Hier kann zu den Seiten 081 - 154 (Kapitel 10 - 18) geschrieben werden.
'Die andere Hälfte der Hoffnung' - Seiten 081 - 154
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Mist, jetzt hab ich die Notizen zum ersten Abschnitt verlegt :-(, dann schreibe ich mal zuerst zum zweiten Teil, besser als nix (bin noch im Urlaub und hab das Buch nicht mit, nur meine Notizen zu den ersten beiden Abschnitten, die ich noch daheim gelesen hatte).
Das Buch ist wieder unglaublich intensiv und fesselnd, wie ich es von der Autorin erwartet habe.
Walentyna war die ganze Zeit in Prypjat (Tschernobyl) vor der Katastrophe und durfte für kurze Zeit glücklich sein. Eine ungute Ahnung hatten sie wohl, schoben sie aber beiseite und mussten dafür teuer bezahlen. Für mich war es schlimm, aber auch faszinierend so genau an diesen schrecklichen Vorkommnissen teilzuhaben. Ich kann mich noch sehr gut an daran erinnern. Mein Sohn war damals 1 Jahr alt und wir spielten auf der Terrasse, und es kam erst mal keine Information und dann hieß es - keine Gefahr für die Bevölkerung - gelogen, wie so oft. Aber nur eine winzige Kleinigkeit angesichts dessen, was Walentyna und die Menschen dort durchgemacht haben und noch immer erleiden.
Leonid kommt voran mit seinen Nachforschungen, nimmt Kontakt auf zur Galeristin Mazur, ob das für ihn gut ausgehen kann :gruebel? Um ihn hab ich Angst - eigentlich um alle (Haupt-)Figuren :-(.
Diese Bajdakowa ist schwer einzuschätzen. Manchmal hab ich das Gefühl echter Betroffenheit bei ihr, sie will aufklären - dann wieder denke ich, sie will alles eher vertuschen und keine schlafenden Hunde wecken, wahrscheinlich hat auch sie Angst.Lessmann findet tatsächlich Marina, verschweigt aber Tanja, dass er sie gefunden hat. Er führt jetzt ein seltsames, zerrissenes Leben. Mit Tanja mutet es an wie eine kleine heile Welt und bei Marina das Grauen. Und dann ist Marina fort - tot?
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Zitat
Original von Lumos
Mist, jetzt hab ich die Notizen zum ersten Abschnitt verlegt :-(, dann schreibe ich mal zuerst zum zweiten Teil, besser als nix (bin noch im Urlaub und hab das Buch nicht mit, nur meine Notizen zu den ersten beiden Abschnitten, die ich noch daheim gelesen hatte).Das Buch ist wieder unglaublich intensiv und fesselnd, wie ich es von der Autorin erwartet habe.
Ich habe noch kein Buch der Autorin gelesen, aber das werde ich wohl ändern müssen. Ich bin total begeistert, inhaltlich und sprachlich.
ZitatWalentyna war die ganze Zeit in Prypjat (Tschernobyl) vor der Katastrophe und durfte für kurze Zeit glücklich sein. Eine ungute Ahnung hatten sie wohl, schoben sie aber beiseite und mussten dafür teuer bezahlen. Für mich war es schlimm, aber auch faszinierend so genau an diesen schrecklichen Vorkommnissen teilzuhaben. Ich kann mich noch sehr gut an daran erinnern. Mein Sohn war damals 1 Jahr alt und wir spielten auf der Terrasse, und es kam erst mal keine Information und dann hieß es - keine Gefahr für die Bevölkerung - gelogen, wie so oft. Aber nur eine winzige Kleinigkeit angesichts dessen, was Walentyna und die Menschen dort durchgemacht haben und noch immer erleiden.
Erschreckend, wie wenig, gar nichts, die Einwohner und Arbeiter wussten. Über die Gefahren war nicht viel bekannt, und die Sowjet-Führung gab sich alle Mühe, das wahre Ausmaß und die Auswirkungen zu vertuschen. man denke nur an die Geschichte mit den neu geteerten Straßen. Das scheint auch nicht der erste Unfall gewesen zu sein, wenn auch der schlimmste.
Was nützte diese tolle Stadt, wo es für sozialistische Verhältnisse unverhältnismäßig viel gab?
