Mit der Kraft von Purpur - Christine Neumeyer

  • 440 Seiten, kartoniert
    Verlag: Roman Verlag (Stuber Publishing), Brooklyn / NY, 2016
    ISBN-10: 0-692-59555-4
    ISBN-13: 978-0-692-59555-4



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Siena im 14. Jahrhundert. Monica würde gerne das Färberhandwerk erlernen, wird aber in das Landhaus des französischen Gesandten entführt und dort gefangen gehalten, wo sie heimlich eine Verschwörung gegen den Papst belauscht.
    Ihre Freundin Caterina soll heiraten, hat aber Visionen, schließt sich den Dominikanerinnen an und wird eine viel gefragte und bewunderte Predigerin.




    Über die Autorin


    Christine Neumeyer hat nach einer kaufmännischen Ausbildung mehrere Jahre u. a. im Direktionsbüro der Galerie des Schlosses Belvedere in Wien gearbeitet, bevor sie eine Stelle an der Universität Wien antrat. Mit ihrer Familie lebt sie in der Nähe von Wien.


    Informationen im Internet:
    - < Klick > - die Webseite der Autorin



    Vorbemerkung


    Mit meiner Meinung zu diesem Buch scheine ich, wenn ich all die anderen Rezis, die ich dazu gefunden habe, in Betracht ziehe, ziemlich alleine zu stehen. Dennoch bin ich, auch beim kritischen Hinterfragen meiner Meinung, zu keiner anderen als der hier geäußerten gekommen. Aber eine Minderheitenmeinung zu vertreten bin ich ohnehin gewohnt.



    Meine Meinung


    Für dieses Buch habe ich rund drei Wochen gebraucht, an den beiden Wochenenden dieser Zeit habe ich es durch je ein anderes Buch, das ich zwischendurch gelesen habe, unterbrochen. Daraus mag man ersehen, daß mich dieser historische Roman nicht überzeugen konnte. Das fing schon damit an, daß sich das Buch wegen des Satzspiegels nur mühsam lesen läßt. Die Bundstege sind so schmal, daß man zur Mitte des Buches hin Schwierigkeiten hat, die Worte zu lesen. Dabei las sich die Inhaltsbeschreibung recht vielversprechend. Die eigentliche Handlung konnte diese Erwartungshaltung auch weitgehend erfüllen, wenngleich es einige inhaltliche Ungereimtheiten gibt.


    Es mag nun persönliche Vorliebe sein, die hier mitspielt, aber ein richtiger Lesefluß wollte sich bei mir nicht einstellen. Das Buch ist in meist kurzen Sätzen geschrieben, die mir wie Puzzleteile, die nebeneinander gelegt, aber nicht verbunden wurden, erschienen. Dadurch hatte ich über weite Strecken das Gefühl, einzelne Sätze zu lesen, die jeder für sich standen und nicht unbedingt mit denen in der Nachbarschaft etwas zu tun hatten. Ich habe in der letzten Zeit mehrfach Bücher gelesen, auf die die Beschreibung „relativ kurze Sätze“ ebenfalls zutrifft. Das Gefühl des Nicht-Zusammengehörens hatte ich allerdings nur hier.


    Was mich auch irritiert hat, waren einige inhaltliche Ungenauigkeiten bzw. Fehler. So war Caterina war keine Nonne, sondern hatte sich dem Laienorden der Dominikanerinnen, den sog. Mantellaten angeschlossen.* Es wird zwar richtigerweise im Nachwort erwähnt, daß sie sich dem 3. Orden der Dominikanerinnen anschließt, findet sich jedoch nicht in der Romanhandlung. Dort wird immer von „Nonne“ gesprochen. Auf S. 27 wird aus dem eucharistischen Hochgebet zitiert, es aber als „predigen“ bezeichnet. Eine Predigt ist nun aber etwas ganz anderes als das eucharistische Hochgebet.


    Oder drei inhaltliche Beispiele:
    [sp]Monica geht auf Beobachtungsposten im Garten, obwohl sie aus Sicherheitsgründen im Haus bleiben soll. An der Tür bricht sie zusammen, weil die Klinke durch einen Blitzschlag aufgeladen ist und sie einen Stromschlag bekommt. Sie wird verletzt ins Haus gebracht und niemand regt sich auf? Niemand fragt weiter nach?


    Stefano und Monica haben vorehelichen Verkehr, welcher ein Kind zur Folge hat. Und niemand regt sich darüber auf oder stört sich daran? Die Reaktionen, so es überhaupt welche gibt, sind liberaler als heute - das paßt doch eher ins 21. denn des 14. Jahrhundert.


    Stefano wurde nach dem Tod von Caterina Kartäuser (siehe Nachwort). Ich finde es mehr als unglücklich, ihn dann hier im Buch heiraten zu lassen - und noch dazu eine schwangere Braut. Für einen Roman, der als „historischer Roman“ bezeichnet wird, ist diese Abweichung von der Historie für meine Begriffe denn doch zu groß.[/sp]


    All dies machte das Buch für mich zu einer eher schwierigen Lektüre, die ich froh war, beendet zu haben.


    Die Idee selbst hat mir gefallen und mich vom Thema her auch interessiert; die Vermengung von historischen und fiktiven Figuren ist in solchen Romanen üblich und hier gut gelungen. Daß Caterina und Monica sich von Kindesbeinen an kannten und befreundet waren, war nachvollziehbar dargestellt. Wenngleich Monica im Verlauf des Buches mir ob ihrer bisweilen naiven Art und einer Denk- und Handlungsweise, die ich nicht immer nachvollziehen konnte (z. B. der - so schien es mir - plötzlich aufgetretene Neid gegenüber Caterina), schon auch mal auf die Nerven ging. Was aber immerhin bedeutet, daß die Autorin die Figur so glaubhaft angelegt hat, daß ich mich emotional an ihr reiben konnte.


