Die Angst vor der Ungewissheit

  • Bevor ich den Artikel lese, mein erster Gedanke dazu:


    Zitat

    Original von Historikus


    Die Anzahl an Selbstmorden steigt immer mehr an - und immer öfter bringen sich die Menschen um, weil sie Angst haben vor der Zukunft, vor er Wirtschaft, vor dem Verlust der eigenen Existenz.


    Wie bitte? Weil ich Angst vor dem Verlust meiner Existenz habe, bringe ich mich um und vernichte selber meine Existenz?? Das zu verstehen übersteigt meinen Horizont. Kann mir das jemand erklären?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich finde diesen Bericht etwas sehr dramatisch. Ich meine, diese beiden Menschen sind sicherlich nicht die einzigen in Deutschland denen es so schlecht geht, aber sich deshalb das Leben nehmen? Das finde ich eigentlich ziemlich dumm. Es mag sich hart anhören, aber es ist so. Das Leben ist ein wertvolles Gut und das wirft man nicht einfach weg, wenn man nicht weiter weiß. Ich denke, die beiden hätten mit Sicherheit eine andere Lösung gefunden als den Tod.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Wie bitte? Weil ich Angst vor dem Verlust meiner Existenz habe, bringe ich mich um und vernichte selber meine Existenz?? Das zu verstehen übersteigt meinen Horizont. Kann mir das jemand erklären?


    Übersetzt: Hoffnunglosigkeit, keine Perspektive mehr.


    Branka :


    Zitat

    Ich finde diesen Bericht etwas sehr dramatisch. Ich meine, diese beiden Menschen sind sicherlich nicht die einzigen in Deutschland denen es so schlecht geht, aber sich deshalb das Leben nehmen? Das finde ich eigentlich ziemlich dumm. Es mag sich hart anhören, aber es ist so. Das Leben ist ein wertvolles Gut und das wirft man nicht einfach weg, wenn man nicht weiter weiß. Ich denke, die beiden hätten mit Sicherheit eine andere Lösung gefunden als den Tod.


    Sorry, aber das ist genau das, was in unserer Gesellschaft dauernd zu beobachten ist, wenn in der Verwandschaft ein Selbstmord passiert:


    Die sind doch selber schuld, wenn sie sich das leben nehmen.


    Selbst wenn sich jemand aus großen Sorgen und Problemen selber umbringt, wird ihm sofort die Schuld-Frage gestellt.


    Fürchterlich.

  • Entschuldige mal, aber ich finde einfach, dass der Tot keine Lösung ist. Es hätte mit Sicherheit einen anderen Weg gegeben, aber sich umbringen? Macht man es sich denn damit nicht zu einfach? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man keinen anderen Weg findet als sich umzubringen. Tut mir leid, und wenn du diese Einstellung schlimm findest, tu das. Ich stehe dazu.

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    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Selbst wenn sich jemand aus großen Sorgen und Problemen selber umbringt, wird ihm sofort die Schuld-Frage gestellt.


    Gut, wer hat dann Schuld daran, daß sie sich umgebracht haben?


    Ich finde nicht, daß es eine Schuld-Frage ist. Es ist eine Entscheidung, die Ursachen hat. Und die Entscheidung, diesen letzten und endgültigen Schritt zu gehen, nimmt einem niemand ab.

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    Entschuldige mal, aber ich finde einfach, dass der Tot keine Lösung ist. Es hätte mit Sicherheit einen anderen Weg gegeben, aber sich umbringen? Macht man es sich denn damit nicht zu einfach? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man keinen anderen Weg findet als sich umzubringen. Tut mir leid, und wenn du diese Einstellung schlimm findest, tu das. Ich stehe dazu.


    Wer spricht denn von Lösung?


    Fest steht, dass sie sich umgebracht haben.


    Und du empfindest das als "dumm".


    Aber mit den Ursachen, wie es dazu kommen kann, dass sich immer mehr Menschen wegen Hoffunglosigkeit umbringen, setzt du dich nicht auseinander.


    Gruß

  • Ja das tue ich, weil ich der Meinung bin, dass man, egal wie schlimm das Leben jetzt ist, es nicht einfach so weg werfen kann. Denn es wird irgendwann auch wieder aufwärts gehen.


    In dem Beispiel das du uns gegeben hast, ging es um den Job der beiden, um Geld, Ersparnisse usw.... aber das wäre für mich kein Grund mir das Leben zu nehmen. Ich habe das Wort Lösung gewählt, weil die beiden wohl nicht mehr weiter wussten und das für sie der letzte Ausweg war. Ist das nicht auch eine Art Lösung für ihre Probleme?