Das war eine Art Risikoausgleich für die unwissende, eingelullte Bevölkerung. So lief das im Sozialismus.ZitatLeonid kommt voran mit seinen Nachforschungen, nimmt Kontakt auf zur Galeristin Mazur, ob das für ihn gut ausgehen kann :gruebel? Um ihn hab ich Angst - eigentlich um alle (Haupt-)Figuren :-(.
Diese Bajdakowa ist schwer einzuschätzen. Manchmal hab ich das Gefühl echter Betroffenheit bei ihr, sie will aufklären - dann wieder denke ich, sie will alles eher vertuschen und keine schlafenden Hunde wecken, wahrscheinlich hat auch sie Angst.Leonid exponiert sich extrem. das kann eigentlich nicht gut gehen. Ich denke beim lesen immer, dass es doch Hoffnung gebend ist, dass es solche Menschen gibt, die einfach nicht anders können, es nicht auf sich beruhen lassen.
ZitatLessmann findet tatsächlich Marina, verschweigt aber Tanja, dass er sie gefunden hat. Er führt jetzt ein seltsames, zerrissenes Leben. Mit Tanja mutet es an wie eine kleine heile Welt und bei Marina das Grauen. Und dann ist Marina fort - tot?
Erschüttert hat mich auch, dass er sich selbst so untreu wird und zu den Huren geht. Das Maß seiner Einsamkeit ist wirklich groß. Dazu kommt, dass er nicht weiß, wie er sich weiter verhalten soll. Eine verfahrene Situation, aus der er nicht mehr raus kommt.
Ich glaube auch, dass ihm wirklich etwas an Tanja, wenn sie tatsächlich so heißt, liegt. -
Ja, die Situation für Matthias ist sicher ziemlich verfahren. Wie er da wieder rauskommen will, weiß ich auch noch nicht. Er hat ja mehr als eine Grenze überschritten (neben den Besuchen bei Prostituierten hat er ja auch einen Menschen getötet - auch wenn das ein ziemlicher Saukerl war).
Ich frag mich ja noch, was es mit dem Zettel auf sich hat, den Tanja in ihren Saum eingenäht hatte.
Leonid ist so ein Fall für sich. Fasziniert hat mich die Beschreibung der Ermittlergruppe. Wie soll eine Ermittlung funktionieren, wenn man die Informationen nicht einmal unter sich austauschen kann? Erschwerend kommt hinzu, dass die Ermittlungen ja auch noch durch das tiefe Misstrauen der Bevölkerung gegen die Polizei verkompliziert werden.
Von der Autorin werde ich definitiv mehr lesen.
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Zitat
Original von Clare
Ich glaube auch, dass ihm wirklich etwas an Tanja, wenn sie tatsächlich so heißt, liegt.Ich meine ja, dass es sich bei "Tanja" um die Tochter von Walentyna handelt, und dass irgendwo auch stand, dass Tanja und auch Marina nicht die richtigen Namen der jungen Frauen sind.
Ist aber jetzt schon gut 2 Wochen her, dass ich die ersten beiden Abschnitte gelesen habe.Für mich ist es bereits das dritte Buch der Autorin und ich finde eins besser als das andere :-].
ZitatDas war eine Art Risikoausgleich für die unwissende, eingelullte Bevölkerung. So lief das im Sozialismus.
Das denke ich auch. -
Zitat
Original von Lumos
Ich meine ja, dass es sich bei "Tanja" um die Tochter von Walentyna handelt, und dass irgendwo auch stand, dass Tanja und auch Marina nicht die richtigen Namen der jungen Frauen sind.
Das ist auch mein Verdacht.
ZitatFür mich ist es bereits das dritte Buch der Autorin und ich finde eins besser als das andere :-].
Dann muss ich mir die Autorin definitiv mal näher ansehen!
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Zitat
Original von Lumos
Leonid kommt voran mit seinen Nachforschungen, nimmt Kontakt auf zur Galeristin Mazur, ob das für ihn gut ausgehen kann :gruebel? Um ihn hab ich Angst - eigentlich um alle (Haupt-)Figuren :-(.