    Auf Grund der beschriebenen inhaltlichen Kritikpunkte bin ich am Ende des Romans allerdings verunsichert, was, soweit historische Figuren auftreten, nun stimmt und was erfunden ist. Im Anhang gibt es dankenswerterweise zu den auftretenden historischen Hauptfiguren kurze biographische Angaben. Auch schreibt die Autorin ausdrücklich, daß die Handlung frei erfunden und durch Ereignisse um das Leben der hl. Caterina von Siena inspiriert worden sei. Insofern wäre es besser gewesen, das nicht als „historischen Roman“ zu bezeichnen. Vielleicht wäre mit einer anderen Erwartungshaltung meine Meinung über das Buch eine andere geworden. Mit stilistischer Überarbeitung, so daß die Sätze nicht mehr einzeln für sich stehen sondern einen Lesefluß ergeben, könnte ich in einem nur als „Roman“ oder gar „Roman mit Fantasy- bzw. mystischen Einschlägen“ auch über so manche inhaltliche Ungenauigkeit hinwegsehen bzw. das würde mich in so einem Buch nicht stören. Aber an einen „historischen Roman“ habe ich nun Mal den Anspruch, daß die wesentlichen Dinge und Umstände stimmen sollten. Und da hatte ich hier leider zu oft das Gefühl, daß das nicht der Fall ist.


    Caterina allerdings ist nach Avignon gereist und hat vermutlich Anteil daran, daß der Papst nach Rom zurückgekehrt ist. Sie hat „gepredigt“, ist mir ihren Anhängern durchs Land gezogen und hat auch ein Kloster gegründet. Wenn das Buch dazu beiträgt, daß manche Leser wenigstens mit den Grundzügen des Lebens der Heiligen und Kirchenlehrerin bekannt gemacht werden, ist das auch etwas Positives.



    Kurzfassung


    Das Buch konnte mich stilistisch (und teilweise inhaltlich) nicht überzeugen, wenngleich es die hl. Caterina von Siena in ihren wesentlichen Anliegen gut beschreibt.



    * = vgl. LThK (Lexikon für Theologie und Kirche), Band 5, S. 1334. Verlag Herder, Freiburg, 3. völlig neu bearbeitete Auflage 1996


    Edit Tippfehler berichtigt
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Vielen Dank für diese Rezension,


    wobei ich als Autorin zum Vorwurf der Ungenauigkeit, speziell in Bezug auf die falsche Darstellung der Caterina von Sienna als Nonne gerne Stellung nehmen möchte.


    Ich zitiere aus meinem Buch Seite 151:


    "Du bist tatsächlich eine Nonne geworden, Caterina", begann Monica, begierig die Geschichte ihrer Wandlung zu erfahren.
    "Das ist nicht ganz richtig", erklärte Caterina. "Ich habe zwar die Jungfrauenweihe hinter mir, bin aber frei, wenngleich ich jede Stunde bete und an die Gebote Gottes gebunden bin."
    "Aber du trägst den Schleier", wunderte sich Monica.
    "Das Gewand trage ich aus freien Stücken. Ich bin eine Braut Christi."


    Caterina wird in dem Buch des Öfteren Nonne genannt, weil sie für die Augen der Menschen wie eine Nonne aussieht. Zum Vorwurd der Verwendung des Wortes "predigen" auf Seite 27 verstehe ich es in dem einfachen Sinn, das Wort Gottes zu verkünden, so steht es auch im Duden. Aber ich bitte um Verzeihung, sollte ich hier etwas missinterpretiert haben, im Kirchenrecht bin ich zugegebenermaßen nicht sattelfest.
    Als Autorin von historischen Romanen leiste ich generell viel Recherche-Arbeit. So habe ich all ihre Briefe an die Herrscher und Heiligkeiten gelesen sowie andere Fachbücher und habe nie behauptet, eine Biografie zu schreiben. Viel mehr geht es mir um die Emotionen der Figuren, und weil diese Frau so außergewöhnlich war, weshalb ich mich damals (die Erstfassung enstand 2007) gescheut habe, aus ihrer Perspektive zu schreiben, wurde die beste Freundin Monica kreiert, welche die wundersame Wandlung des einfachen Mädchens zur Rednerin, Friedensbotschafterin, Reformerin und auch Beraterin zweier Päpste mit ihren Augen verfolgt und für die Leserinnen und Leser in diesem Buch beschreibt. Durchaus auch kritisch. Schade, dass es nicht allen gefällt.


    Herzlichst,
    Chrstine Neumeyer (Sayyida)

  • Hallo Sayyida,


    stimmt, diese Stelle war im Buch. Bei mir kam es so an - wie mache ich mich verständlich - als ob Caterina von Dir als Autorin als Nonne bezeichnet würde und nicht, daß die Zeitgenossen sie als eine solche sahen. Letzteres könnte ich nachvollziehen, da heute vermutlich viele Menschen nicht wissen, daß etwa ein Franziskanerpater (oder ein Dominikanerpater) eben KEIN Mönch ist, weil weder Franziskaner noch Dominikaner monastische Orden sind.


    Es mag sein, daß der Duden predigen so definiert, und das Wort Gottes verkündigen ist sicher auch predigen. Aber das eucharistische Hochgebet, die Wandlung von Brot und Wein, ist definitiv keine Predigt, sondern der Hauptteil der (kath.) Messe. Zu dem Zeitpunkt ist der Wortgottesdienst (in dem die Predigt „beheimatet“ ist) vorbei. Ich bin nun in Liturgiegeschichte nicht unbedingt sehr bewandert, aber das dürfte auch im späten Mittelalter schon so gewesen sein. Siehe z. B.:
    Kathpedia zum Eucharistischen Hochgebet
    Kathpedia zur Messe und deren Entwicklung


    Zitat

    Original von Sayyida
    Mit Absicht regt sich keiner über das uneheliche Kind der Liebe auf (...)


    Das ist aber, ich wiederhole mich, gewißlich die Sicht des 21. und nicht die des 14. Jahrhunderts. Ein Autor hat in einer Leserunde mal sinngemäß geschrieben (aus dem Gedächtnis zitiert, ich weiß nicht mehr genau, wer es war), daß historische Romane meist mehr über die Zeit, in der sie geschrieben werden, aussagen als über die, in welcher sie spielen.


