Leons Erbe - Michael Theißen

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Für Katja bricht eine Welt zusammen, als ihr Sohn Leon bei einem Autounfall ums Leben kommt. Es ist der zweite schwere Schicksalsschlag in kurzer Zeit. Erst vor sechs Monaten ist ihre Schwester spurlos verschwunden. Als Katja nach Leons Trauerfeier einen Anruf erhält, überschlagen sich die Ereignisse: Ein Notar ist im Besitz einer Kiste, die Leon seiner Mutter vererbt hat. Als Katja die Kiste öffnet, entdeckt sie darin ein Armband, das ihrer Schwester gehörte. Wie ist ihr Sohn in den Besitz dieses Armbandes gekommen? Und warum hat er es bei einem Notar hinterlegt? Was will Leon seiner Mutter aus dem Tod heraus damit sagen? Für Katja beginnt eine Suche nach der Wahrheit - nichtsahnend, dass sie damit die Tür zu einem dunklen Familiengeheimnis öffnet ...


    meine Meinung
    Katja trauert um ihren Sohn. Leon wurde von einem Auto überfahren und hatte keine Chance. Die Mutter weiß weder aus noch ein. Da bekommt sie von einem Notar einen komischen Anruf. Er hätte etwas für sie. In der Kanzlei überreicht er ihr eine Schatulle, die Leon vor seinem Tod dort hinterlegt hat. Der Inhalt: das Armband von Katjas Schwester Nicci, die seit über 6 Monaten verschwunden ist....


    „Leons Erbe“ ist das Debüt von Michael Theißen und hat mir insgesamt gut gefallen. Der Autor strickt ein dichtes Netz aus Geheimnissen, offenen Fragen und verbindet dies geschickt mit Thrillerelementen.


    Die Geschichte wird von der trauernden Mutter Katja selbst erzählt. Dabei wird man direkt in die Trauerphase geworfen, muss miterleben, wie unterschiedlich Katja und ihr Mann Markus mit der Trauer umgehen und dass der Familie noch ein weiteres Unglück passsiert ist. Katjas Schwester Nicci ist vor mehr als 6 Monaten spurlos verschwunden und die Polizei findet keinerlei Anzeichen, wo die junge Frau stecken könnte. Diese Schicksalschläge üben Druck auf die Hauptfigur aus und ich konnte es durch die starke und emotionale Erzählweise des Autors sehr gut nachfühlen.


    Ich konnte mich mit Katja gut identifizieren. Ihre Gedankengänge waren klar nachvollziehbar, geprägt von Wut, Traurigkeit und auch teilweiser Hoffnungslosigkeit, was mir das Gefühl gab, dass ich hier einer im Inneren zerrissenen Mutter zu folgen. Das hat mir sehr gut gefallen. An manchen Stellen hätte ich anders gehandelt, aber konnte Katja dennoch sehr gut verstehen. Und das ist für mich das Wichtigste: ich muss nicht alles gut heißen, will es aber verstehen. Hier hat Michael Theißen ganze Arbeit geleistet.


    Die Story hat mich von Beginn an für sich eingenommen. Die Spannung baut sich Schritt für Schritt auf und mit jedem neuen Rätsel wurde ich verwirrter. Und so kam es, dass ich beim Lesen fast meine Haltestelle verpasst hatte, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Zum Ende hin häufen sich leider die Zufälle. Hier hätte ich mir mehr Nähe zu Realität gewünscht, aber für die Geschichte waren diese Wendungen notwendig, da ohne sie kein Vorankommen möglich gewesen wäre. Da mir der Thriller insgesamt sehr gut gefallen hat, kann ich über diese Schwäche hinwegsehen.


    Der Stil von Michael Theißen ist sehr gut und flüssig zu lesen. Seine Erzählweise ist sehr dicht, gespickt mit Details und absolut passend für eine trauernde Frau. Ich hatte beim Lesen zu keinem Moment das Gefühl, dass hier ein Mann schreibt. Chapeau!


    Fazit: Leons Erbe steckt voller Rätsel. Lesen!