Diese Bajdakowa ist schwer einzuschätzen. Manchmal hab ich das Gefühl echter Betroffenheit bei ihr, sie will aufklären - dann wieder denke ich, sie will alles eher vertuschen und keine schlafenden Hunde wecken, wahrscheinlich hat auch sie Angst.Um Leonid fürchte ich auch sehr, der ganze Menschenhandel scheint in der Ukraine ja von ganz oben organisiert zu sein, da bleibt sein eigenmächtiger Einsatz in Deutschland sicher nicht lange unentdeckt.
Bajdakowa finde ich auch schwer einzuschätzen, zuerst hatte ich sie im Verdacht mit drin zu stecken, aber mittlerweile denke ich auch, dass sie einfach Angst hat, verständlicherweise.ZitatOriginal von Lumos
Lessmann findet tatsächlich Marina, verschweigt aber Tanja, dass er sie gefunden hat. Er führt jetzt ein seltsames, zerrissenes Leben. Mit Tanja mutet es an wie eine kleine heile Welt und bei Marina das Grauen. Und dann ist Marina fort - tot?
Ich hoffe sehr, dass Matthias irgendwie halbwegs heil aus der Sache wieder raus kommt, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie, mit der Leiche im Brachland.
Für Marina kommt aber wohl jede Hilfe zu spät, ich denke, sie ist tot. -
Zitat
Original von Zwergin
Um Leonid fürchte ich auch sehr, der ganze Menschenhandel scheint in der Ukraine ja von ganz oben organisiert zu sein, da bleibt sein eigenmächtiger Einsatz in Deutschland sicher nicht lange unentdeckt.
Bajdakowa finde ich auch schwer einzuschätzen, zuerst hatte ich sie im Verdacht mit drin zu stecken, aber mittlerweile denke ich auch, dass sie einfach Angst hat, verständlicherweise.Die Bajdakowa war die ganze Zeit wirklich schwer einzuschätzen, aber ich denke auch, dass sie Angst hat, sich nicht zu weit vorwagen will. Sie legen sich da mit mächtigen Leuten und weitgehenden Strukturen an.
Mich erschüttert es immer wieder, egal wo auf der Welt, dass, egal wie auch immer das System wechselt, die korrupten Strukturen bleiben, die Fähnchen in den Wind gehängt werden und die Mächtigen nachher trotzdem wieder die Mächtigen sind, vielleicht auch im Hintergrund, aber da.
Die Menschen bleiben eben die Gleichen... -
Über Matthias habe ich mich sehr gewundert. Hätte ich ihm nach den ersten Abschnitten, in denen ich ihn ein wenig weltfremd fand, gar nicht zugetraut. Er ist derjenige, mit dem ich, neben den jungen Frauen, am meisten mitleide.
Er ist völlig unvorbereitet aus seiner zwar einsamen, aber verlässlichen Welt hinausgeworfen worden.Diese schreckliche Situation Marinas ansehen zu müssen, ohne helfen zu können. Es war für mich auch erschreckend zu lesen, dass es für ihn niemanden gibt, mit dem er sich hätte beraten können. Hilflosigkeit ist bitter.
Clare, stimmt, die Menschen bleiben sich überall gleich. Nur gibt es leider Strukturen, die die schlimmsten Anlagen in Menschen auch noch zum Ausbruch bringen.
Das ist für mich auch schlimm auszuhalten, in den Erinnerungen Walentynas. Wie die Begeisterung der jungen Menschen ausgenutzt und missbraucht wird. -
Ganz schön viele russische Namen mit vielen Buchstaben, da komme ich das ein oder andere Mal leider etwas durcheinander.
Bajdakowa wird sich sicher als Gute herausstellen. Sie weiß einfach um ihre korrupten Kollegen und ist daher vorsichtig.
Marina ist sicher noch nicht tot, das wäre allein für den Spannungsbogen des Romans nicht sinnvoll. Große Überlebenschancen hat sie aber sicher nicht. Die Brutalität ist schon widerlich. Fußsohlen verbrennen, damit sie nicht mehr weglaufen kann...
Lessmanns Wandlung finde ich nicht so überzeugend. Oder aber von seiner Historie ist noch nicht so viel bekannt. Jemanden einfach so im eigenen Garten zu verscharren und plötzlich eine Prostituierte nach der anderen zu haben ist schon ein extremer Gegensatz zur Schilderung des bisherigen Lebens.
Unverständlich ist mir auch, wie man in so einem Gebiet wie Prypjat heute leben kann. Das grenzt ja an Selbstmord. Der wissentliche Verkauf der kontaminierten Tiere ist auch widerlich.
