Black Hat Jack - Joe Lansdale

  • Der Autor: Joe Lansdale bedarf hier wohl kaum einer weiteren Vorstellung, eine weitere Lobpreisung seines ungeheuren Talents sowohl zu unterhalten als auch den Leser immer wieder zu bewegen, große Fragen zu stellen ohne sie im Rahmen eines Unterhaltungsromans zu banalisieren.


    Das Buch: Zwei Reiter kommen nach Adobe Walls, einer heruntergekommenen Ansammlung zum Teil bereits verfallener Häuser, eine dreckige kleine Insel in der sauberen Prärie, an deren Strand das Treibgut der Weiten des Wilden Westens angespült wurde.
    Doch den Comanchen ist dieser Schandfleck in ihren Jagdgründen ein Dorn im Auge, und so kommen sie in Scharen, sich ihr Land zurück zu erobern.


    Meine Rezension: Mit seinem Roman "Paradise Sky" setzte Lansdale dem historischen "Deadwood Dick" ein fiktives Denkmal, und diese Geschichte könnte durchaus als Kapitel an diesen Roman angehängt werden. Sie spielt zeitlich nach den im Roman erzählten Ereignissen und ist in sich abgeschlossen.


    Immer wieder bewies Joe Lansdale das er auch die kurze Form mühelos beherrscht, seiner eigenen Aussage zufolge bevorzugt er diese gegenüber der langwierigen Arbeit an einem Roman.
    Dabei ist die Geschichte in ihren Grundzügen recht banal: Eine Gruppe von Weißen verschanzt sich gegen angreifende Comanchen und schießt solang auf die Indianer, bis die wieder weggehen.
    Lansdale schaffte es hier allerdings in kurzer Zeit, die verschiedenen Bewohner des kleinen Fleckens ungeheuer plastisch zum leben zu erwecken. Niemand hier ist einfach Kanonenfutter, um den Indianern jemanden um abmurksen zu geben, mit wenigen Federstrichen skizziert der Autor eine individuelle Gruppe von Menschen, die hier um ihr Leben kämpfen. Und diese Zeichnung ist ausserdem ausgesprochen realistisch: Die hier versammelten "Westmänner" sind von der Zivilisation verstoßen oder haben sich als asoziale Wesen selbst aus dieser für sie Lebensfeindlichen Umgebung zurückgezogen. Sie sind dreckig, sie stinken und sind vulgär und triebgesteuert.


    Man könnte Lansdale hier durchaus Rassismus gegenüber den eigentlichen Herren dieses Landes vorwerfen. Doch bei genauerer Betrachtung erweist sich dieses als unberechtigt. Lansdale schildert hier einfach die Reaktion der damaligen Pioniere, und diese Reaktion ist in erster Linie pragmatisch. Die Indianer wollen sie umbringen und die Trapper wollen das verhindern. Eine sachliche Diskussion über Recht und Unrecht dieser Handlungen ist hier einfach nicht angebracht. Lansdale ergreift hier also keinesfalls Partei für eine Seite, er schildert einfach die Ereignisse aus der Sicht und mit den Worten seines Protagonisten, und das ist es, was diese Geschichte nicht nur authentisch, sondern auch ehrlich macht. Dies ist keine romantische Cowboy-und-Indianer-Geschichte, sondern der Versuch die historischen Ereignisse so gut wie möglich wiederzugeben.