Das Haus der verlorenen Kinder, Linda Winterberg

  • Inhaltsangabe: Nimmt man einer Mutter ihr Kind …


    Norwegen, 1942: In dem kriegsgebeutelten Land verlieben sich Lisbet und
    ihre Freundin Oda in die falschen Männer – in deutsche
    Besatzungssoldaten. Die verbotene Liebe fordert einen hohen Preis, und
    die beiden Frauen drohen alles zu verlieren: ihre Familien, ihre
    Geliebten – und die Kinder, die sie erwarten. Nach der Geburt werden sie
    ihnen von den Deutschen genommen. Erst lange Zeit später, als die junge
    Deutsche Marie in Wiesbaden einer besonderen alten Dame namens Betty
    begegnet, findet sich ihre Spur.


    Eine dramatische Geschichte um zwei junge Frauen in Norwegen im Zweiten
    Weltkrieg, deren Schicksal bis in die Gegenwart reicht


    Mit einem Nachwort und einem Anhang zu den historischen Hintergründen





    Meine Meinung zur Autorin und ihrem Buch:


    Sie ist für mich ein Begriff, auch wenn unter ihrem Namen Nicole Steyer, in der sie Historische Romane verfasste und die ich alle mit sehr großer Begeisterung gelesen habe. Diesmal begibt sie sich auf anderes Territorium, sie schreibt über den 2. Weltkrieg, ich gratuliere ihr ganz Herzlich zu ihrem hervorragend gelungenem und Großartigem Debüt. Man spürt beim Lesen wie viel Herzblut, sie in dieses Geschichte fließen ließ, sie hat wirklich alles gegeben was machbar wahr. Allein diese Akribische Recherche, sie ist dafür sogar mit ihrem Mann nach Norwegen gereist, um sich auf die Spurensuche der verlorenen Kinder zu machen, man merkt wie sehr ihr die Sache am Herzen lag.


    Der Roman hat mich sehr tief bewegt und Emotional aufgewühlt. Ich erfuhr hier zum ersten mal was unter, der deutschen Führung im 2 Weltkrieg, in Norwegen eine Haus Lebensborn, eine Art Zuchtanstalt gab, eine SS Organisation, wo Frauen Hilfe fanden, aber auch nur um reinrassige und arische Kinder großzuziehen, denen man aber auch oft unfreiwillig die Kinder fortnahm um sie an Deutsche Ehepaare zu vermitteln. Diese Frauen und Kinder die nach dem Krieg in Norwegen zurück blieben sie hatten es schwer, sie wurden als Huren und Deutschenmädchen beschimpft. Das alles hat mich doch sehr entsetzt, das mir an einigen Stellen die Tränen kamen. Ihre Schreibweise ist Hochsensibel, feinfühlig und mit sehr viel Gespür, lässt sie eine düstere Wahr-und Vergangenheit, wieder lebendig werden und ans Tageslicht kommen. Auch hat sie sehr Kunstvoll, die zwei Zeitstränge auf der die Geschichte basiert mit einander verknüpft. Ihre Personen auch wenn sie Fiktiv sind, wirken sehr real und Lebendig, wie auch der ganze Handlungsaufbau.Auch die einzelnen Charaktere hat sie sehr schön klar heraus Kristallisiert. Ein sehr Bildhafter, flüssiger und fesselnder Schreibstil.



    Meine Meinung zum Inhalt: Sehr schön beschrieben hat die Autorin:


    Die beiden unzertrennlichen jungen Norwegerinnen Lisbeth und Oda, zwei Freundinnen die wie Pech und Schwefel zusammen halten. Auch von ihrem Pech, am falschen Ort und zu einer ungünstigen Zeit, ausgerechnet die beiden deutschen Soldaten Erich und Günter kennen zu lernen, die in ihrem Ort untergebracht sind, und sich in die beiden verlieben. Oda in Günter, und Lisbeth in Erich, gegen den Willen der Eltern. Wie sie ihnen sogar bis Kristiansand folgen. Aber ihre Freunde müssen nach Russland. Sie sind allein auf sich angewiesen, nach Hause können sie nicht mehr. Ihre Schwangerschaft, die Schande die sie über ihre Familien bringen und der Bruch mit den Eltern. Hilfe fanden die beiden im Haus Lebensborn in Hurda Yerk, der Zuchtanstalt der Deutschen, hier ging es ihnen verhältnismäßig sehr gut, man kümmerte sich um sie, bis zur Geburt und bis kurz danach. Lisbeth traf es noch ganz gut, sie bekam Unterhalt von Erich, Oda dagegen hatte mit Günter nicht das große Los gezogen, er verweigerte jede Zahlung und erkannte auch seine Vaterschaft nicht an. Das Schicksal meint es nicht gut, durch einem dummen Fehler um Oda und deren Tochter Siri zu helfen, begeht Lisbeth einen großen und unbedachten Fehler, sie verliert ihre kleine Tochter Liselotte ,man nimmt sie ihr einfach fort .Viele, viele Jahre Später findet sich eine Spur, die in Deutschland in Wiesbaden endet. Hier lernen wir Marie im Jahre 2005 kennen, die im Haus Sonnenschein in Wiesbaden, Senioren betreut und Vollwaise ist. Ihr Herz hängt an der alten Dame Betty, die zwei sind wie ein Herz und eine Seele. Bei Marie taucht eines Tages ein alte Tagebuch in Norwegischer Sprache auf, mit einem Foto darin, das sie erschrecken lässt. Nun, macht Marie sich auf eine Rätselhafte Spurensuche, darin Betty mit verstrickt zu sein scheint, wer ist sie wirklich.