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

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  • Das Problem dieser Leute ist doch oftmals das sie sich niemanden anvertrauen wollen, keine Hilfe von aussen annehmen, sondern sich in ihrem Selbstmitleid suhlen.
    Das ist schlimm, aber man kann niemanden zwingen Hilfe anzunehmen.
    Aber die Entscheidung aus dem Leben zu gehen sehe ich als Weg desa geringsten Widerstandes. In meinen Augen schwach und zu einfach gemacht.
    Die interessiert ja dann auch nicht wie die Hinterbliebenen damit leben müssen. Denn auf die kommen ja dann reichlich Probleme zu. Eine Art Abgabe der Sorgen und sich selbst aus der Verantwortung ziehen.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich finde es bedenklich, daß man sich aufgrund der beschriebenen Sachverhalte, das Leben nimmt.


    Wie Branka schon sagt, egal wie bescheiden es aussieht, es wird immer einen anderen Weg geben, als dieser.


    Im Laufe des Artikels habe ich mich gefragt, ob es denen beiden wirklich so schlecht ging. Es gibt sicherlich weitaus mehr Familien, die wirklich unter dem absoluten Existenzminimum leben müssen und die nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    In dem Beispiel das du uns gegeben hast, ging es um den Job der beiden, um Geld, Ersparnisse usw.... aber das wäre für mich kein Grund mir das Leben zu nehmen.


    Warst du schon mal in so einer Situation?


    Wie kannst du das dann so sicher wissen?


    Zitat

    Ja das tue ich, weil ich der Meinung bin, dass man, egal wie schlimm das Leben jetzt ist, es nicht einfach so weg werfen kann. Denn es wird irgendwann auch wieder aufwärts gehen.


    Sorry, das erinnert mich an eine Geschichte, die sich in meiner sehr, sehr entfernten Verwandschaft so im Jahre 1935 abgespielt haben.


    2 Söhne von 30 Kindern von mehreren Frauen (Inzucht und mehrere Frauen waren damals ganz normal) hängen sich innerhalb von 2 Wochen nacheinander auf.


    Natürlich war es auch für alle Verwandten dumm und dreist, sich das Leben zu nehmen.


    Aber Jahre später gestanden die Kinder, dass sie vom Ziehvater sexuell missbraucht, bedroht, und gezüchtigt wurden. Alle litten unter psychischen Problemen, viele begingen auch Selbstmord.


    Nun, sie alle waren ja selber schuld an ihrer Situation.


    Doch der Ziehvater, wie es damals eben viele gab, hatte nachher ein schönes Leben.


    Gruß

  • Hi, His,
    ich habe versucht, den Artikel zu lesen, habe aber aufgegeben, weil der so widersprüchlich ist. Überhaupt keine Linie reinzubringen.
    Was die Frage von Selbstmord angeht:
    Selbstmordstatistiken sind international eine umstrittene Angelgenheit. Die wahren Zahlen kennt keiner, nirgendwo.
    Daß die Zahl von Selbstmorden in Krisenzeiten steigt, ist daher eine Annahme, auch wenn uns der Umstand an sich logisch erscheint. Bewiesen werden konnte es noch nicht.
    Da Selbstmord ein Tabu ist - das ist kulturell bedingt - , versucht man sofort, die Schuld an diesem ungeheuren Vergehen den Opfern zu geben.
    In einem Buch über Selbstmord habe ich mal den interessanten Satz gelesen:
    Die meisten Menschen bringen sich nicht um, weil sie sterben möchten, sondern weil sie so, wie sie leben, nicht mehr leben möchten.
    Das ist tatsächlich ein Unterschied.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Ich finde es schlimm, dass sich Menschen aus so einem Grund umbringen!


    Meine Güte! Sie mussten noch nicht unter der Brücke schlafen.


    Natürlich geht es vielen nicht mehr so gut wie in den 60er und 70er und vielleicht auch noch den 80er Jahren.


    Aber wie war es denn bitte vorher? Wie war es in den Jahrhunderten, Jahrtausenden vorher?


    Haben wir uns so verdammt stark an die 4 Wochen Urlaub im Jahr, an den Zweitwagen, an die Sicherheit und den Luxus gewöhnt, dass wir nicht mehr mit dem Notwendigsten auskommen?


    Und ich bin der Meinung, dass der Staat zwar viele recht knapp hällt, aber verhungern muss keiner und auch nicht unter der Brücke schlafen (das sind ganz andere Ausnahmen!)


    Es gab Zeiten, da haben die Leute in die Hände gespuckt, organisiert gehofft! Und jetzt wird gejammert!


    DAS finde ich schlimm!


    Natürlich sind es persönliche Schicksalsschläge. Aber meiner Meinung nach sollte man nach Vorne schauen und die Dinge anpacken! Nicht nur der Staat, jeder!


    Uns geht es immer noch so verdammt gut!! Im Vergleich zu früher, im Vergleich zu anderen Ländern. Und damit meine ich nicht die "Dritte Welt". Damit meine ich schon Nachbarländer, die in der EU sind.


    Ich kann dieses Gejammere nicht mehr hören!


