Christian Linker: Dschihad Calling [ab 14]

  • Christian Linker: Dschihad Calling
    dtv Verlagsgesellschaft 2015. 320 Seiten
    ISBN-13: 978-3423740159. 14,95€
    Vom Verlag empfohlen: ab 14 Jahren


    Verlagstext
    Der 18-jährige Jakob greift ein, als ein Mädchen mit Gesichtsschleier von rechten Hools belästigt wird - und verliebt sich in die blauen Augen der Unbekannten. Auf einem Pressebild erkennt er sie später wieder: Samira ist Mitglied eines Salafisten-Vereins. Trotzdem versucht Jakob Kontakt aufzunehmen und gerät so an Samiras Bruder Adil, der mit den Gotteskriegern des Islamischen Staates sympathisiert. Für Jakob zunächst undenkbar, fühlt er sich doch angezogen vom Gedankengut und der Lebensgemeinschaft der Salafisten. Dagegen stößt ihn die Kälte und Konsumorientiertheit seiner eigenen Umgebung immer mehr ab. Jakob radikalisiert sich, bricht alle alten Kontakte ab und konvertiert. Aber will er wirklich mit Adil nach Syrien ziehen?


    Der Autor
    Christian Linker, geboren 1975, studierte Theologie und machte Jugendpolitik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. war „RaumZeit“ für den Deutschen Literaturpreis nominiert.


    Inhalt
    Der 18-jährige Jakob befindet sich in Haft und sieht mit großer Unruhe seiner Entlassung entgegen. Er hat das Tagebuch seines Freundes und „Bruders“ Adil zugeschickt bekommen, der in den Krieg des Islamischen Staates nach Syrien gezogen ist. Die Wege der beiden müssen sich irgendwann getrennt haben. Aus der Rahmenhandlung geht es auf zwei Zeitebenen in die Vergangenheit; Jakob berichtet die Ereignisse eines halben Jahres, wie er selbst mit radikalen Islamisten in Kontakt geriet und Adil schreibt direkt aus dem Krieg. Das Lesen der Tagebucheintragungen geht durch die abweichende Schrifttype nur langsam voran, in der Wirkung handschriftlichen Aufzeichnungen sehr ähnlich. Erst aus dem Tagebuch erfährt Jakob, was Adil in Syrien widerfahren ist. Jakob war Student im ersten Semester, wohnte in einer WG, als er Zeuge eines Übergriffs wurde auf eine junge Frau im Hijab, dem Schleier muslimischer Frauen. Durch Samira lernt er Adil kennen, der sich darauf vorbereitet, in den Krieg des IS zu ziehen, möglichst unbemerkt vom deutschen Verfassungsschutz. Die Geschwister sind deutsche Konvertiten zum Islam, gebildete, in Social Media versierte Salafisten. Jakob war nie gläubig und hatte sich zuvor nie mit dem Islam beschäftigt. Lange gibt er vor, sich nur aus Neugier mit Samiras und Adils Gruppe zu befassen. Während Jakob offiziell noch über seine veränderten Lebensumstände frei von irdischen Gütern herumalbert, ist seinen Freunden längst klar, dass er sich radikalisiert hat. Wer wessen Facebook-Freunde sind und welche Videos geliked werden, lässt sich kaum verbergen. Im Gegenteil, das Posen in Sozialen Medien ist fester Bestandteil der Szene. Noch immer will Jakob nicht begreifen, dass der radikale Islam eine Einbahnstraße ist und eine Rückkehr in sein altes Leben unwahrscheinlich sein wird. Eine letzte Chance zur Umkehr lässt Jakob verstreichen, als Golski, Chef für seinen Studentenjob, ihn auf seine Konvertierung anspricht. Was Radikalisierung für den Einzelnen bedeutet, ist mir durch Jakobs Wandel in Yakub erst in aller Konsequenz klargeworden.


    Fazit
    Jakob ist als 18-Jähriger der jüngste der handelnden Figuren, die meisten anderen Personen sind älter als er. Beide jungen Männer haben vorher schon Frauen geliebt und ein Leben geführt, das in krassem Widerspruch zu ihren jetzigen Werten steht. Vom Alter der Figuren, dem Umfang des Buches und der anspruchsvollen Sprache eines Abiturienten wirkt Christian Linkers Roman eines jungen Salafisten eher wie ein Young-Adult-Roman. Als Jugendbuch ab 14 vermarktet wird das Buch vermutlich mit dem Ziel, es als Problembuch im Unterricht zu nutzen. Unterrichtsmaterialien stehen auf der Verlagswebseite zur Verfügung. Ohne Worterläuterungen und Tipps zu weiterführenden Informationen ist der Roman für diese Altersgruppe starker Tobak, aber es ist ein Thema, über das gerade Jungen lesen wollen und deshalb werden sie diesen Roman lesen.


    8 von 10 Punkten