    "Eine Grandiose Geschichte, ein Kaleidoskop ,über eine tragische Liebesgeschichte, die unter die Haut geht. Ein große Epos "
    :lesend

  • Über das Buch:
    Norwegen, 1941: In dem kriegsgebeutelten Land verlieben sich Lisbet und ihre Freundin Oda in die falschen Männer – in deutsche Soldaten. Ihre verbotene Liebe fordert einen hohen Preis, und die beiden jungen Frauen verlieren alles, was ihnen lieb ist. Ausgerechnet bei den deutschen Besatzern scheinen sie Hilfe zu finden, doch dann wird Lisbet von ihrer kleinen Tochter getrennt. Erst lange Zeit später findet sich ihre Spur – in Deutschland.


    Eine dramatische Geschichte um zwei junge Frauen in Norwegen im Zweiten Weltkrieg, deren Schicksal bis in die Gegenwart reicht. (Quelle: http://www.aufbau-verlag.de)


    Über die Autorin:
    Hinter Linda Winterberg verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus und begann schon im Kindesalter erste Geschichten zu schreiben. Bei einer Reise nach Norwegen stieß sie auf die historischen Fälle, die diesem Roman zugrunde liegen und die sie nicht mehr losließen. (Quelle: http://www.aufbau-verlag.de)


    Meine Meinung:
    Wow, was für ein Buch! Bisher belegt es in meiner Rangliste für dieses Jahr einen sehr guten zweiten Platz. Denn dieses Buch hat mich berührt, es hat mich zum Lächeln aber auch zum Weinen gebracht, denn die Geschichte die Linda Winterberg erzählt geht unter die Haut und lässt einen so schnell nicht mehr los.
    Das Cover ist sehr stilvoll und meiner Meinung nach wunderschön, es drängt sich nicht auf und trotzdem erkennt man sofort die Sehnsucht der Person, die auf dem Cover zurück schaut, weil sie etwas nicht loslässt. Etwas wird nie wieder so sein wie es war, genau dies spürt man, wenn man das Gesicht der jungen Frau betrachtet. Und genau dies passt so gut zu diesem Buch, denn die Autorin erzählt uns die Geschichte zweier norwegischer junger Frauen, die sich während der Besatzungszeit in zwei deutsche Soldaten verlieben. Zwei Frauen, die mehr füreinander sind, als Freundinnen, eher Vertraute oder die Schwester, die sie nie hatten. Beide erleiden das gleiche Schicksal, sie werden schwanger von den Soldaten und die Männer müssen an die Ostfront.
    Doch es gibt auch noch einen zweiten Handlungsstrang, der mich nicht weniger berührt hat. Da sind es Betty und Marie, die mein Herz im Sturm erobert haben. Marie, das Waisenmädchen, das ausbricht und ein freiwilliges soziales Jahr in einem Altenheim in Wiesbaden macht, nur weil sie in den Unterlagen ihre Mutter eine Fotografie von dem Haus gefunden hat, welches heute das Altenheim beherbergt. Betty, die lebenslustige Seniorin, mit der Marie immer Schach spielt und merkt, dass das Mädchen etwas auf dem Herzen hat. Schnell wird dem Leser klar, dass es irgendwie zwischen diesen vier Frauen Lisbet und Oda in Norwegen und Marie und Betty in Wiesbaden eine Verbindung geben muss. Doch welche Geschichte dahinter steckt, das müssen Sie, liebe Buchfreunde, selber lesen.
    Der Roman ist gut und spannend aufgebaut, alles läuft auf den zentralen Höhepunkt am Ende hin. Die Geschichte nimmt immer mehr Fahrt auf und zwischenzeitlich wird es auch ganz dramatisch. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl zwischen den Zeilen zu fliegen, da es sich so leicht und unbeschwert las. Auch gibt es eine gute Balance zwischen Dialogen und erzählenden Passagen. Die Lösung des Rätsels, wie die vier Frauen miteinander verbunden sind hat mich sehr berührt. Logisch nachzuvollziehen, auch wenn ich nicht mit genau diesem Ausgang gerechnet hätte. Interessant finde ich es auch wie die Autorin es geschafft hat, die historischen, nicht immer einfachen Fakten, mit ihrer Geschichte zu verweben. Man lernt sehr viel über die Besatzungszeit in Norwegen und wie die Norweger die Deutschen sehen. Nicht minder interessant ist die Geschichte der „Deutschenmädchen“ und der Lebensborn Einrichtung, die in diesem Roman auch einen sehr hohen Stellenwert haben und dies zurecht!
    Dieses Buch empfehle ich allen Lesern, die gerne historische Romane bzw. Familiensagas lesen, denn für mich ist dieser Roman beides. Er erzählt die Geschichte von Marie, Betty, Lisbeth und Oda, aber genauso beleuchtet er die Zeit des Nationalsozialismusses in Norwegen.
    Ein Roman von dem man in diesem Bücherjahr auf jeden Fall etwas gehört haben sollte, aber noch besser gelesen haben sollte, denn dieses Buch geht unter die Haut und lässt seine Leser noch lange nachdenklich zurück.
    Vielen Dank an Nicole Steyer, alias Linda Winterberg, für diesen großartigen Roman. Ich würde mich über ein neues Romanprojekt unter Linda Winterberg sehr freuen. Mein Dank geht auch an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, ich hatte wunderschöne Lesestunden, DANKE.


