Kiepenheuer & Witsch, 2016
288 Seiten, gebunden
Kurzbeschreibung:
Eine aufrüttelnde Familiengeschichte zwischen Revolution, Flucht und deutscher Gegenwart
Vier Familienmitglieder, vier Jahrzehnte, vier unvergessliche Stimmen. Aufwühlend und anrührend erzählt Shida Bazyar eine Geschichte, die ihren Anfang 1979 in Teheran nimmt und den Bogen spannt bis in die deutsche Gegenwart.
1979. Behsad, ein junger kommunistischer Revolutionär, kämpft nach der Vertreibung des Schahs für eine neue Ordnung. Er erzählt von klandestinen Aktionen, funkenschlagender Hoffnung und davon, wie er in der literaturbesessenen Nahid die Liebe seines Lebens findet.
Zehn Jahre später in der deutschen Provinz: Behsad und Nahid sind nach der Machtübernahme der Mullahs mit ihren Kindern geflohen. Stunde um Stunde verbringen sie vor dem Radio und hoffen auf Neuigkeiten von den Freunden, die untertauchen mussten. Sie wollen zurückkehren, unbedingt, und suchen zugleich eine Heimat in der Fremde.
1999 reist deren Tochter Laleh gemeinsam mit ihrer Mutter nach Teheran. Zwischen »Kafishaps«, Schönheitsritualen und geflüsterten Geheimnissen lernt sie ein Land kennen, das sich nur schwer mit den Erinnerungen aus der Kindheit deckt. Ihr Bruder Mo beobachtet ein Jahrzehnt später belustigt die pseudoengagierten Demos der deutschen Studenten. Doch dann bricht die Grüne Revolution in Teheran aus und stellt seine Welt auf den Kopf.
Shida Bazyar gelingt ein dichtes, zartes und mitreißendes Familienmosaik. Und ein hochaktueller, bewegender Roman über Revolution, Unterdrückung, Widerstand und den unbedingten Wunsch nach Freiheit.
Über die Autorin:
Shida Bazyar, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim, bevor sie nach Berlin zog, um ein Doppelleben zu führen. Halbtags ist sie Bildungsreferentin für junge Menschen, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in Brandenburg machen, die verbleibende Zeit verbringt sie als Autorin. Neben Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien war sie Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses 2012 und Studienstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung.
Mein Eindruck:
Nachts ist es leise in Teheran ist ein Roman, der über einen längeren Zeitraum etwas über Iran und Deutschland erzählt. Dabei wechseln die Icherzähler in einem 10-Jahres-Rtythmus.
Im ersten, leicht sperrigen Teil ist es 1979 und der Protagonist erlebt den Wechsel von Schah zu Ayatollah Khomeini. Etwaige Hoffnungen auf politische und gesellschaftlichen Wandel im Sinne der Freiheit zerschlagen sich schnell. Behsad und Nahid heiraten und verlassen schließlich das Land und gehen nach Deutschland. Weitere Kapitel handeln jeweils 1989, 1999 und 2009.
Mir persönlich hat das lange Kapitel um Behsad und Nahids Tochter Laleh am besten gefallen, die noch im Iran geboren, aber in Deutschland aufwächst und schließlich mit ihrer Mutter ihre alte Heimat besucht.
Erstaunlich, wie sich der Ton im Roman mit den Erzählern ändert, z.B. als Sohn Mo erzählt, entsteht ein flapsiger, jugendhafter Stil. Noch einmal ganz anders dann die jüngste Tochter Tara im kurzen Epilog.
Auch sehen die verschiedenen Familienmitglieder die Situation vollkommen unterschiedlich.
Für einen Debütroman ist Shida Bazyar ein bemerkenswertes Buch gelungen.
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ASIN/ISBN: 3462050575 |