Plautus im Nonnenkloster
Novelle von 1882
Zur Handlung:
(siehe unten)
Zum Autor:
Conrad Ferdinand Meyer (11. Oktober 1825, Zürich - 28. November 1898, in Kilchberg bei Zürich) war ein Schriftsteller, der historische Novellen, Romane und Lyrik geschrieben hat. Literarhistorisch wird er dem "Poetischen Realismus" zugeordnet. Zusammen mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf gilt er als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts.
---------------------------------
Überlegungen zu seiner Novelle "Plautus im Nonnenkloster":
Historische Romane oder Romane, die historisch sein wollen, sind zurzeit große Mode, und das Konzil von Konstanz wird aus Anlass des 600jährigen Jubiläums zurzeit auch am Buchmarkt entsprechend mit Publikationen unterschiedlicher Qualität bedacht (oder auch vermarktet).
Ein guter Anlass, sich wieder einmal mit einem heute wohl eher vergessenen Autor des 19. Jahrhunderts zu beschäftigen: Conrad Ferdinand Meyer, der mehrere historische Novellen hinterlassen hat. "Plautus im Nonnenkloster", erstmals publiziert 1882, spielt während des Konzils von Konstanz und gehört zu den wenigen heiteren Werken des Autors. (Allerdings handelt es sich um einen eher feinen und subtilen Humor.) Wie alle Novellen des Autors gibt es eine Rahmenhandlung, auf der jemand (hier die Hauptfigur Poggio selbst) die Geschehnisse der eigentlichen Handlung berichtet.
Zum Inhalt: Im Herbst 1417 wird Poggio Bracciolini berichtet, dass in einem in der Nähe von Konstanz gelegenen Nonnenkloster ein Plautus-Codex aufbewahrt werde. Obwohl die Wahl des neuen Papstes unmittelbar bevorsteht, ist es für Poggio wichtiger den Plautus an sich zu bringen. Also bricht er zum Kloster auf, wobei er es auch mit den zweifelhaften Zuständen, die dort herrschen und einem unglücklichen Liebespaar zu tun bekommt.
Poggio Bracciolini (1380 - 1459), der Protagonist und Erzähler dieser Novelle, hat tatsächlich gelebt. Er gilt als einer der wichtigsten Humanisten der italienischen Renaissance und einer ihrer Wegbereiter. Zu seinen Verdiensten gehört es, dass er einige der bedeutendsten Werke der Antike wiederentdeckte und der europäischen Geisteswelt erneut zugänglich machte, und dieser Aspekt ist auch in die Handlung der Novelle eingeflossen. Der historische Poggio hat sich tatsächlich auf dem Konzil von Konstanz aufgehalten und ist auch die Handlung der Novelle weitgehend Erfindung, so fällt sie doch in die Kategorie: wenn schon nicht tatsächlich, dann gut erfunden.
Obwohl die Handlung selbst fiktiv ist und ich keineswegs behaupten würde, dass Meyers historische Figuren tatsächlich so gewesen sein müssen, wie er sie beschreibt,, habe ich den historischen Hintergrund bei ihm und seine (historischen und fiktiven) Figuren wesentlich authentischer gefunden im Vergleich zu fast allen historischen Romanen des 21. Jahrhunderts, die ich inzwischen gelesen habe. Die Novelle vermittelt eine gewisse "Normalität", die sehr erfrischend ist, vielleicht gerade, weil hier keine Geschehnisse von weltbewegender Bedeutung abgehandelt werden.
Wie die meisten Werke der Weltliteratur, die bei Amazon gratis auf den Kindle geladen werden könnten, gibt es auch hier keine Extras wie z. B. ein Nachwort oder erklärende Fußnoten. Aber was spricht dagegen, diese Geschichte einfach auf sich wirken zu lassen und sich selbst dazu einige Gedanken zu machen?
(Zudem es zum Konzil von Konstanz, zu Poggio Bracciolini und zu Conrad Ferdinand Meyer ohnehin eine Menge Sekundärliteratur gibt.)