Maarten 't Hart: Gott fährt Fahrrad

  • Gott fährt Fahrrad
    oder Die wunderliche Welt meines Vaters


    Kurzbeschreibung:
    Maarten´t Hart zeichnet voller Liebe das Portät seines Vaters, eines wortkargen Mannes, der als Totengräber auf dem Friedhof seine Lebensaufgabe gefunden hat. Er ist ebenso fromm wie kauzig, ebenso bibelfest wie schlitzorg. Die Allgegenwart des Todes prägte den Erzähler. Und so ist dieses heiter-melancholische Erinnerungsbuch ein befreiender und zugleich trauriger Versuch, einigen Wahrheiten auf den Grund zu gehen.


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Der Autor schreibt wunderschön leicht und doch interessant. Jedes Kapitel könnte fast eine eigene kleine Kurzgeschichte sein, was mich am Anfang ein wenig verwirrt hatte, zusammen ergeben sie jedoch schon bald ein Bild.


    Dadurch, dass der Vater Totengräber ist, ergeben sich, neben der anhaltenden Melancholie, auch wunderbare makabere Geschichten. Der Vater hat einen herrlichen schwarzen Humor. Zudem ist er wahnsinnig Bibelfest.
    Dazu ein kurzer Auszug:


    Wieder einmal öffnete er die Tür in aller Herrgottsfrühe und sagte sofort zu den beiden Zeugen Jehovas: "Was steht in Matthäus 27, Vers 5?" Sie wußten es nicht, und mein Vater ließ es sie in ihrer Bibel aufschlagen, und sie mußten es vorlesen: "Judas ... ging hin und erhängte sich." Und jetzt schlagt mal Apostelgeschichte 21, Vers 24 auf", sagte mein Vater, und sie schlugen es auf, und mein Vater zeigte ihnen die Worte: "... daß du auch einhergehst und hältst das Gesetz."



    ...

    Illusionen werden aus Gedanken über das Leben geboren, aber sie sterben nicht am Denken, sondern am Leben.
    Lou Salome

  • Das Buch ist eins der besten, die ich in diesem Jahr gelesen habe.


    Es ist allerdings nicht falsch, wenn man sich die Bibel in die Nähe legt, denn manche Bibelstellen sind, anders als in dem Text oben nur als Kürzel wiedergegeben.


    Mir hat besonders die Darstellung der Widersprüchlichkeit gefallen: Sein Leben lang war der Vater Totengräber und redete und philosophierte über den Tod, jetzt ist er sterbenskrank, aber niemand spricht mit ihm darüber, und er will es auch nicht wahrhaben.


    Jorinde

  • Ich habe das Buch in der Ausgabe der Brigitte Reihe (Band 22) gelesen.


    Der Stil ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig- aber die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Verhältnis zum Vater ist spannend und tiefgründig erzält- auch das Verhältnis des Sohnes zum Glauben des Vaters und seine eigene fehlende Religiosität werden thematisiert und die Auseindersetzungen des Sohnes mit seiner Jugend am Sterben des Vaters sind unbedingt lesenswert.