der deutschen Hörfassung, perfekt vorgetragen von Johannes Steck. The Dying Season wird im Original von Peter Noble gesprochen wird, aber Martin Walker ist einer der wenigen Autoren, die ihre Bücher auch selbst vorlesen könnten, so ausdrucksstark ist seine Darbietung. Nach zwei Durchgängen, die von einer kurzen Pause unterbrochen waren, in der man sich mit Flamm- oder Zwiebelkuchen stärken konnte und die Walker für ein Zigarettchen vor den Saaltüren nutzte, stellte er noch sein preisgekröntes Kochbuch vor. Er bedankte sich explizit bei seinen deutschen Lesern, die dieses Projekt erst ermöglicht haben. Seine deutschen Fans wollten Essen wie Bruno im Périgord und deswegen gibt es jetzt dieses Kochbuch zu den Genießerkrimis. Optisch wurden die Gerichte durch den Foodfotografen Klaus-Maria Einwanger stimmungsvoll in Szene gesetzt. Das Buch ist ein kulinarischer Reiseführer und eine Liebeserklärung an das Périgord, auf das Walker sehr stolz ist und für das er schon etliche Preise bekommen hat. Allerdings war es sehr anstrengend Einwanger in nur fünf Tagen neunzig Gerichte zum Fotografieren zu präsentieren, gab er zu. Länger wollte sich der Verlag den Profifotografen nämlich nicht leisten. Nach knapp zwei Stunden war die Lesung beendet und ich reihte mich ein, um für mein Bruno-Exemplar eine Autorenwidmung zu bekommen.
In dem abgedunkelten Raum habe ich mit meinen Handy keine guten Fotos machen können, trotzdem hänge ich hier ein paar an, damit man auch einen kleinen optischen Eindruck von dieser wirklich sehr gelungenen Veranstaltung bekommt.