'Der Trick' - Seiten 203 - 294

  • Auf die Szene in der Deborah Mosche mit ihrem Slip erwischt, hätte man meiner Meinung nach verzichten können.


    Die Story ist zwar humorvoll, doch einerseits zeigt die Vergangenheit von Mosche ihn als klar denkenden Menschen und nun wird seine Person durch solche Schilderungen eher ins Lächerliche gezogen. Er scheint nur noch ein etwas seniler alter Mann zu sein, was ich schade finde.

  • Aber nach all dem, was er erlebt hat, darf er doch verschroben, senil und alt sein, oder nicht? Vielleicht ist das auch einfach nur ein "Schutzpanzer"? Ich habe das Hörbuch ja gehört und fand die Stelle zum einen sehr, sehr witzig. Andererseits zeigt es aber Mosche so, wie Max Eltern oder andere Außenstehende ihn sehen, die vielleicht erst noch erkennen müssen, was hinter dieser Fassade steckt.

  • Ich finde auch, dass Mosche senil und verschroben sein darf. Sein Leben lief auch nicht immer wie geschmiert, warum sollte also sein Leben im Alter schöngeredet werden. Und man sagt doch: Je oller desto doller :gruebel :lache :lache


    Ansonsten: Diesen Abschnitt mochte ich ebenso wie die beiden vorhergehenden. Das Buch wird - soweit nicht noch etwas gravierendes dazwischenkommt - eines meiner Jahreshighlights.


    :lesend

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Die Passagen über Mosches Zirkuszeit sind meiner Meinung nach zu kurz geraten. Da hätte man die ein oder andere unterhaltsame Anekdote einbauen können. Andererseits passt der Umfang zur Duktus des Buches. Keine Passage wird zu breit ausgewalzt sondern relativ rasch springt man zum nächsten Handlungsort.


    Dem Autoren und dem Lektorat darf man Respekt zollen eine Hauptfigur im hohen Alter als greisen "Lustmolch" darzustellen. Ich vermute mal, dass das während des Schreibprozesses etliche Diskussionen ausgelöst hat.


    Autismus ist aber einfach zu diagnostizieren ... :gruebel


    Hitler hat bei Zabbatini persönlich um Rat gefragt ... :wow ob Mutti Merkel auch eine(n) Wahrsager(in) hat? :gruebel

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Hitler hat bei Zabbatini persönlich um Rat gefragt ... :wow ob Mutti Merkel auch eine(n) Wahrsager(in) hat? :gruebel


    Ab da wurde es für mich etwas zu unglaubwürdig und driftete immer mehr ins Reich der typischen Hollywood-Storys ab...

  • Hitlers diesbezügliche Affinität ist aber schon öfter erwähnt worden. Ganz von der Hand zu weisen ist das also nicht.
    Hinsichtlich des Höschens :write ich bei Krokus, hinsichtlich der thematischen Gewichtung bei sapperlot.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Die Passage mit Hitler finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich. Aber dann hätte Zabattini ihm ja zum Zweifrontenkrieg geraten :gruebel
    Das er ein alter Lustmolch ist, nun ja, nicht so ungewöhnlich bei seinem bisherigen Leben. Ich finde es stimmig.

  • Ich fand die Szene mit dem Höschen auch nicht so schlimm oder gar unpassend. Zabbatini als alter Mann kommt ja eh nicht sooo sympathisch rüber, eher ziemlich stur, egoistisch, versoffen und fertig mit der Welt. Dass er dann noch an einem Damenhöschen schnuppert, fand ich nicht wirklich schockierend, sondern es passt zu ihm.
    Außerdem macht es die Sache gleich viel spannender, denn es wird schon interessant sein mitzuverfolgen, ob es Max gelingt, in diesem kaputten alten Menschen den einstmals großen Zauberer Zabbatini wieder zum Leben zu erwecken!


    Ich fand die Passage über die Zeit im Zirkus nicht zu kurz geraten. Es muss ja in den Umfang des Buches hineinpassen und letztendlich war diese Zeit ja nur ein eher kurzer Abschnitt in Zabbatinis Leben, den er noch dazu vermutlich größtenteils mit Mistschaufeln verbracht hat. Die prägenden Erlebnisse werden ja erzählt und das mMn auch ausführlich genug.


    LG, Bella

  • Ich fand die Szene mit dem Höschen auch nicht unpassend, es passt zu dem Bild, das der alte Mosche auf den ersten Blick abgibt, ein verschrobener, schon etwas seniler alter Mann, auch wenn sich dahinter noch eine andere Persönlichkeit verbirgt, als man auf den ersten Blick vermutet.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Auf die Szene in der Deborah Mosche mit ihrem Slip erwischt, hätte man meiner Meinung nach verzichten können.


    Die Szene war mir auch eindeutig zu viel. Auf die hätte ich gut und gerne verzichten können. Ich finde auch, dass es Unterschiede zwischen einem senilen alten Mann gibt und jemandem der an der Unterwäsche einer wildfremden Frau schnüffelt. Meiner Meinung nach nimmt sich "der alte" Mosche viel zu viel heraus, das ist irgendwie etwas, was ich so gar nicht abkann.


    Gewundert hatte mich kurz vor dieser Szene zunächst, dass der alte Mann auf dem Boden in der Garage schlafen musste, wenn doch in der Garage Omchens altes Sofa steht. Das mag zwar alt sein und sicher auch nicht mehr neu riechen, ist aber doch bestimmt besser als ein paar Kartons auf dem Boden und wie ich Mosche einschätze würde er das Sofa auch nicht einfach links liegen lassen.