    Wäre das Buch nicht als "historischer Roman", sondern einfach als "Roman" oder "Roman um Caterina von Siena" bezeichnet worden, hätte ich vermutlich eine andere Erwartung gehabt. Aber, ich wiederhole mich, an einen historischen Roman stelle ich andere Ansprüche, da möchte ich lesen, wie es damals war und nicht, wie wir heutige das damals gerne gehabt hätten.


    Nicht jedes Buch kann jedem gefallen. Damit müssen Leser wie Autoren vermutlich leben. Es tut mir leid, aber dieses Buch gehört zu denen, die mir nicht gefielen, obwohl ich - vom Thema her - mit einer eher positiven Einstellung zu lesen begonnen habe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Allerdings war die Gestaltung der Messe immer wieder Veränderungen unterworfen, da haben wir z. B. das Zweite Vatikanum. (Es ist recht aufschlussreichsich einmal Fotos von Altarräumen anzusehen, die als Folge des Zweiten Vatikanums umgestaltet wurden.)


    Was die Zuverlässigkeit von Internet-Links betrifft, so beziehen sich diese doch in erster Linie auf die Gegenwart. Wie genau sind die Informationen zur Geschichte tatsächlich? Immerhin gibt es die christliche Religion seit knapp 2.000 Jahren, das Mittelalter (je nach Zählung zwischen ca. 700 und 1.000 Jahren) liegt auch schon wieder ca. 500 Jahre zurück, und was macht uns so sicher, dass überall in Europa dieselben Regeln, z. B., was die Gestaltung einer Messe (der Westkirche) betrifft, üblich waren. (Es gab durchaus Gründe für Sonderregelungen oder Ausnahmen.)


    Der Roman von Christine Neumayer spielt im 14. Jahrhundert und das bedeutet:
    1. vor dem Konzil von Konstanz
    2. über ein ganzes Jahrhundert vor Luthers "Thesen-Anschlag"


    Der Roman spielt also zu einer Zeit, wo in der katholischen Kirche jedenfalls noch keineswegs die Notwendigkeit bestand, sich von anderen christlichen (evangelischen) Kirchen abzugrenzen zu müssen, einzige Ausnahme waren die Ostkirchen, aber diese Spaltung gab es bereits seit Jahrhunderten.)


    Ein wesentlicher Unterschied (allerdings nicht der einzige Unterschied) zwischen evangelischen Messen und katholischen Messen ist, dass die katholische Messe die Eucharistie als Bestandteil voraussetzt, während bei den evangelischen Richtungen (zumindest den Lutheranern/innen und Kalvinisten/innen) nicht der Fall ist. (Aber auch da hat sich erst einiges entwickelt.) Dort wurde heute auch ein reiner Predigt-Gottesdienst als Messe bezeichnet, während in einer katholischen Kirche ausdrücklich darauf hingewiesen werden muss, wenn die Messe ohne Eucharistie stattfindet, da sie für die Katholiken keine wirkliche Messe ist. (Das weiß ich übrigens nur deswegen, weil ich das selbst einmal erlebt habe.)


    Ich würde keineswegs ausschließen, dass das vor der Reformation auch schon so strikt gehandhabt wurde, und ob die Internet-Informationen da wirklich zuverlässig sind?


    -----


    Ähnlich sieht es übrigens auch mit den unehelichen Kindern aus, da spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle, um welche Bevölkerungsschicht und um welchen Stand es geht. Auch hier würde ich keineswegs davon ausgehen, dass die Toleranz unehelichen Kindern gegenüber erst eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts ist und für das 14. Jahrhundert unglaubwürdig ist.
    (Eine wichtige Rolle spielt hier sicher auch die Umsetzung, und welche Figuren Autor/in für eine positive oder negative Wertung verwendet hat.)


    Zitat

    Original von SiCollier
    Wäre das Buch nicht als "historischer Roman", sondern einfach als "Roman" oder "Roman um Caterina von Siena" bezeichnet worden, hätte ich vermutlich eine andere Erwartung gehabt. Aber, ich wiederhole mich, an einen historischen Roman stelle ich andere Ansprüche, da möchte ich lesen, wie es damals war und nicht, wie wir heutige das damals gerne gehabt hätten.


    Die Einstuftung als historischen Roman ist eine eigene Frage. Da Caterina von Siena nun einmal eine historische Figur ist, ist der Roman zumindest ein Roman mit historischen Hintergrund und einer historisch belegten Hauptfigur. Inwieweit dieser historische Hintergrund nur Kulisse oder tatsächlich auf belegten Fakten aufgebaut ist, wäre zu untersuchen.


    Deine Forderung, SiCollier: "da möchte ich lesen, wie es damals war", ist, mein Eindruck, allerdings für einen historischen Roman gar nicht erfüllbar, denn eine tatsächliche Zeitreise ins 14. Jahrhundert wird unsere Autorin wohl kaum gemacht haben. :wave


    Den historischen Roman, der tatsächlich mit dem Anspruch auftritt, eine historische Figur und ihre Zeit wirklich so zu beschreiben, wie sie tatsächlich war, und diesen Einspruch auch einlösen konnte, habe ich noch nicht gefunden, denn selbst zeitgenössische Quellen sind keineswegs in Bezug auf Glaubwürdigkeit über jeden Zweifel erhaben.
    -----------------


    Abschließend noch zwei Frage zur Autorin, die mich wirklich interessieren:


    1.)
    Handelt es sich bei ihr um eine Anfängerin, die ihre ersten Schritte auf den Buchmarkt versucht oder ist sie schon länger dort tätig?


    2.)
    Ist sie eine Berufsschriftstellerin, also jemand, der vom Buchverkauf und anderen damit zusammenhängenden Möglichkeiten ihren Lebensunterhalt beschreitet?


