440 Seiten, kartoniert
Verlag: Roman Verlag (Stuber Publishing), Brooklyn / NY, 2016
ISBN-10: 0-692-59555-4
ISBN-13: 978-0-692-59555-4
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Siena im 14. Jahrhundert. Monica würde gerne das Färberhandwerk erlernen, wird aber in das Landhaus des französischen Gesandten entführt und dort gefangen gehalten, wo sie heimlich eine Verschwörung gegen den Papst belauscht.
Ihre Freundin Caterina soll heiraten, hat aber Visionen, schließt sich den Dominikanerinnen an und wird eine viel gefragte und bewunderte Predigerin.
Über die Autorin
Christine Neumeyer hat nach einer kaufmännischen Ausbildung mehrere Jahre u. a. im Direktionsbüro der Galerie des Schlosses Belvedere in Wien gearbeitet, bevor sie eine Stelle an der Universität Wien antrat. Mit ihrer Familie lebt sie in der Nähe von Wien.
Informationen im Internet:
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Vorbemerkung
Mit meiner Meinung zu diesem Buch scheine ich, wenn ich all die anderen Rezis, die ich dazu gefunden habe, in Betracht ziehe, ziemlich alleine zu stehen. Dennoch bin ich, auch beim kritischen Hinterfragen meiner Meinung, zu keiner anderen als der hier geäußerten gekommen. Aber eine Minderheitenmeinung zu vertreten bin ich ohnehin gewohnt.
Meine Meinung
Für dieses Buch habe ich rund drei Wochen gebraucht, an den beiden Wochenenden dieser Zeit habe ich es durch je ein anderes Buch, das ich zwischendurch gelesen habe, unterbrochen. Daraus mag man ersehen, daß mich dieser historische Roman nicht überzeugen konnte. Das fing schon damit an, daß sich das Buch wegen des Satzspiegels nur mühsam lesen läßt. Die Bundstege sind so schmal, daß man zur Mitte des Buches hin Schwierigkeiten hat, die Worte zu lesen. Dabei las sich die Inhaltsbeschreibung recht vielversprechend. Die eigentliche Handlung konnte diese Erwartungshaltung auch weitgehend erfüllen, wenngleich es einige inhaltliche Ungereimtheiten gibt.
Es mag nun persönliche Vorliebe sein, die hier mitspielt, aber ein richtiger Lesefluß wollte sich bei mir nicht einstellen. Das Buch ist in meist kurzen Sätzen geschrieben, die mir wie Puzzleteile, die nebeneinander gelegt, aber nicht verbunden wurden, erschienen. Dadurch hatte ich über weite Strecken das Gefühl, einzelne Sätze zu lesen, die jeder für sich standen und nicht unbedingt mit denen in der Nachbarschaft etwas zu tun hatten. Ich habe in der letzten Zeit mehrfach Bücher gelesen, auf die die Beschreibung „relativ kurze Sätze“ ebenfalls zutrifft. Das Gefühl des Nicht-Zusammengehörens hatte ich allerdings nur hier.
Was mich auch irritiert hat, waren einige inhaltliche Ungenauigkeiten bzw. Fehler. So war Caterina war keine Nonne, sondern hatte sich dem Laienorden der Dominikanerinnen, den sog. Mantellaten angeschlossen.* Es wird zwar richtigerweise im Nachwort erwähnt, daß sie sich dem 3. Orden der Dominikanerinnen anschließt, findet sich jedoch nicht in der Romanhandlung. Dort wird immer von „Nonne“ gesprochen. Auf S. 27 wird aus dem eucharistischen Hochgebet zitiert, es aber als „predigen“ bezeichnet. Eine Predigt ist nun aber etwas ganz anderes als das eucharistische Hochgebet.
Oder drei inhaltliche Beispiele:
[sp]Monica geht auf Beobachtungsposten im Garten, obwohl sie aus Sicherheitsgründen im Haus bleiben soll. An der Tür bricht sie zusammen, weil die Klinke durch einen Blitzschlag aufgeladen ist und sie einen Stromschlag bekommt. Sie wird verletzt ins Haus gebracht und niemand regt sich auf? Niemand fragt weiter nach?
