'Das Traumbuch' - Seiten 153 - 210

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  • Henri hat Visionen oder wie immer man die Sequenzen, die erzählt werden nennen mag. Ich habe das Gefühl, dass er manchmal knapp davor wäre, wieder in die Realtität zurückzufinden und dann doch immer wieder knapp davor scheitert, aber seine Visionen beinhalten manchmal ein wenig die Wirklichkeit, vor allem, wenn Eddie sich mit ihm beschäftigt. Was für ein unaufgearbeitetes Trauma hat dieser Mann fast sein ganzes Leben lang mit sich herumgetragen. Seinen Vater auf diese Art und Weise so jung zu verlieren ist für ein Kind schon unter "normalen" Umständen schwierig, aber wenn man sich auch noch daran schuld fühlt. Er tut mir so leid.


    Sam sieht vermutlich bei Madelyn größere Chancen, sie zurückzuholen, weil er spürt, dass sie näher an der Oberfläche ist. Und so teilt er seine gestohlene Zeit zwischen den beiden Komapatienten auf. Da Sam so ein besonderes Kind ist, folge ich Nina auf diesem Weg, ansonsten wäre das schon ziemlich weit hergeholt. Das kluge Kerlchen kommt dank eines Buches auf die Spur von Madelyns Vergangenheit und dank Eddies Hilfe kann er dieser Spur auch nachgehen. Was daraus resultiert ist so herzerwärmend und ich hätte so für Sam gehofft, dass sie das aus ihrem Zustand/versteckten Ort holt.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Henri hat Visionen oder wie immer man die Sequenzen, die erzählt werden nennen mag. Ich habe das Gefühl, dass er manchmal knapp davor wäre, wieder in die Realtität zurückzufinden.



    Liebe Suzann,


    ich habe mich mehr und mehr mit dem "Dazwischen" beschäftigt und mit ganz vielen Menschen gesprochen, die sich ebenfalls mit Koma, mit "Dingen zwischen Leben und Tod", dem Sterben, dem Fast-Sterben … beschäftigten. Priester, Esoteriker, Neurologen, Hirnforscher, sogar Quantenmechaniker und -physiker; Bestatter, Atheisten auch, Biologen, Legendenforscher.


    Ich habe das literarische Experiment gewagt, das alles möglich ist – ohne zu sagen, WAS es ist. Sind es Zeitreisen? Träume? Komainduzierte Halluzinationen? Ist es "Leben" nachd em Tod, ist es Bewusstsein, aber wenn ja, in welcher Parallel-Realität?


    Komapatienten, die zurück gekommen sind, berichten von ihren Erlebnissen – gleichzeitig weiß die Hirnforschung, dass beim Koma jene BEreiche des Hirns selten aktiv sind, die für Träume zuständig sind. Aber was nehmen die Komapatienten dann mit und wahr?


    Das beantworte ich so erstmal nicht, doch spiele ich mit all dem Wissen unserer Zeit.


    Zitat

    Original von Suzann
    Sam sieht vermutlich bei Madelyn größere Chancen, sie zurückzuholen, weil er spürt, dass sie näher an der Oberfläche ist. Und so teilt er seine gestohlene Zeit zwischen den beiden Komapatienten auf. Da Sam so ein besonderes Kind ist, folge ich Nina auf diesem Weg, ansonsten wäre das schon ziemlich weit hergeholt. Das kluge Kerlchen kommt dank eines Buches auf die Spur von Madelyns Vergangenheit und dank Eddies Hilfe kann er dieser Spur auch nachgehen. Was daraus resultiert ist so herzerwärmend und ich hätte so für Sam gehofft, dass sie das aus ihrem Zustand/versteckten Ort holt.



    Sam ist ja auch jemand, der noch an Wunder glauben will Und glauben kann. Als Erwachsene sperren wir uns doch dagegen sehr.