    --------------------Artikel wurde nach der berechtigten Kritik von SiCollier in Bezug auf seine Übersichtlichkeit leicht geändert.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • @ Teresa


    Um damit zu beginnen: die beiden Fragen an die Autorin lassen sich ganz einfach und leicht beantworten, wenn man zum einen nachsieht, was es hier im Forum für Rezensionen gibt und zum anderen zum Beispiel die Webseite der Autorin besucht; die habe ich im Eingangspost verlinkt. Dort sind beide Fragen beantwortet.



    Zitat

    Original von Teresa
    Die Einstuftung als historischen Roman ist eine eigene Frage.


    Den Roman habe nicht ich so eingestuft, er wird vom Verlag so bezeichnet. Damit verbinde ich bestimmte Vorstellungen, die für mich hier zumindest teilweise nicht erfüllt wurden.
    Dieser Thread: Ab wann ist ein historischer Roman ein historischer Roman? wäre wohl der richtige, um das weiter zu diskutieren.



    Zitat

    Original von Teresa
    Deine Forderung, SiCollier: "da möchte ich lesen, wie es damals war", ist, mein Eindruck, allerdings für einen historischen Roman gar nicht erfüllbar, denn eine tatsächliche Zeitreise ins 14. Jahrhundert wird unsere Autorin wohl kaum gemacht haben.


    Da niemand von uns in eine vergangene Zeit reisen kann (Ausnahmen von dieser Regel sind hier in diesem Buch nachzulesen ;-) ), ist es völlig klar, daß ein „Tatsachenbericht“ aus jener Zeit schlicht unmöglich ist, weil immer Erkenntnisse und Erfahrungen der Autorin einfließen. Dennoch ist es möglich, sich dem „Geist jener Zeit“ anzunähern - und, um bei dem Beispiel zu bleiben, ein uneheliches Kind wurde seinerzeit sicherlich nicht so begrüßt wie hier im Buch. Das wäre nicht mal in der Zeit meiner Kindheit dermaßen froh und unkompliziert aufgenommen worden!


    Ich habe nun Deine Erklärungen zur Messe, zumal wegen falsch gesetzter Zitats-BB-Codes nur schwer zu verstehen, da mit meinen Texten verwoben, nicht so ganz verstanden, zumal in den von mir verlinkten Kathpedia-Beiträgen alles hinreichend erklärt ist und es um die von Dir angesprochenen Fragen weder im Buch noch in meiner Rezi geht. Auf Kathpedia kann man nachlesen, daß ein großer Teil der Messe (etwas vereinfacht ausgedrückt) seit den Anfängen nur wenige Änderungen erfahren hat - eben das Hochgebet, die eucharistische Wandlung. Und nur darauf habe ich mich in der Rezi bezogen. Die Wandlung war weder damals noch ist sie heute eine „Predigt“. Im übrigen brauche ich mir keine Fotos von Kirchen vor dem Konzil anzusehen, da ich noch Erinnerungen an die vorkonziliare (tridentinische) Messe habe, die in meiner Kindheit die übliche war.



    Zitat

    Original von Teresa
    (...) während in einer katholischen Kirche ausdrücklich darauf hingewiesen werden muss, wenn die Messe ohne Eucharistie stattfindet, da sie für die Katholiken keine wirkliche Messe ist.


    Stimmt genau. Ob man darauf hinweisen „muß“, weiß ich nun nicht so genau. Aber in Pfarrbriefen und Vermeldungen wird darauf hingewiesen, das ist selbstverständlich.

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Um damit zu beginnen: die beiden Fragen an die Autorin lassen sich ganz einfach und leicht beantworten, wenn man zum einen nachsieht, was es hier im Forum für Rezensionen gibt und zum anderen zum Beispiel die Webseite der Autorin besucht; die habe ich im Eingangspost verlinkt. Dort sind beide Fragen beantwortet.


    Du hast Recht mit dem Verweis auf die Website, allerdings geht aus dieser für mich z. B. nicht hervor, ob Christine Neumeyer eine Schriftstellerin im Brotberuf ist, ob sie es im Nebenberuf ist oder nur aus Interesse. Dass sie über den Verlag publiziert, ist kein eindeutiges Kriterium, und ich möchte sie keineswegs bei einer Bewertung einfach in eine Schublade stecken, die dann vielleicht gar nicht zutrifft.

    Zitat

    [quote]Original von SiCollier
    Den Roman habe nicht ich so eingestuft, er wird vom Verlag so bezeichnet. Damit verbinde ich bestimmte Vorstellungen, die für mich hier zumindest teilweise nicht erfüllt wurden.


    Mein Eindruck ist allerdings, dass Verlage sehr viel als historischen Roman vermarkten, nur weil es irgendetwas mit Historie zu tun hat. Aber hätte die Autorin selbst ihr Buch auch als historischen Roman eingestuft? (Inwieweit war sie sich da mit dem Verlag tatsächlich einig?)


    Caterina von Siena ist historisch belegt, und es ist relativ viel über sie bekannt. (Wie zuverlässig diese Informationen sind, ist eine andere Frage, immerhin stand sie z. B. bereits zu ihren Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit.) Also kann davon ausgegangen werden, dass ein Roman mit Caterina von Siena ein geschichtlicher Roman ist.


    Ob es sich um einen historischen Roman bzw. eine Biographieroman oder um einen Roman vor historischem Hintergrund bzw. vor historischer Kulisse handelt, hängt eigentlich davon ab, ob die (historische) Caterina oder die (fiktive) Monica die Hauptfigur ist.


    Aufgrund der in Deinem Einleitungsstatement zitierten Inhaltsangabe würde ich das Buch als Roman vor historischer Kulisse einstufen und ein "Frauenmärchen" (Monica will das das Färberhandwerk lernen) oder einen Abenteuerroman (Monica wird entführt und kommt dabei einer Verschwörung auf die Spur) mit Monica als Hauptfigur erwarten.


