Das Leben der Elfen
Muriel Barbery
Übersetzerin: Gabriela Zehnder
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN: 978-3423280747
303 Seiten, 22,90 Euro
Über die Autorin: Muriel Barbery wurde 1960 in Casablanca geboren, studierte Philosophie in Frankreich, lebte einige Jahre in Kyoto und wohnt heute wieder in Frankreich. Ihr viel beachtetes Romandebüt „Die letzte Delikatesse“ erschien 2000. „Die Eleganz des Igels“, ihr zweiter Roman, wurde zu einem großen literarischen Bestseller, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.
Klappentext: Zwei junge Mädchen, die in verschiedenen Ländern aufwachsen: Maria, ein Findelkind, lebt in einem Dorf im Burgund, ist der Natur und den Tieren besonders verbunden, versteht deren Sprache. Clara, die als Waise im Haushalt eines Pfarrers in den Abruzzen aufgenommen wurde, spielt plötzlich schmerzhaft schön Klavier. Sie wissen nichts voneinander – bis Elfen bewirken, dass sie sich kennenlernen. Dank der besonderen Talente von Maria und Clara könnte es gelingen, die Verbindung der Menschen mit den Elfen und die einstige Harmonie zwischen Himmel und Erde wiederherzustellen. Denn es droht Krieg und eine böse Macht rüstet sich…
Meine Meinung: So konkret wie im Klappentext geht es im Buch nicht zu. Bis ungefähr zur Buchmitte kann man nur ansatzweise ahnen, dass die Geschichte um die beiden Mädchen Maria und Clara etwas mit Elfen zu tun hat. Beide Mädchen tauchen als Findelkinder auf und beide verändern ihre Umgebung positiv. Die Erzählperspektive wechselt oft schnell zwischen beiden Mädchen hin und her -anfangs habe ich die Sprünge zwischen beiden gar nicht bemerkt, da es zwischen ihnen einige Parallelen gibt und so waren sie zu Beginn eine einzige Person für mich.
Es folgen unzählige Beschreibungen von Erde, Wind, Landschaft und Wolken und die beschriebenen Personen spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die Herkunft der Mädchen bleibt im Ungewissen und über ihr Leben wird nicht viel bekannt. Wäre da nicht ein mysteriöser Elfenrat, der ab und zu tagt, der aber auch niemals deutliche Worte spricht, so findet sich weder der Begriff „Elfen“, noch wird klar, wer von den handelnden Personen zu diesen Fabelwesen gehört.
Maria und Clara sind, ebensowenig wie die ganze Geschichte, schwer greifbar. Man erfährt kaum etwas über ihre Gedanken und alles was sie betrifft, bleibt seltsam verwaschen. Geheimnisvolle Andeutungen über die Vergangenheit der Mädchen wechseln sich mit ausschweifenden Naturbeschreibungen ab.
Das könnte ärgerlich sein für den, der einzig auf die Handlung wartet, die bis kurz vor Schluss nur am Rande stattfindet. Wer nicht von der Sprachmelodie eingefangen wird, die manchmal etwas Biblisches hat, der wird keine Freude an diesem Buch haben. Überhaupt scheinen Allegorien zur Bibel gewollt zu sein. Personen wie „der Meister“, „Petrus“ und „Maria“ lassen diese Vermutung aufkommen und auch die bildhafte Sprache erinnert teilweise sehr stark an die Psalmen oder Gleichnisse der Bibel.
Fazit: Ich war von diesem Buch hin- und hergerissen. Es hat lange gedauert, bis ich mich darauf einlassen konnte, doch irgendwann haben mich seine stimmungsvollen Bilder berührt und angesprochen - ich habe nach dem Sinn des Ganzen gesucht und ihn letztlich gefunden. „Das Leben der Elfen“ ist ein Buch, das man mehrmals lesen kann, das den Leser immer wieder neue Entdeckungen machen lässt und das einen mit der Schönheit seiner Sprache einfängt, wenn man bereit ist, sich einfangen zu lassen.
9 von 10 Eulenpunkten zusammen mit einem großen Applaus an die Übersetzerin Gabriela Zehnder
Zitat: "Die Liebe rettet nicht, sie erhöht und lässt uns wachsen, sie behütet in uns, was Licht spendet, und schnitzt es in Holz aus dem Wald. Sie lebt in den unbedeutenden Tagen, den undankbaren Arbeiten, den nutzlosen Stunden, sie gleitet nicht auf goldenen Flößen und funkelnden Flüssen dahin, sie singt nicht und glänzt nicht und verkündet nie etwas. Doch am Abend, wenn die Küche gefegt und die Glut zugedeckt ist und die Kinder schlafen - am Abend zwischen den Bettlaken, in den langen Blicken, wenn man sich weder rührt noch spricht - , am Abend schließlich, in der Müdigkeit unseres unbedeutenden Lebens und der Plattheit unserer nichtigen Existenz, werden wir jeder zum Brunnen, aus dem der andere schöpft, und wir lieben einander und lernen, uns selbst zu lieben..."