1986 gab es aber schon Berichte darüber, wie weit die radioaktive Wolke auch Westeuropa erreicht und ob man Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten noch essen sollte. Wir haben uns sogar Gedanken darüber gemacht, ob das Fußball spielen auf einer Wiese gefährlich ist.
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Zitat
Original von xexos
Lessmanns Wandlung finde ich nicht so überzeugend. Oder aber von seiner Historie ist noch nicht so viel bekannt. Jemanden einfach so im eigenen Garten zu verscharren und plötzlich eine Prostituierte nach der anderen zu haben ist schon ein extremer Gegensatz zur Schilderung des bisherigen Lebens.
Unverständlich ist mir auch, wie man in so einem Gebiet wie Prypjat heute leben kann. Das grenzt ja an Selbstmord. Der wissentliche Verkauf der kontaminierten Tiere ist auch widerlich.
1986 gab es aber schon Berichte darüber, wie weit die radioaktive Wolke auch Westeuropa erreicht und ob man Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten noch essen sollte. Wir haben uns sogar Gedanken darüber gemacht, ob das Fußball spielen auf einer Wiese gefährlich ist.
Ja, die Wandlung von Lessmann ist extrem. Vielleicht lag diese Anlage ja schon ihn ihm und kam erst jetzt durch die Umstände zum Vorschein ;-).
Was die Rückkehr nach Prypjat angeht, musste ich sofort an Baba Dunjas letzte Liebe denken. Dort war es ebenso, nur, dass Baba Dunja als alte Frau dorthin zurückging. Walentyna dürfte erst in den mittleren Jahren sein, oder?
Die Liebe zur alten Heimat scheint bei manchen Menschen schwerer zu wiegen als die Angst vor den Strahlen.Klar gab es 1986 Berichte über die radioaktive Wolke, doch nach meiner Erinnerung und für mein Empfinden zu spät. Zunächst wurde erst mal abgeschwächt. So läuft es doch meistens, das Ausmaß einer Katastrophe wird erst nach und nach deutlich und zugegeben. Besonders, wenn es um wirtschaftlich relevante Dinge geht wie Kernkraft.
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Ich kann mich an die Zeit Ende April 1986 gut erinnern. Ich hatte kleine Kinder und vom Besuch von Spielplätzen und Sandkästen wurde abgeraten.
Klar ist auch hier noch allerhand Strahlung angekommen und ich habe mir auch Sorgen gemacht. Verglichen mit der Situation vor Ort waren das aber wirklich die berühmten peanuts. Es war auch eine Frage, wohin der Wind die radioaktive Wolke getrieben hat.
Besonders heftig hatte es wohl Teile des östlichen Bayern erwischt. Da muss heute noch jede geschossene Wildsau untersucht werden und häufig genug darf sie nicht gegessen werden.Walentyna schätze ich auf Mitte 50.
Bzgl Lessmann denke ich mir, er war vermutlich immer ein Mann der Tat. Möglicherweise ist er Jäger - sonst hätte er wohl kaum eine Waffe im Haus gehabt. Ich kann ja verstehen, dass er mit den Frauen mitgegangen ist. Einsam und verstört wie er war.
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Über Matthias habe ich mich sehr gewundert. Hätte ich ihm nach den ersten Abschnitten, in denen ich ihn ein wenig weltfremd fand, gar nicht zugetraut. Er ist derjenige, mit dem ich, neben den jungen Frauen, am meisten mitleide.
Er ist völlig unvorbereitet aus seiner zwar einsamen, aber verlässlichen Welt hinausgeworfen worden.Diese schreckliche Situation Marinas ansehen zu müssen, ohne helfen zu können. Es war für mich auch erschreckend zu lesen, dass es für ihn niemanden gibt, mit dem er sich hätte beraten können. Hilflosigkeit ist bitter.
Clare, stimmt, die Menschen bleiben sich überall gleich. Nur gibt es leider Strukturen, die die schlimmsten Anlagen in Menschen auch noch zum Ausbruch bringen.
Das ist für mich auch schlimm auszuhalten, in den Erinnerungen Walentynas. Wie die Begeisterung der jungen Menschen ausgenutzt und missbraucht wird.Matthias Entwicklung finde ich traurig. Aber ich glaube, dass diese Ausnahmesituation rund um Tanja und das Töten eines Menschen, ihn verändern mussten. Das finde ich so menschlich und macht den Roman so "echt".