    Nach den Angaben in Sayyidas Statement ist dagegen Catarina die Hauptfigur und die Figur der Monica lediglich aus erzähldramaturgischen Gründen erfunden, da sie Catarina von Siena aus einer Außenperspektive zeigen wollte.


    Da ich das Buch noch nicht gelesen habe, ich überlege zurzeit, ob ich es lesen soll, kann ich selbst nicht beurteilen, inwieweit es Sayyida gelungen ist, das auch im Buch umzusetzen oder ob sich nicht doch Monica und ihre Geschichte letztlich in den Vordergrund gedrängt haben.


    Interessant wäre natürlich auch zu wissen, ob die Geschichte mit Monica nicht vielleicht auch als ein Zugeständnis an uns Leser/innen gedacht ist. Immerhin gibt es viele historische Unterhaltungsromane und Trivialromane (die meisten tarnen sich als historische Romane mit viel Geschichtswissen), in denen eigentlich nur das "Märchen" einer starken Frau erzählt wird, die im Mittelalter "Selbstverwirklichungstour" macht (und vielleicht indirekt die Tagträume von Ottilie Normalverbraucherin verwirklicht, die als Arbeitende, die froh ist, dass sie überhaupt noch Arbeit hat oder als Arbeitslose unter Schikanen ihr Dasein fristet.)


    Immerhin ist mir aufgefallen, dass z. B. im "Mittelalter" der Trivial- und Unterhaltungsromane des 21. Jahrhunderts das Religiöse entweder völlig fehlt oder auf gewisse Zerrbilder reduziert ist. (Figuren, ob historisch oder fiktiv, die im "Mittelalter"-Romanen mit religiösen Handlungen oder Religion zu tun haben, sind fast immer Negativfiguren.) So gesehen könnte ich mir vorstellen, dass eine Catarina von Siena als Protagonistin mit Blick auf den Buchmarkt des 21. Jahrhunderts ein heikles Thema ist.


    Zwar gibt es z. B. Romane um Hildegard von Bingen, aber Hildegard war im Unterschied zu Catarina kirchlich nicht unumstritten, bietet sich trotz ihrer Klosterstiftungen durchaus für eine kritische, sogar für eine "kirchenfeindliche" Rolle an und sie wurde im Gegensatz zu Catarina auch nie offiziell durch den päpstlichen Stuhl heilig gesprochen. Ganz im Gegenteil, um 1970 wäre sie beinahe aus dem kirchlichen "Heiligencodex" ausgeschieden worden, allerdings haben das die "Hildegard-Renaissance" und der "Hildegard-Kult" als Nebenerscheinungen der Naturheilkunde und alternativen Medizin, die zu dieser Zeit im Aufkommen war, verhindert.


    Auch der Roman, den eine recht beliebte Autorin, Sabine Weigand, über die Hl. Elisabeth von Thüringen geschrieben hat, wurde doch zwiespältig aufgenommen.


    Vielleicht wollte die Autorin mit ihrer Monika-Handlung diese Klippe umschiffen. Mit dieser wird uns, Leser/innen, sozusagen die "Identifikationsfigur" geboten, die jene Geschichte erlebt, die sich viele von uns von einem "historischen Roman" erwarten. Das wiederum macht es dann für die Autorin möglich, Catarina von Siena präsentieren zu können und zu hoffen, dass die Leser/innen sie vielleicht doch als Romanfigur akzeptieren können.


    Wie gesagt, es kommt sicher auch auf die Umsetzung an, über die kann ich aber erst urteilen, wenn ich das Buch gelesen oder wenigstens überflogen habe. Zurzeit bin ich mir allerdings recht unsicher, ob "Mit der Kraft von Purpur" ein Buch ist, das mir gefallen könnte.

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  • @ Teresa



    Zu Deinem ersten Post: (07.27 h)


    Mit den Links zu Kathpedia (und bewußt NICHT zu Wikipedia) wollte ich es einfacher machen. Da Du diese Informationen so anzweifelst, darf ich auf folgenden Text verweisen, den ich aus Urheberrechts- sowie Längengründen hier nicht zitieren kann:


    Lexikon für Theologie und Kirche, Dritter Band, Verlag Herder Feiburg/Basel/Rom/Wien, 3. völlig neu bearbeitete Auflage 1995, Spalten 943ff, zum Mittelalter vor allem Spalten 959ff


    Es wird dort (Sp. 960) deutlich, daß sich (vereinfacht gesagt) ab dem 7./8. Jahrhundert die „Eucharistie des Bischofs von Rom (...) jene Form erreicht, die für die folgenden Jahrhunderte maßgeblich wird...“, die dann innerhalb der kath. Kirche galt. „Diese feierliche Klerusliturgie, bei der dem Volk nur die Rolle des stummen Zuschauers blieb, hat sich bis zum Ende des MA nur wenig, aber signifikant geändert.“ (Sp. 959)



    Zu Deinem zweiten Post: (17.28 h)


    Für meine Begriffe geht aus den Abschnitten „Schreiberei“ und „Beruflicher Werdegang“ auf der Webseite der Autorin eindeutig hervor, daß sie zumindest in Teilzeit noch berufstätig ist (außer die Angaben dort wären veraltet).



    Zitat

    Original von Teresa
    Mein Eindruck ist allerdings, dass Verlage sehr viel als historischen Roman vermarkten, nur weil es irgendetwas mit Historie zu tun hat.


    Nun da, das ist bis zu einem gewissen Grade ein Trend, auch hier im Forum. Aktuell habe ich drei Bände einer Serie gelesen, die ich auch in die Rubrik „Historische Romane“ (wenngleich ins falsche Jahrhundert) eingeordnet habe, obwohl keine einzige historische Person auftritt. Aber die dargestellten Ereignisse könnten sich so abgespielt haben. Aber „Belletristik“ wäre sowohl für die Don Coldsmith Bücher als auch für dieses hier mE die falsche Rubrik.