    10 von 10 P.

  • Linda Winterberg – Das Haus der verlorenen Kinder


    Als eingefleischte Norwegen-Begeisterte, die derzeit am liebsten historische Romane aus den Zwanzigern bis Vierzigern des vergangenen Jahrhunderts liest, war dieser Roman eine perfekte Lektüre für mich: Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, habe ich ihn in drei Tagen weginhaliert und konnte meine Gedanken auch jenseits des Lesesessels kaum von den Figuren und Orten der Handlung lösen.



    Das Geschehen um die Lebensborn-Heime in Oslo und Wiesbaden, die sozial geächteten „tyskerjenter“, Deutschenmädchen, und ihre Kinder, denen auch in Norwegen erst viel zu spät eine offizielle Wiedergutmachung zuteil geworden ist, und die Einblicke in die Seelen von elternlosen, adoptierten, von Pflegefamilie zu Pflegefamilie verschobenen Jugendlichen ist mir ganz schön an die Nieren gegangen.




    Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die verschiedenen Zeitebenen miteinander zu verknüpfen. Dabei haben sich auch am Ende einige Kreise geschlossen, einige lose Enden sind offen geblieben. Mit den meisten kann ich leben (z.B. der Geschichte von Gertrud); andere haben unbefriedigende Lücken hinterlassen.



    Zwei kleine Kritikpunkte habe ich:




    Zum anderen werden im Buch die Deutschen immer wieder als die in Norwegen verhassten Feinde bezeichnet, ohne dass deutlich wird, worin ihre Gräuel in Norwegen eigentlich bestanden und warum es denn gar so schrecklich war, als „Deutschenflittchen“ zu gelten. Lediglich das Arkiv in Oslo mit seinen Folterungen findet Erwähnung. Dass den einquartierten Soldaten bei weitem nicht immer Socken gestrickt wurden, sondern dass die Gegenwart der Deutschen einen gravierenden Versorgungsmangel der NorwegerInnen zur Folge hatte, wird im Buch nur angerissen. Die Festung der Deutschen wird erwähnt, aber was diese militärische Dominanz bedeutet, wird nicht deutlich. Von Verrätern ist die Rede, aber was hieß Verrat in Norwegen? Widerstand zu leisten, Menschen die Flucht zu ermöglichen, beispielsweise – deswegen wurde das Dorf Telavåg in einer Racheaktion der SS dem Erdboden gleichgemacht, ein in Norwegen bis heute unvergessenes Kriegsverbrechen der Deutschen.


    Wenn ich nicht selbst ein bisschen Hintergrundwissen zu dieser Epoche gehabt hätte und schon ein wenig über die Deutschenkinder und ihre Mütter gelesen hätte, wäre mir wahrscheinlich unklar geblieben, warum diese Frauen und ihre Kinder so geächtet waren und nach dem Krieg sogar interniert wurden, denn im Roman wirken die Deutschen und ihre Präsenz in Norwegen nicht besonders schlimm und bedrohlich.



    Dennoch kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen und gebe dem Roman 9/10 Punkten.



    Und noch eins halte ich ihm zugute: Er hat mir jetzt Mut gemacht, endlich die „Tora“-Trilogie von Herbjørg Wassmo anzugehen, die seit Jahren geduldig auf dem SuB des rechten Zeitpunkts harrt. Der erste Band heißt in der deutschen Übersetzung "Deutschenkind" und befasst sich mit dem Schicksal eines in Norwegen lebenden Kindes von einer Norwegerin und einem deutschen Soldaten:


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