    Dennoch: danke, dass Du Sam folgst; ich war lange auf der Suche nach einem Weg für ihn, was kann er tun – und was vermag selbst er nicht?


    Das Scheitern unserer selbst auf dem Weg zu uns selbst ist gerde als Teenager die größte Herausforderung.


    Henris Schuldgefühl, damit beschäftige ich mich lange. Schuld ist ein Angstproduzierer. Henris Schuldgefühl ist der große Schmerz seines Lebens, sein größter Angstmacher. ANgst regiert ihn, obgleich er an verrückten Momenten mutig ist.


    Was stimmt ist, dass ich ganz viele Indizien und Eindrücke aller drei (Vier) Figuren miteinander verknüpfe. Des einen Traum ist des anderen Erinnerung, der einen Sehnsucht ist des anderen Traum …


    Wie gesagt: Es ist mein größtes, wahnwitzigstes literarisches Erlebnis, ich versuche im Prinzip zu erzählen, wie fragil, wie durchlässig, wie unzuverlässig, wie abweichend die Realität ist.


    Und wie sehr Angst uns hemmen kann, zu werden, wer wir sein können.


    Liebe Grüße
    Nina
    (Inzwischen… Herford!)

  • Ich weiß, wie sehr Nina den Tango liebt und daraus resultieren bestimmt auch diese wundervollen Sätze auf Seite 200: „Henri ist Tango. Nähe, Distanz, Leidenschaft, Zärtlichkeit, Vertrauen, Fremdheit. Er bleibt nicht, aber er kommt immer wieder. Das habe ich damals gewußt, und das ist es auch, was meine Hoffnung heute anspornt.“


    Dieser kurze Abschnit sagt unglaublich viel über die Beziehung zwischen Henri und Eddie aus eigentlich alles. Ganz ganz viel Gefühl.


    Henris Komavisionen haben mit anfangs sehr verwirrt, weil ich nie wußte, welche seinem tatsächlichen Leben entsprachen. Ich seh das so: Im Koma überdenkt er sein Leben damit und erlebt, was gewesen wäre ... wenn. Seine Schuldgefühle bezüglich des Todes seines Vaters. Diese hat er nie überwunden und wahrscheinlich konnte er sich deshalb auch nicht binden, weil er Angst hat, wieder jemanden zu verlieren, der ihm so viel bedeutet.


    Eddie schwelgt auch in ihren Erinnerungen und arbeitet so alles noch mal auf. Manchmal freue ich mich mit ihr, manchmal leide ich mit ihr.


    Sam gefällt mir immer besser. Er kümmert sich so toll um Madelyn. Nun teilt er sein Leben mit zwei Komapatienten. Er taucht immer mehr in Madelyns Leben ein. Ich hoffe so sehr, dass es einer der beiden schaffen wird ... nicht nur für sie selber sondern auch für Sam. Ja, ich denke, er glaubt fest daran, dass Madelyn es schafft. Mehr als beim Vater. Aber wahrscheinlich kommt mir das nur so vor, weil dieser Abschnitt der Sam/Madelyn-geprägt ist.