    Zitat

    Original von Teresa
    Ob es sich um einen historischen Roman bzw. eine Biographieroman oder um einen Roman vor historischem Hintergrund bzw. vor historischer Kulisse handelt, hängt eigentlich davon ab, ob die (historische) Caterina oder die (fiktive) Monica die Hauptfigur ist.


    Wie Du das beurteilen würdest, vermag ich nicht abzuschätzen. Ich lese viele Deiner Rezis und Posts und denke, daß wir Bücher auf verschiedene Weise rezipieren bzw. verschiedene Ansprüche an sie stellen. Ich empfand beim Lesen beide Handlungsstränge in etwa gleichwertig. Wenn die Autorin das anders gemeint haben sollte - bei mir kam es halt so an.



    Zitat

    Original von Teresa
    Immerhin ist mir aufgefallen, dass z. B. im "Mittelalter" der Trivial- und Unterhaltungsromane des 21. Jahrhunderts das Religiöse entweder völlig fehlt oder auf gewisse Zerrbilder reduziert ist.


    Das ist nicht nur in MA-Romanen, sondern heute ganz allgemein für Romane zu konstatieren. Da wird mE die Sicht und das Wunschdenken des 21. Jahrhunderts in frühere Zeiten projiziert.
    .

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  • Freut mich, dass mein Roman zur Diskussion anregt.


    Auch in mir hatten sich im Schreibprozess heftige Überlegungen und Zweifel eingestellt. Ursprünglich hätte es tatsächlich eine Geschichte rund um die Figur der Caterina von Siena werden sollen. Keine Biografie, das können andere besser, mehr eine Art von spirituellem, historischem Roman. Und ja, gerade weil die Religion und die Kirche im Mittelalter eine so große Rolle spielten und ich diese Thematik oft vermisse. Die ständige Präsenz der Religion wollte ich fühlbar machen.


    Für mich ist ein historischer Roman eine zum Teil erfundene Geschichte vor einem historisch belegten Hintergrund. Und ich sehe in meinem Roman keinen Grund, ihn nicht einen historischen Roman zu nennen, zumal die Lebensgeschichte der Hauptperson sowie der Hintergrund historisch belegt sind (steht auch im Anhang), wusste auch nicht, dass es für diesen Begriff strenge Normen gibt. Eher kann man wohl von Genre-Überschneidung sprechen. Einen Roman jedoch als eine Mischung aus historischen Roman, Romantic, Fantasy und Biografie zu betiteln, kommt wohl bei keinem Verlag gut an.


    Wie erwähnt, Monica, die Sinnliche mit der Sehnsucht nach der wahren, großen Liebe, die mit Religion nicht viel am Hut hat, habe ich erfunden, um aus ihrer Sicht die Veränderungen bei der von der Religion schier besessenen Caterina zu beschreiben. Die Hauptfigur jedoch bleibt Caterina, wenngleich Monicas Erlebnisse, und hier kommt das Sinnliche besonders zur Geltung, einen breiten Teil im Roman einnimmt. Doch immer wieder beschäftigt sich Monica mit Caterina, selbst wenn sie ihr körperlich fern ist. Sie liebt sie, versteht sie jedoch oft nicht, weder ihre Beweggründe, noch ihre Taten, noch ihre wahre Gesinnung. Monica zweifelt zum Schluss sogar an der Heiligkeit der Caterina.
    Ähnlich vielleicht wie ich als Autorin diese Figur nicht verstehen kann und überzeugt bin, dass sie keineswegs aus freien Stücken oder überhaupt frei gehandelt hat, sondern unter Zwang, innerem Zwang. Auch interessierte mich eine Frau des Mittelalters, die ohne hoher Herkunft die Welt irgendwie zum Besseren zu verändern vermochte, oder zumindest die Umstände damals. Ich schreibe oft Tagebucheinträge aus der Sicht meiner Figuren, ganz spontane Einfälle, um möglichst in die Tiefen der Seelen meiner Figuren vorzudringen. Bei Caterina stieß ich dabei auf ein Chaos an Gefühlen, Gedanken und Empfindungen. Sie liebte Jesus Christus von klein auf, und gehorchte ihm blind. Sie liebte die Kirche und kritisierte sie. Eigentlich verstört mich diese Figur, gleichzeitig bewundere ich sie.


    Seht ihr, deshalb habe ich Monica, die einfache Seele erfunden. Niemals hätte ich aus Caterinas Pespektive diese Geschichte erzählen können. Mir bleibt diese Frau bis zum Ende ein Rätsel, wohl nicht nur für mich. Andererseits wollte ich keinen dunklen, religiösen Mittelalter-Roman schreiben, ohne ein Gegengewicht voll Lebendigkeit, Lebenslust, Opulenz und Sinnlichkeit.


    Ich bin katholisch erzogen worden, gehe gelegentlich auch heute noch gerne in die Kirche, mag die Rituale und die Atmosphäre. Vom veralteten Kirchenrecht und den straffen Regelungen fühle ich mich jedoch eher abgestoßen. Natürlich habe ich nachgelesen zum Thema Eucharistie usw. , im Detail nahm ich es vielleicht nicht streng genug. ich habe sehr wohl beschrieben, wie es damals war. Bei Monica und der Gruppe um Caterina kommt es jedoch zu Reaktionen, die für den Rest der Welt damals wohl ungewöhnlich gewesen sein mochte. Darum ging es mir gerade. Caterina hatte Liebe im Herzen und manchmal, nur manchmal hat sie sich wohl wirklich frei und voller Liebe gefühlt, und dieses Gefühl auf ihre Umgebung übertragen. Ich nehme mir als Autorin die Freiheit, meine Figuren manchmal rebellisch denken und handeln zu lassen und bin überzeugt, dass es in jeder Zeit Menschen gegeben hat, die ihrer Zeit voraus waren.


    Die erste Fassung dieses Romans enstand etwa 2008, es folgten Überarbeitungen. Vielleicht hätte ich die eine oder andere Formulierung heute anders gewählt. Aber dass zu viele kurze Sätze vorkommen, finde ich nicht. Im Gegenteil, ich mag die Rhythmus-Abwechslung der Sprache und verwende sie gerne zum Spannungs- oder Stimmungsaufbau. Selbstverständlich ist zu akzeptieren, dass Geschmäcker und Vorlieben in Bezug auf den Schreibstil unterschiedlich sind.


