Andreas Altmann: Poesiealbum 324

  • Märkischer Verlag, 2016


    Kurzbeschreibung:
    Inhalt: 47 Gedichte


    Auswahl von Axel Helbig
    Grafik: Jürgen Höritzsch


    Andreas Altmanns Gedichte bringen nicht nur die Welt sinnhaft zur Sprache, sie bewegen sich gleichsam durch die Natur, so wie die Natur sich durch die Gedichte bewegt.


    Über den Autor:
    Bisher sind neun Gedichtbände von Andreas Altmann erschienen, zuletzt 2014 Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so.


    Mein Eindruck:
    Andreas Altmann versteht es, Atmosphäre der Kälte und Einsamkeit in der Welt entstehen zu lassen. Die beschriebene Welt scheint leer, der Beobachter isoliert. Doch dieser Eindruck entsteht vielleicht nur, weil die Natur für sich betrachtet wird.
    Oft ist es winterlich in den Gedichten, z.B. in Das Eisfell


    das eisfell glitzert auf den wiesen,
    und holz, das von den bäumen blieb.



    oder in


    Dorf im Schnee


    Im eiswind klagen die bäume, hinter den augen
    füllen stimmen der wurzeln den Körper aus
    als würde sich unter den aufgeschütteten schnee-
    bergen etwas bewegen …



    oder Die Fensterscheibe:


    eine zersplitterte fensterscheibe
    vom schnee gewaschen



    Ein Thema ist auch das Schweigen: in “augen verteilt“, “die worte leerer”, “am meer nicht” und “besuch”:
    an geräuschen formt sich die stimme,
    die nicht über das schweigen hinaus
    kommt.




    Andreas Altmann hat einen ausdrucksstarken Ton, der auf Aufgeregtheit verzichtet und geradlinig bleibt.



    Zum Schluß noch ein Beispiel für Altmanns Originalität, hier mein Favorit in dieser Gedichtsammlung, das auch online zu finden ist: fabrik gelände


    der weg verliert seine spuren unter den sträuchern.
    vielleicht bin ich der einzige, der ihn noch geht.
    das lockere holz der bäume klopft gegen den wind,
    der es verstreut. die nahe fabrik ist geräumt. und
    die mauern beginnen, sich ein geheimnis zu suchen.
    es wird erzählt, sie haben maschinen im see versenkt.
    und sein eis hätte im winter rost angesetzt.
    viele, die hier gearbeitet haben, sind schon tot.
    es gibt einen zaun, der an höhe verloren hat
    und nur noch ein wort aus der vergangenheit ist.
    die warnenden schilder wurden entfernt. ich bekomm
    ihren text nicht mehr zusammen. nur einige schrauben,
    durch die sie befestigt waren, stecken gebogen im loch.
    die geräusche des windes entfremden sich hier.
    erst an den resten des zaunes hab ich bemerkt, daß sich
    der weg nur um die fabrik drehte und eigentlich keinen
    ausgang hatte, wenn man sich einmal auf ihm befand.