    Nina : Dein Satz: „Und wie sehr Angst uns hemmen kann, zu werden, wer wir sein können.“ gefällt mir unglaublich gut. Du hast wieder einmal die richtigen Worte gefunden. Ich habe mir diesen Satz abgeschrieben und lese ihn immer wieder. Er ist so zutreffend.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Ein verwirrender Abschnitt. Die Henri-Sequenzen irritieren mich. Die Begegnung mit Mariefrance scheint sein Unterbewusstsein zu beherrschen. Es scheint so, als ob es (das Unterbewusstsein) die verschiedenen Möglichkeiten durchspielt, die Henri damals beim Abschied gehabt hätte...Welcher Weg wäre der richtige gewesen? Oder ist "richtig" hier das falsche Wort? Henri stellt sich oft die Frage: bleiben oder gehen? Er scheint immer noch unsicher zu sein, ob seine tatsächliche Entscheidung auch die richtige war.
    Weiter quält ihn der Unfalltod seines Vaters, an dem er sich die Schuld zu geben scheint. Ich vermute, dass dies der Auslöser für sein rastloses, weiteres Leben war. Keinem Menschen richtig nahe zu kommen - er oder sie könnte ja wieder sterben und mich und meine Gefühle zurücklassen. Dann lieber auf Abstand halten. Vielleicht tut es dann nicht so weh.
    Eddie geht in ihrer Aufgabe vollends auf. Sie ist wieder genau an dem selben Punkt, als sie Henri sagte, sie liebe ihn und wollte ihn fürs weitere Leben behalten. Ob ihr das auch bewusst ist, weiß ich nicht. Ich denke, sie "macht" momentan nur. Ich bin immer noch der Meinung, dass Henri dieses Koma nicht überleben wird und mir tut Eddie jetzt schon leid. Sie würde ihn dann zum zweiten Mal verlieren - nur viel schlimmer...
    Sam beschäftigt sich viel mit Maddie, was ich irgendwie süß finde. Es lenkt ihn von seinem Vater ab und gibt ihm eine Aufgabe. Ich bin gespannt, ob und wenn ja sich diese Geschichte weiter entwickelt.


    :wave

  • Zitat

    Original von Schubi
    Henris Komavisionen haben mit anfangs sehr verwirrt, weil ich nie wußte, welche seinem tatsächlichen Leben entsprachen. Ich seh das so: Im Koma überdenkt er sein Leben damit und erlebt, was gewesen wäre ... wenn. Seine Schuldgefühle bezüglich des Todes seines Vaters. Diese hat er nie überwunden und wahrscheinlich konnte er sich deshalb auch nicht binden, weil er Angst hat, wieder jemanden zu verlieren, der ihm so viel bedeutet.


    Hat er nur Angst, wieder jemanden zu verlieren, den er nahe an sich ran lässt? Er hat seinen Vater ja nur nicht verloren, er gibt sich die Schuld am Tod seines Vaters. Das ist eine viel stärkere Hausnummer, oder? Vielleicht hat er ja auch Angst, wieder der Schuldige zu sein, wenn ihn jemand verlässt oder vor der Hilflosigkeit, wenn ihm jemand genommen wird.


    Als Eddie ihm ihre Liebe gesteht, ist sein erster Impuls ihr zu sagen, "aber ich nicht". Und sofort weiß er, was für einen großen Fehler er gemacht hat. Seinen ersten Impuls verstehe ich, denn er will nach der schrecklichen Erfahrung mit seinem Vater niemanden so lieben. Das redet er sich ein, aber er liebt Eddie längst und das wird ihm auch ziemlich schnell bewusst. Warum er dann nichts mehr sagt, sich nicht erklärt und einfach aus ihrem Leben verschwindet, das verstehe ich nicht. Ein ganz schön komplizierter Typ, dieser Henri.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Warum er dann nichts mehr sagt, sich nicht erklärt und einfach aus ihrem Leben verschwindet, das verstehe ich nicht. Ein ganz schön komplizierter Typ, dieser Henri.


    Er hat doch genau gemerkt, wie sehr er sie verletzt hat. Was wäre das für eine Frau, die sich erst so eine Wunde hauen lässt und dann wenn er ankommt und sagt April, April, ich liebe dich doch, ihm nicht einen fetten Fußtritt versetzt. Jedenfalls wäre das keine Eddie.

  • Ich stimme beo da zu, frage mich aber die ganze Zeit, warum um alles in der Welt sie sich dann auf die Sache mit der Patientenverfügung einlässt. Allerdings gebe ich zu, dass ich extrem nachtragend bin.
    Jemand, der mich so verletzt hat, hätte da keine Chance.
    Zum Glück ist Eddie anders, sonst gäbe es ja kein Buch.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Er hat doch genau gemerkt, wie sehr er sie verletzt hat. Was wäre das für eine Frau, die sich erst so eine Wunde hauen lässt und dann wenn er ankommt und sagt April, April, ich liebe dich doch, ihm nicht einen fetten Fußtritt versetzt. Jedenfalls wäre das keine Eddie.