    Vor einiger Zeit hatte ich hier im Forum eine Leserunde vorgeschlagen, weil es mich interessiert hätte, wie die Leserinnen und Leser die beiden unterschiedlichen Figuren bewerten, es hat sich jedoch niemand gemeldet.


    Hoffe trotzdem, dass dieser Roman in seiner Widersprüchlichkeit weiterhin auf Interesse stößt, da m.M.n. das Leben dieser heilig gesprochenen Frau (übrigens auch Schutzpatronin Europas) gerade heute in ihrer Spiritualität für viele faszinierend und inspirierend sein könnte.


    Herzlichst,
    Sayyida
    (Christine Neumeyer)


    Ach ja, Teresa, zu deiner Frage nach meinem Lebensunterhalt. Nein, ich lebe nicht von der Schreiberei, betrachte es jedoch als meine größte Leidenschaft, schreibe schon sehr lange, und habe mittlerweile drei Bücher in Klein-Verlagen (die mich frei arbeiten lassen und nie unter Druck setzen) veröffentlicht, das vierte folgt demnächst. Ich arbeite Teilzeit an der Universität Wien, mein Brotberuf ist also ein simpler Bürojob. So sehe ich es vielleicht auch ein wenig als Privileg, das zu schreiben, was mich selbst brennend interessiert und nicht auf Verrmarktungsmöglichkeiten und Verkaufszahlen achten zu müssen :)

  • Titel: Mit der Kraft von Purpur
    Autor: Christine Neumeyer
    ISBN-10: 0692595554
    ISBN-13: 978-0692595558
    Originalausgabe Dezember 2015
    Verlag: Roman Verlag
    Seiten: 452 (Das Ebook hat 350 Seiten)


    Über die Autorin von Amazon übernommen:
    Christine Neumeyer, geboren 1965, wuchs in Strasshof, einem kleinen Ort in Niederösterreich auf. Sie lebt heute mit Ehemann und Tochter in Wien und arbeitet in der Verwaltung der Universität Wien. Außerdem ist sie Mitglied im Autorenforum "Montségur", in der Vereinigung "Die Mörderischen Schwestern" sowie beim "Verein der österreichischen KrimiautorInnen". 2015 erhielt Christine Neumeyer ein Literatur-Arbeits-Stipendium des österreichischen Bundeskanzleramtes.


    Beschreibung von amazon übernommen:
    Im Italien des 14. Jahrhunderts wütet die Pest. Monicas Träume vom Erlernen des Färberhandwerks zerplatzen nach dem Tod der Mutter. Die Vollwaise wird nach Ravenna in das Haus eines französischen Gesandten verschleppt, während Monicas beste Freundin, die Färbertochter Caterina, in der verwüsteten Stadt Siena von einer Erscheinung des Gottessohnes heimgesucht wird. Unter dem Einfluss von Stimmen, die nur sie hören kann, verändert sie sich. Ohne je eine Schulbildung genossen zu haben, diktiert sie Briefe an die Herrscher der Welt und an den Papst in Avignon. Sie ernährt sich allein von geweihten Hostien und Traubensaft und bedient sich der Geißel. Ihr Ziel ist, neben der Verbreitung der Botschaft der Liebe, auch die Reform der Kirche. Monate später treffen sich die ihrem Peiniger entkommene Monica und die verwandelte Caterina in Florenz wieder. Monica hat im Haus des französischen Gesandten den Plan eines Attentats gegen Papst Gregor belauscht. In Sorge um das Leben des Heiligen Vaters brechen beide Frauen gemeinsam mit einer kleinen Gruppe in das Papst-Exil nach Avignon auf. Umgeben von einer malerischen Kulisse beginnt ein gefährliches Abenteuer um Liebe, Verrat und den wahren Glauben. Im Italien des 14. Jahrhunderts wütet die Pest. Monicas Träume vom Erlernen des Färberhandwerks zerplatzen nach dem Tod der Mutter. Die Vollwaise wird nach Ravenna in das Haus eines französischen Gesandten verschleppt, während Monicas beste Freundin, die Färbertochter Caterina, in der verwüsteten Stadt Siena von einer Erscheinung des Gottessohnes heimgesucht wird. Unter dem Einfluss von Stimmen, die nur sie hören kann, verändert sie sich. Ohne je eine Schulbildung genossen zu haben, diktiert sie Briefe an die Herrscher der Welt und an den Papst in Avignon. Sie ernährt sich allein von geweihten Hostien und Traubensaft und bedient sich der Geißel. Ihr Ziel ist, neben der Verbreitung der Botschaft der Liebe, auch die Reform der Kirche. Monate später treffen sich die ihrem Peiniger entkommene Monica und die verwandelte Caterina in Florenz wieder. Monica hat im Haus des französischen Gesandten
    den Plan eines Attentats gegen Papst Gregor belauscht. In Sorge um das Leben des Heiligen Vaters brechen beide Frauen gemeinsam mit einer kleinen Gruppe in das Papst-Exil nach Avignon auf. Umgeben von einer malerischen Kulisse beginnt ein gefährliches Abenteuer um Liebe, Verrat und den wahren Glauben.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist sehr gut geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen.
    Der Leser erfährt aus dem Leben der Caterina von Siena, wie sie zur Nonne wurde und nach Avignon aufbrach und Papst Gregor dazu brachte nach Rom zurückzukehren.
    Die Rahmengeschichte über Monica und dem französischen Gesandten Le Blanc ist glaubwürdig und interessant geschrieben. Junge Frau, Waise, wird entführt und kann dank Gebete einer Vergewaltigung entgehen. In Gesellschaft von Caterina verliebt sich Monica.
    Nur leider stimmen die Zeiten nicht. Ich persönlich finde auch bei einem historischen Roman um eine tatsächliche Personen muss die Zeit stimmen. Tatsächliche Personen sollten nicht in ihrer Person verändert werden. In der vorgegebenen Zeitepoche kann der Autor/die Autorin ihre Phantasie mit weiteren fiktiven Personen walten lassen.


