Frederike Frei: Poesiealbum 319

  • Märkischer Verlag, 2015
    Grafik: Ulrike Schmidt


    Kurzbeschreibung:
    Frederike Frei beschränkt sich nicht darauf, ihre Gedichte und Prosatexte als Schriften zu verbreiten. Vielmehr sucht und findet sie ständig den direkten Kontakt zu Lesern und Zuhörern. Als ›Bundesdichterin‹ durchwanderte sie über mehrere Jahre (fast) ganz Westdeutschland und verkaufte ihre Gedichte aus dem B(a)uchladen. Man kann bei ihr Verse in Auftrag geben wie einst Herzog Friedrich von Österreich bei Walther von der Vogelweide. Sie schmäht beim Fußvolk wie den Insidern die »Nichtleser, Anleser, Querleser, Trendleser, Blätterer, Ahadenker und Satzlecker«, die den »Seilakt zwischen Literatur und Vermarktung, karger Kunst und geilem Geld« nicht erkennen; ihre Dichtung ist mehrfach ausgezeichnet und durch die Aufnahme in das Marbacher Literaturmuseum geehrt.


    Über die Autorin:
    1977 erschien der erster Lyrikband Losgelebt von Frederike Frei. Nach der Wende ist die Dichterin von Hamburg nach Potsdam und dann nach Berlin gezogen. Sie lebt heute in Berlin-Friedenau.
    Weitere Lyrik: Vom Lieben geschrieben 1984, Circus Roncalli 1985, Ich dich auch 1986, Unsterblich 1997, Echt Himmel das, Blau heute, 2009, Apfelgeschichten 2013.


    Mein Eindruck:
    Frederike Frei ist eine zeitgenössische Lyrikerin, die u.a. mit Blumengedichten auftrumpft. Und tatsächlich ist sie dabei originell, manchmal schräg.
    Christrose, Hyazinthe, Narzisse, Gänseblümchen, Sumpfdotterblume, Fuchsie, Rhododendron heißen ihre Gedichte, um nur mal ein paar zu nennen.


    Sie schafft es meist, ein ungewöhnliches Element oder ironisches einzubauen. Das ist es, was ich an diesen Gedichten schätze! Außerdem scheut die Autorin sich nicht, auch derbes in ihre feine Lyrik zu integrieren, z.B. in ihrem Gedicht Hyazinthe.


    Noch mehr interessieren mich aber ihre Gedichte zu den Themen Liebe, Begehren, Beziehungen. Originell sind da z.B. Kummerkatzen, Paß auf, Frau, o.k. (ohne Kommentar), im Finsteren, Am Ende.


    Oft sind die Gedichte von Frederike Frei kurz, manchmal nur ein paar Zeilen.


    Beispiel:
    Existenzmaximum
    Ich bin froh
    arm zu sein
    Aber reich genug
    um froh zu sein
    Ich brauche nichts
    zu kaufen
    Was ich nicht
    brauch




    In Freis Gedichten blitzt oft etwas auf, was mich zum Nachdenken oder zum Lachen bringt! Nicht umsonst hat sie den Ringelnatz-Preis gewonnen!
    Ich denke, die Auswahl von Helmut Braun ist gut getroffen, um Frederike Frei zu präsentieren, denn fast alle sind originell und ansprechend.