    Klar wäre das schwer gewesen, aber auch der Moment mal reinen Tisch zu machen. Ehrlich zu sein. Dann wäre die Entscheidung bei Eddie gelegen. Aber Rumpelstilzchen hat Recht, dann wäre es eine andere Geschichte.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Dieser Abschnitt ist wieder begleitet von großen und manchmal etwas irritierenden Gefühlen und Gedanken.


    Die Abschnitte von Henri und seiner Gedankenwelt sind zwischendurch irritierend und manchmal habe ich mich gefragt, welcher Gedanke der Realität entspricht und was vielleicht nur Wunschgedanke ist. Aber es ist so unglaublich toll geschrieben, dass man trotz der leichten Verwirrungen mit ihm mitfühlen kann. Am meisten habe ich auch bei dem Abschnitt gelitten, als Eddie ihm ihre Liebe gesteht und er sie abweist, aber im selben Moment weiß, dass er einen großen Fehler gemacht hat.


    Sam ist so süß und er wird in diesem Buch so schnell "erwachsen". Er lernt mehr und mehr über Maddie und hofft darauf, dass ein Wunder passiert. Es ist schon unglaublich, wie rein die Gedanken von Kindern sind und dass sie noch nicht dieses verschrobene Weltbild der Erwachsenen haben ohne jeglichen Glauben an Wunder.


    Eddie ist einfach toll. Sie lässt sich voll und ganz auf Henri ein und kümmert sich liebevoll um ihn.

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    Ich habe das literarische Experiment gewagt, das alles möglich ist – ohne zu sagen, WAS es ist. Sind es Zeitreisen? Träume? Komainduzierte Halluzinationen? Ist es "Leben" nachd em Tod, ist es Bewusstsein, aber wenn ja, in welcher Parallel-Realität?


    Komapatienten, die zurück gekommen sind, berichten von ihren Erlebnissen – gleichzeitig weiß die Hirnforschung, dass beim Koma jene BEreiche des Hirns selten aktiv sind, die für Träume zuständig sind. Aber was nehmen die Komapatienten dann mit und wahr?



    Irgendwie stört mich genau das. Ich hab nun auch ein paar Artikel nachgelesen zum Koma und ich glaube schon, dass Komapatienten viel wahrnehmen, wenn auch evtl unbewusst und evtl auch ungefiltert, aber dass sie träumen oder Visionen haben? Hm. Das erscheint mir zu weit hergeholt und ich bin leider leider ein zu wissenschaftlicher Mensch, der nicht an das Übersinnliche glaubt oder an eine Art "Ort" zwischen dem Leben und dem Tod.
    Daher fällt es mir schwer das in dem Buch einfach hinzunehmen.
    Es ist natürlich das Element um Henris Geschichte darzustellen, das verstehe ich schon. Nur hätte es mir gefallen, wenn das eben irgendwie anders dargestellt worden wäre. Sorry.


    Ansonsten hat mir der Abschnitt aber ganz gut gefallen und ich kam irgendwie schneller voran als in den vorherigen. :)

  • Ich hatte ja Probleme in das Buch rein zu kommen. Aber mittlerweile bin ich voll drin.


    Ich liebe es...


    So jetzt zu Henri, was für ein armer Mann so getrieben..


    Sam tut mir leid und ich finde seine Liebe zu Maddie echt heftig der arme Sam hoffentlich geht es gut aus, aber wenn Maddie aufwachen sollte wie wird sie sein?


    Marie France geht gar nicht sorry


    Eddie mag ich total gern. Die arme wird so verletzt.


    Eine Frage habe ich warum spielt das Buch in London / England nicht in Hamburg zum Beispiel?


    Nina warum Herford? :gruebel