Stefano und Monica haben vorehelichen Verkehr, welcher ein Kind zur Folge hat. Und niemand regt sich darüber auf oder stört sich daran? Die Reaktionen, so es überhaupt welche gibt, sind liberaler als heute - das paßt doch eher ins 21. denn des 14. Jahrhundert.
Stefano wurde nach dem Tod von Caterina Kartäuser (siehe Nachwort). Ich finde es mehr als unglücklich, ihn dann hier im Buch heiraten zu lassen - und noch dazu eine schwangere Braut. Für einen Roman, der als „historischer Roman“ bezeichnet wird, ist diese Abweichung von der Historie für meine Begriffe denn doch zu groß.[/sp]
All dies machte das Buch für mich zu einer eher schwierigen Lektüre, die ich froh war, beendet zu haben.
Die Idee selbst hat mir gefallen und mich vom Thema her auch interessiert; die Vermengung von historischen und fiktiven Figuren ist in solchen Romanen üblich und hier gut gelungen. Daß Caterina und Monica sich von Kindesbeinen an kannten und befreundet waren, war nachvollziehbar dargestellt. Wenngleich Monica im Verlauf des Buches mir ob ihrer bisweilen naiven Art und einer Denk- und Handlungsweise, die ich nicht immer nachvollziehen konnte (z. B. der - so schien es mir - plötzlich aufgetretene Neid gegenüber Caterina), schon auch mal auf die Nerven ging. Was aber immerhin bedeutet, daß die Autorin die Figur so glaubhaft angelegt hat, daß ich mich emotional an ihr reiben konnte.
Auf Grund der beschriebenen inhaltlichen Kritikpunkte bin ich am Ende des Romans allerdings verunsichert, was, soweit historische Figuren auftreten, nun stimmt und was erfunden ist. Im Anhang gibt es dankenswerterweise zu den auftretenden historischen Hauptfiguren kurze biographische Angaben. Auch schreibt die Autorin ausdrücklich, daß die Handlung frei erfunden und durch Ereignisse um das Leben der hl. Caterina von Siena inspiriert worden sei. Insofern wäre es besser gewesen, das nicht als „historischen Roman“ zu bezeichnen. Vielleicht wäre mit einer anderen Erwartungshaltung meine Meinung über das Buch eine andere geworden. Mit stilistischer Überarbeitung, so daß die Sätze nicht mehr einzeln für sich stehen sondern einen Lesefluß ergeben, könnte ich in einem nur als „Roman“ oder gar „Roman mit Fantasy- bzw. mystischen Einschlägen“ auch über so manche inhaltliche Ungenauigkeit hinwegsehen bzw. das würde mich in so einem Buch nicht stören. Aber an einen „historischen Roman“ habe ich nun Mal den Anspruch, daß die wesentlichen Dinge und Umstände stimmen sollten. Und da hatte ich hier leider zu oft das Gefühl, daß das nicht der Fall ist.
Caterina allerdings ist nach Avignon gereist und hat vermutlich Anteil daran, daß der Papst nach Rom zurückgekehrt ist. Sie hat „gepredigt“, ist mir ihren Anhängern durchs Land gezogen und hat auch ein Kloster gegründet. Wenn das Buch dazu beiträgt, daß manche Leser wenigstens mit den Grundzügen des Lebens der Heiligen und Kirchenlehrerin bekannt gemacht werden, ist das auch etwas Positives.
Kurzfassung
Das Buch konnte mich stilistisch (und teilweise inhaltlich) nicht überzeugen, wenngleich es die hl. Caterina von Siena in ihren wesentlichen Anliegen gut beschreibt.
* = vgl. LThK (Lexikon für Theologie und Kirche), Band 5, S. 1334. Verlag Herder, Freiburg, 3. völlig neu bearbeitete Auflage 1996
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