    Wenn wir uns an jedem Stück Luxus, Freizeit etc. festklammern und nicht bereit sind gemeinsam was zu ändern, dann wird sich auch nichts ändern.


    Wieso denn immer das Negative sehen?


    DAS ist das Problem vieler Menschen.


    Es gibt für mich schon einige Lebenssituationen bei denen ich einen Selbstmord nachvollziehen kann, und das auch nur in ganz, ganz bedingter Weise.


    Aber Angst vor der Zukunt, Angst vor Arbeitsplatzverlust, vor einer kleinern Wohnung vor weniger Geld, ist für mich hier und heute definitiv kein Grund.


    Für mich!

  • Historikus
    Du wirfst hier gerade alles bunt durcheinander in einen Topf! :rolleyes
    Es geht um die HEUTIGE Zeit und nicht um Missbrauch, sondern angebliche Hoffnungslosigkeit wegen Jobverlust!

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Aber Jahre später gestanden die Kinder, dass sie vom Ziehvater sexuell missbraucht, bedroht, und gezüchtigt wurden. Alle litten unter psychischen Problemen, viele begingen auch Selbstmord.


    Also das ist ja auch was völlig anderes.
    In dem Artikel ging es ja wohl ausschließlich um die finanzielle Situation des Ehepaares und nicht um irgendwelche psychischen oder physischen Mißhandlungen.

    Momo


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    -Hermann Hesse-

  • Geht es hier wirklich um eine Schuldfrage?


    Ich finde den Tod dieser Menschen bedauernswert, aber als eine schon fast erschreckend logische Zeiterscheinung. Beobachtet ihr nicht, wie seit Monaten nur mehr alles bejammert und krankgeredet wird: von der Arbeitsmarktsituation (so besch***** sie auch ist) bis zur Weltpolitik? Wir wollen einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass die "fetten Jahre" vorbei sind und wir nicht mehr alles und sofort haben können.

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  • Zitat

    Aber die Entscheidung aus dem Leben zu gehen sehe ich als Weg desa geringsten Widerstandes. In meinen Augen schwach und zu einfach gemacht.


    Ich war noch nie in einer derartigen Situation, auch mir fehlt dafür Verständnis.


    Aber ich erlaube mir darüber kein Urteil zu bilden, ich wage es nicht, Selbstmord als Schwäche zu titulieren.


    Vielmehr versuche ich mir vorzustellen, wie ich handeln würde, gäbe es für mich keine Hoffnung, keine Perspektive mehr.

  • Ich denke auch so wie Heaven, dass es nunmal viele gibt, die sich anderen nicht anvertrauen und keine Hilfe bei anderen suchen um aus ihrer schlechten Situation herauszukommen.


    Ich denke mal, das Beispiel mit dem sexuellen Missbrauch gehört wohl auch dazu, denn sie hätten sich jemand suchen können der ihnen hilft und damit vielleicht den Selbstmord abwenden können. Psychische Probleme können schlimm werden, aber es gibt doch Hilfe. Damals war diese vielleicht nicht so verbreitet, aber wenn es kein Psychiater wäre, dann vielleicht Freunde oder andere Familienmitglieder die hier helfen. Und ich denke schon, dass auf jeden Fall irgend jemand geholfen hätte.


    Und nein, ich hatte noch nie die Situation das es mir finanziell schlecht ging. Aber ich denke gerade in Deutschland gibt es eine Menge Menschen, die wie Momo sagte, wirklich viel schlechter leben und dazu noch Kinder haben. Die beiden hatten ja keine. Und die geben es auch nicht auf. Sie kämpfen weiter, egal wie schwer es ist. Denn wenn Menschen ihr Leben wegwerfen, dann geht es nicht nur um die beiden, sondern da hängt noch ne Menge dran. Und daran wird in solchen Momenten nicht gedacht. Die "Selbstmörder" machen es sich einfach, weil sie in dem Moment nur daran denken, wie schlecht es ihnen geht und nicht, was danach aus ihren Hinterbliebenen wird.

    Auch aus Steinen,
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    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Historikus


    Aber Jahre später gestanden die Kinder, dass sie vom Ziehvater sexuell missbraucht, bedroht, und gezüchtigt wurden. Alle litten unter psychischen Problemen, viele begingen auch Selbstmord.


    Nun, sie alle waren ja selber schuld an ihrer Situation.



    Das hat doch mit dem Thema, das du angesprochen hast, nichts zu tun.


    Hier geht es doch um "Die Angst vor der Ungewissheit". Um die Angst vor Arbeitslosigkeit und finanziellen Abstieg.


    Du wirfst hier völlig verschiedene Dinge in einen Topf.




    Edit: Sorry, hat sich jetzt mit euren Beiträgen überschnitten.

    Ronja



    "Braucht's des?!"
    (Gerhard Polt)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ronja ()