    Fazit:
    Auf alle Fälle ein lesenswertes Buch.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Relativ spät zwar noch meine Rezension:
    In der Leserunde habe ich mich vor allem über das Buch selbst bereits ausführlich geäußert, hier also nur mehr einige Beobachtungen, die anderen vielleicht bei der Beantwortung der Frage helfen können, ob sie das Buch lesen möchten.


    Mein persönlicher Eindruck war insgesamt positiver als der von Lesebiene. Jedenfalls hat mich der Umstand, dass Sayyida mit den überlieferten Fakten über Caterina von Siena frei umgegangen ist und sich historisch da einige Abweichungen bzw. Umstellungen, was den Ablauf betrifft, erlaubt hat, nicht wirklich gestört, sicher auch, weil die Autorin nicht mit dem Anspruch aufgetreten ist, eine akribische Biographie über Caterina geschrieben zu haben. Ich fand es daher auch in Ordnung, dass Caterinas Werdegang nach dem Weggang von Zuhause beziehungsweise ihre Zeit "hinter Klostermauern" wesentlich verkürzt und hinter die Kulissen verlegt wurden. Einiges aus dieser Zeit, wie z. B. die Beschuldigung eine Ketzerin zu sein, auf das die Autorin nicht verzichten wollte, kommt dann zu einem späteren Zeitpunkt. Mich persönlich hat es nicht gestört.


    Die Idee dürfte sicher nicht unbedingt den Zeitgeist entsprechen, zudem Religion gewöhnlich in historischen Mittelalterromanen des 21. Jahrhunderts zurzeit offensichtlich "verboten" ist und nur negativ konnotiert sein darf. In diesem Punkt hat mir das Buch gut gefallen. Zwar sind Monica und Stefano wohl als Figuren für den Buchmarkt kreiiert worden, und manches ist etwas zu dick aufgetragen (siehe die Leserunde), aber auch hier ist es letztlich recht gut gelungen, die beiden mit Blick auf den historischen Hintergrund noch glaubwürdig sein zu lassen.


    Zu zwei der Kritikpunkte bei SiCollier:


    Problematischer dürfte mit Blick auf die geschilderte Zeit gewesen sein, dass beide Sex vor dem Altar haben und danach nicht einmal Reue empfinden, aber so, wie diese Szene von Sayyida geschildert wurde, war ich bereit, es ihren Figuren abzunehmen.



    Berücksichtigen wir allerdings, dass historische Romane heute gewöhnlich wie auch andere Romane ein Happyend haben müssen, steckt hinter diesem Hinweis vielleicht etwas anderes. Sayyida versucht in ihrem Roman (mein Eindruck) einen Kompromiss zwischen dem, was sie erzählen will und den aktuellen Vorgaben des Buchmarktes zu finden, und daher dürfte sie den Tod ihrer Heldin Monica (vielleicht im Kindbett, was für die damalige Zeit durchaus glaubwürdig ist) nicht mehr gezeigt, aber so angedeutet haben.


    In diesem Fall hätte der Roman zwar vordergründig ein sehr perfektes Happyend:
    - Die "bösen" Figuren haben ihre "gerechte" Strafe bekommen.
    - Caterina gründet ihr Kloster und hat mit der Rückkehr des Papstes nach Rom den ersten Schritt in Richtung Rettung der katholischen Kirche verwirklicht, auch wenn es mit dem Beginn des Schismas bereits einen ersten schweren Rückschlag gibt.
    - Monica wird Purpurfärberin, ist mit ihrem geliebten Stefano verheiratet und sieht der Geburt ihres ersten Kindes entgegen.


    Im Nachwort erfahren wir dann, dass Caterina nur wenige Jahre später gestorben ist, und mit der Information, dass Stefano später in einen Orden eintrat, teilt sie uns noch mit, dass Monica ebenfalls nicht lange gelebt hat, vielleicht sogar bereits bei der Geburt dieses Kindes verstorben sein könnte.


    Mit Blick darauf, dass die historische Heldin Caterina wenige Jahre nach Ende des Romans stirbt, würde es auch inhaltlich schlüssig sein, dass die fiktive Heldin Monica, die einen "traditionellen" Lebensweg hat, ebenfalls als Folge von diesem stirbt.


    Persönliches Fazit:
    Das Buch hat mich in einigen Details nicht überzeugt, bei einigen Figuren wäre mehr drin gewesen, und es gibt sprachliche und stilistische Mängel und Unbeholfenheiten. (siehe dazu unsere Leserunde). Als Versuch, Buchmarkt und eigene Ambitionen in eine Form zu bringen, ist es nicht hundertprozentig gelungen.


    Aber das Buch auch eine ganze Menge Qualitäten, die letztlich doch die Schwachstellen überwogen haben. Die Geschichte war interessant und als Ganzes durchaus überzeugend. Viele Details wirkten authentisch, mehrere Figuren (darunter auch ein paar Randfiguren, wie der Mann, der Monica nach Florenz bringt) waren sehr gelungen, die Handlung insgesamt durchaus spannend, und bei der Motivation war vieles normal und zu Abwechslung nicht übermotiviert. Schön fand ich auch, dass Wissen wie "Tourismusinformationen" in die Handlung selbst eingebaut waren, und dies in einer Form, die für mich auch glaubwürdig war.


    Wer beim Lesen nicht unbedingt auf die "perfekte Konfektionsware" oder gelungene Schreibtechnik erpicht ist, wer originelle Ideen und Abwechslung schätzt, ihm oder ihr könnte dieses Buch gefallen.


    Da die Schwächen durchaus im Rahmen dessen sind, was verbessert werden kann, werde ich weiteren Büchern von Christine Neumeyer sicher eine Chance geben.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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