Andrea Maria Schenkel (Quelle: Hoffmann und Campe)
Andrea Maria Schenkel, geboren 1962, lebt in Regensburg. 2006 erschien ihr Debüt Tannöd, mit dem sie großes Aufsehen erregte. Der Roman wurde 2007 mit dem Deutschen Krimi Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und der Corine, 2008 mit dem Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman ausgezeichnet. Das Buch verkaufte sich über eine Million Mal, wurde in zwanzig Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Für ihr zweites Buch Kalteis (2007) erhielt sie zum zweiten Mal in Folge den Deutschen Krimi Preis. Zuletzt erschienen Finsterau (2012) und Täuscher (2013).
Kurzbeschreibung des Buchs (Quelle: Hoffmann und Campe)
Verfolgung, Existenzangst und Neuanfänge in der Fremde - das sind die Erfahrungen des jungen Juden Carl Schwarz, als er 1950 in Brooklyn Emmi kennenlernt, die wie er aus Bayern stammt. Sie hat Deutschland nach dem Krieg verlassen, und wie er will auch sie ein neues Leben beginnen. Carl findet bei Emmi die Heimat, die er elfjährig verlassen musste, und lebenslange Liebe und Geborgenheit. Über die Vergangenheit reden beide nicht - zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das, was war. Jahrzehnte später wird Carl von einer Freundin gebeten, den schriftlichen Nachlass ihres verstorbenen Ehemannes durchzusehen, eines Holocaust-Überlebenden. Nur widerwillig macht sich Carl an die Arbeit - und stößt in den Briefen und Unterlagen aus dem KZ Dachau auf Hinweise aus Emmis Vergangenheit. Das Fundament aus Verschweigen und Halbwahrheiten, auf dem ihr gemeinsames Leben basierte, beginnt zu zerbrechen ...
Meine Meinung
Ich bin mehr oder weniger zufällig auf das Buch gestoßen - in der Onleihe wurde es als verfügbarer Neuzugang geliestet, mir sagte der Name der Autorin natürlich etwas aufgrund von Tannöd, und schon hatte ich es ausgeliehen.
Wider Erwarten hat es mir wirklich gut gefallen; ich hatte vorher noch Kalteis gelesen und das war weniger meins. Tannöd übrigens, wenn ich mich recht erinnere, auch nicht so
Die Geschichte um Carl und seine Familie, wie sie der beginnenden Nazihetze zu entkommen versuchen und wie sich die Flucht via Bahn und Schiff in Richtung Amerika - mit einigen Zwischenstationen - ergibt, fand ich packend geschrieben. Vor allem Carls Mutter war für mich eine absolut rührende Person: Als Katholikin, die einen Juden (der mit Religion aber nichts am Hut hat) geheiratet hat, stehen für sie ihre Kinder über alles und die Flucht aus Deutschland ist für sie die einzige Möglichkeit, ihren Kindern ein Leben zu bieten, das sie verdient haben. Viele Opfer, die im Buch beschrieben werden und die die Mutter bringt, können sicherlich nur von Müttern selbst nachvollzogen werden - das dann aber durchaus mit Tränchen in den Augen.
Parallel erfährt man noch die Ereignisse in Deutschland über eine parallele Geschichte, die mich am Anfang sehr verwirrt hat und die ich erst spät mit Carl zusammengebracht habe. Aus diesem Grund möchte ich nicht wirklich etwas darüber verraten , außer:
Ob ich mir das Buch aufgrund des Klappentextes gekauft hätte, wage ich zu bezweifeln. Es war aber wirklich gute und kurzweilige Unterhaltung, die trotz des gefühlt schon ausgenudelten Themas nicht plakativ oder marktschreierisch sondern immer mit dem notwendigen Ernst, aber auch einer Prise Mainstream daherkam. Die Personen waren alle toll gezeichnet, ich hatte bei jedem gleich ein Bild vor Augen, und wenn es nur der Matrose auf dem Schiff war, der rauchend an Deck steht. Kopfkino also.
Wem das Buch über den Weg läuft, der sollte definitiv zugreifen!