Ich finde das Buch oberflächlich betrachtet zwar sehr spannend, aber es erschüttert mich sehr und macht mich traurig. Und das trifft bei mir auf jeden einzelnen Erzählstrang zu.
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Zitat
Original von Saiya
Ich finde das Buch oberflächlich betrachtet zwar sehr spannend, aber es erschüttert mich sehr und macht mich traurig. Und das trifft bei mir auf jeden einzelnen Erzählstrang zu.Das kann ich nur :write.
Und ich könnte mir vorstellen, unseren Mitlesern geht es nicht anders. -
Definitiv - das Buch ist unglaublich packend.
Ich hoffe ja, dass man noch mehr über die Geschichte von Matthias erfährt - vor allen Dingen, in welchem Zusammenhang er mit dem Mädchen steht. Vielleicht erklärt sich dann ja auch noch genauer, warum er so unglaublich scheinende Dinge tut. Einsamkeit als einziges Motiv ist mir noch ein wenig dünn.
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Zitat
Original von Saiya
Ich finde das Buch oberflächlich betrachtet zwar sehr spannend, aber es erschüttert mich sehr und macht mich traurig. Und das trifft bei mir auf jeden einzelnen Erzählstrang zu.
Mir ging es ganz genauso.
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Zitat
Original von Lumos
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Das Buch ist wieder unglaublich intensiv und fesselnd, wie ich es von der Autorin erwartet habe....
Ich mag Borrmanns Bücher auch sehr. Neben Susanne Goga und Agatha Christie sind es quasi die einzigen Krimis, die ich noch lese.ZitatOriginal von Lumos
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Ich kann mich noch sehr gut an daran erinnern. Mein Sohn war damals 1 Jahr alt und wir spielten auf der Terrasse, und es kam erst mal keine Information und dann hieß es - keine Gefahr für die Bevölkerung - gelogen, wie so oft. Aber nur eine winzige Kleinigkeit angesichts dessen, was Walentyna und die Menschen dort durchgemacht haben und noch immer erleiden. ...
Ich kann mich auch noch sehr gut an diesen Tag erinnern. Meine Eltern arbeiteten als Lebensmittelchemiker und kamen tagelang nicht nach Hause. Sie untersuchten rund um die Uhr.
Sie verboten uns, im Garten zu spielen und wir durften nur Eingemachtes essen. Eine gespenstische Zeit.
Jeder Schritt, den Walentyna in der Entfremdungszone macht, dröhnt mir im Ohr. Was für eine Hoffnungslosigkeit! -
Zitat
Original von Clare
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Erschüttert hat mich auch, dass er sich selbst so untreu wird und zu den Huren geht. Das Maß seiner Einsamkeit ist wirklich groß. Dazu kommt, dass er nicht weiß, wie er sich weiter verhalten soll. Eine verfahrene Situation, aus der er nicht mehr raus kommt.
Ich glaube auch, dass ihm wirklich etwas an Tanja, wenn sie tatsächlich so heißt, liegt.
Mich hat noch viel mehr erschüttert, wie er den einen Zuhälter einfach so abknallen und im Garten verscharren konnte. Das ist schon eine extreme Reaktion. -
Zitat
Original von xexos
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Unverständlich ist mir auch, wie man in so einem Gebiet wie Prypjat heute leben kann. Das grenzt ja an Selbstmord. Der wissentliche Verkauf der kontaminierten Tiere ist auch widerlich....
Gerade diese Hoffnungslosigkeit, die Borrmann hier schildert, kommt so unglaublich gut heraus. Was für eine Wahl hat Walentyna denn? In Kiew in einem Hühnerkäfig ohne Strom zu verrecken oder auf versrahltem Boden ein scheinbar gutes Leben zu führen. Verstrahlt ist sie eh und krebskrank auch. Das wird mit den Schluckbeschwerden ja engedeutet. Furchtbar diese Ausweglosigkeit. -
Ich sehe das wie Regenfisch.
In so einer ausweglosen Situation ist es wahrscheinlich eher sogar eine Art Trost, in der gewohnten Umgebung zu leben - und zu sterben.