    Zitat

    Original von Eskalina


    Ab da wurde es für mich etwas zu unglaubwürdig und driftete immer mehr ins Reich der typischen Hollywood-Storys ab...


    Die Szene war auch mir zu unglaubwürdig. Ich streite Hitler nicht eine dahingehende Affinität ab, nur wäre das Buch bis jetzt zumindest auch sehr gut ohne diese Szene ausgekommen. Es fühlte sich für mich eher so an, als müsse er jetzt noch unbedingt in der Geschichte untgebracht werden und fügte sich nicht so ganz in den Gesamtzusammenhang. Mal schauen, was noch daraus wird bzw. ob, dieses Zusammentreffen noch weitere Auswirkungen haben wird.


    Insgesamt muss ich nach dem nunmehr dritten Abschnitt sagen, dass das Buch und ich nicht mehr wirklich zueinander finden werden. Es lässt sich zwar nach wie vor gut und schnell lesen, die Story ist aber nicht das meine. Ich kann wohl irgendwie mit Geschichten über ältere Herren mit ungewöhnlichen Lebensgeschichten nicht so.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Mosches erste Begegnung mit Max' Mutter: Wieder eine tragikomische Szene. Seine Altmänner-Auftritte machen Mosche nicht gerade sympathisch, leider, aber, so langsam kommt doch Bewegung in die Sache "Scheidung abblasen".


    Die Psychologin tat mir ja fast leid, aber wer so vorgefertigte Meinungen hat ...


    Vielleicht mein Lieblingssatz: "Wieder einmal stellte Max fest, dass für Erwachsene andere Regeln zu gelten schienen als für normale Menschen" (S. 246), einfach herrlich ...


    Die Kriminalgeschichte war nur ein Intermezzo - und ich dachte schon, es würde ein Krimi. Der Zirkus ist abgebrannt und Mosche hat seine eigene Schau inkl. Schwindelstudio. Und dann trifft er auch noch auf Adolf Hitler!

  • Zitat

    Original von Eskalina


    Ab da wurde es für mich etwas zu unglaubwürdig und driftete immer mehr ins Reich der typischen Hollywood-Storys ab...


    :write
    Sehr schade! Die ersten beiden Abschnitte waren vielversprechend.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von sapperlot


    Dem Autoren und dem Lektorat darf man Respekt zollen eine Hauptfigur im hohen Alter als greisen "Lustmolch" darzustellen. Ich vermute mal, dass das während des Schreibprozesses etliche Diskussionen ausgelöst hat.


    Für mich war es hart an der Grenze für dieses Buch.


    Zitat

    Original von Eskalina


    Ab da wurde es für mich etwas zu unglaubwürdig und driftete immer mehr ins Reich der typischen Hollywood-Storys ab...


    :write :write :write

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    :write
    Sehr schade! Die ersten beiden Abschnitte waren vielversprechend.


    Natürlich ist diese Szene nicht glaubwürdig. Das ist auch nicht ihr Sinn, denke ich.


    Es geht Bergmann doch "nur" darum, Hitler als das zu entlarven was er war:
    Nämlich ein esoterisch angehauchter kleiner Wicht und Widerling, der mit so viel Macht ausgestattet war, dass er aufgrund einer Wahrsagung oder aus Launen heraus Dinge ins Rollen brachte, die die Welt erschüttert haben und unfassbares Leid verursachten (salopp ausgedrückt).


    Für mich war das eine der eindrücklichsten Szenen des ganzen Buches. Ich musste über diese groteske Situation beim Hören des Hörbuchs zuerst so lachen, weil sie (bzw. Hitler selbst) einfach so lächerlich war. Mit dem Bewusstsein, dass dieses hier dargestellte Bild von ihm, der Wahrheit sehr nahe kommt, ist mir das Lachen allerdings quasi im Hals stecken geblieben. So einem sind Massen gefolgt?!
    Und wenn man bedenkt, welche Gestalten heute glauben, die politische Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und in welche teils menschenverachtende Richtung sie die Welt gerne steuern möchten, wirkt diese Szene auf mich noch intensiver. Bergmann hat hier einen entlarvenden Spiegel eingebaut. Vielleicht sollte man genauer hinschauen, welcher vermeintlichen politischen Größe man da wirklich folgt.

  • Danke! :-)
    Für mich spiegelt diese Szene einfach auch das ganze Buch wider. Unter der vermeintlich magischen und teilweise skurrilen Oberfläche verbirgt sich eine Tiefgründigkeit, die man hier genauso findet, wie auch in der Figur von Zabbatini/Mosche selbst. Und diesen roten Faden spannt der Autor von Anfang bis Ende. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ein Debüt über diese Zeit gelesen bzw. gehört habe, das mich so beeindruckt hat. Ich glaube, das war "Adams Erbe" von Astrid Rosenfeld.
    Abgesehen davon hebt sich dieser Roman aus der mir allmählich zu viel werdenden und nervenden "Betroffenheitsliteratur" über dieses wichtige Thema wohltuend ab.

  • Mir hat in den ersten beiden Teilen sehr gut gefallen, wie der Autor vieles nur anreißt und andeutet. Ich mag diese intelligente Art zu schreiben.
    Diesen Stil verliert er im Laufe des Buches. Es hätte genügt, wenn er angedeutet hätte, wer im Auto sitzt und es z.B. mit einer Visitenkarte wieder verlässt. Zum Beispiel. Mir war die Szene zu platt geschrieben, nicht dass Hitler auftaucht oder lächerlich dargestellt wird.
    Ich denke, Bergmann kann das besser.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin