Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Mareverlag
OT: Et rester vivant
Aus dem Französischen von Sophia Hungerhoff
Kurzbeschreibung:
Mit zweiundzwanzig hat man das Leben noch vor sich. Normalerweise. Doch im Sommer 1986 glaubt der Erzähler, schon alles gesehen zu haben, nachdem das Schicksal ihn erbarmungslos getroffen und er durch zwei Autounfälle seine Eltern und seinen Bruder verloren hat. Ein einziges Ziel ist ihm geblieben: der Ort Morro Bay an der Pazifikküste, den Lloyd Cole in seinem Song "Rich" besingt. Mit der fixen Idee im Kopf, dort irgendeinen Frieden finden zu können, macht sich der Erzähler auf zu einer Reise nach Kalifornien, zusammen mit seiner Exfreundin Laure und seinem besten Freund Samuel. Der Weg zum Meer hält nicht nur einige Umwege (Las Vegas, Mexiko), Begegnungen (misstrauische Cops, Pianistinnen mitten in der Wüste) und Erinnerungen (an die Kindheit in einer französischen Kleinstadt) bereit und kuriert die drei jungen Franzosen von ihrem amerikanischen Traum; er wird auch zu einem Weg zurück ins Leben.
Über den Autor:
Jean-Philippe Blondel wurde 1964 im französischen Troyes geboren, wo er heute auch als Autor und Englischlehrer mit seiner Familie lebt. Sein Roman " 6 Uhr 41" (Deuticke 2014) wurde ein Bestseller. Auf Deutsch erschienen außerdem die Romane "Zweiundzwanzig" und "Direkter Zugang zum Strand". Sein neuer Roman " This is not a love song" ist 2016 erschienen.
Über die Übersetzerin:
Sophia Hungerhoff, geboren 1981, aufgewachsen in Bochum, studierte in Heidelberg, Bonn und Paris, ist seit 2006 im Verlagswesen tätig und lebt heute in Hamburg.
Mein Eindruck:
Eigentlich habe ich diesen Monat schon einen Roman dieses Autoren erlesen, den ich sehr schätze. Ich konnte nicht widerstehen und habe noch dieses Buch nachgeschoben, 2011 geschrieben und dass das erste in Deutsch übersetzte war.
Zweiundzwanzig ist ein Roman, aber mit autobiografischen Bezug. Blondel passierte es mit 22, dass sein Vater bei einem Autounfall starb, nachdem 4 Jahre zuvor schon seine Mutter und sein Bruder ebenfalls bei einem Autounfall verstarben.
Jetzt ist er mit 22 (also erwachsen, aber noch jung) seiner Familie beraubt und fühlt sich entsprechend traumatisiert. Er ist innerlich zerrissen und ziellos.
Ihm bleiben seine Freunde. Laure, seine Exfreundin und sein bester Freund, der inzwischen mit Laure zusammen ist. Also eine nicht ganz unkomplizierte Dreierbeziehung. Gemeinsam unternehmen sie eine Reise in die USA. Ankunft in San Francisco, Leitstern ist Jack Kerouac.
Die Reise führt von den Pazifikstränden an Las Vegas vorbei ins Death Valley und weiter nach Mexiko. Schließlich zurück nach Morro Bay, Kalifornien.
Blondel schafft es, durch Rückbesinnung, den 22jährigen Blondel und die Abspannjung, unter der er stand, zu beschreiben.
Es gibt viele kleine literarische Details im Buch, die mich begeistern, z.B. als Jean-Philippe bei seiner Abreise am Flugplatz Jean Echenoz begegnet und sogar mit ihm spricht. Schon damals dachte er daran, davon in einem Buch zu erzählen.
Das Buch ist dünn, hat nur zehn Kapitel, aber jedes ist bemerkenswert!
Blondel hat eine Ausgewogenheit zwischen Form und inhaltlichen Ausdruck gefunden.
Und warum der Roman im Mare-Verlag erschienen ist, zeigt ein Ausschnitt aus Kapitel 8:
Wie sind am Ende der Welt angekommen.
Da ist eine Teerstraße, die in einen Weg übergeht, der zu
einem Strand führt - und danach nichts als Wasser. Ruhigesm
warmes Wasser.
Dann gibt es noch eine löchrige Schotterpiste, die sich allmählich
auflöst und in eine von Felsen gesäumte kleine Bucht mündet
- und danach nichts als Wasser.Wildes Wasser. Wasser, das
manchmal kleine Meerestiere ausstößt. Als wir auf die gigantischen
Wellen zugingen, die sich auf dieser Seite des Kaps brechen,
sind wir der Flugbahn eines Fisches gefolgt, der ein gutes Stück
weit auf dem Strand gelandet ist.
Jetzt bleibt mir nur, auf eine weitere Übersetzung eines Blondel-Romans zu warten.