Die grosse Kälte - Rosa Ribas & Sabine Hofmann

  • Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
    Verlag: Kindler (11. März 2016)
    ISBN-13: 978-3463403618
    Originaltitel: El gran frío
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.95
    Preis Kindle E-Book: Euro 16.99


    Autorinnen


    Rosa Ribas, geboren 1963 in El Prat de Llobregat, studierte Hispanistik in Barcelona und lebt seit 1991 in Frankfurt am Main. Bisher hat sie neun Romane veröffentlicht.


    Sabine Hofmann wurde 1964 in Bochum geboren. Sie studierte Romanistik und Germanistik und arbeitete als Dozentin an der Universität Frankfurt, wo sie auch Rosa Ribas kennenlernte. 2014 erschien «Das Flüstern der Stadt», ihr erster gemeinsamer Roman. Über ihre Erfahrungen beim Schreiben haben die Autorinnen ein Arbeitsjournal verfasst, nachzulesen unter: http://rowohlt.de/ribas-hofmann


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Barcelona, 1956: Ausgerechnet im kältesten Winter seit Jahrzehnten wird die junge Journalistin Ana Martí in ein entlegenes Bergdorf in Aragonien geschickt, um über ein Mädchen mit Stigmata an Händen und Füßen zu berichten. Von den Dorfbewohnern wird die kleine Isabel wie eine Heilige verehrt, Ana hingegen ist skeptisch. Aber noch ehe sie dem Geheimnis der Wundmale auf die Spur kommt, wird auf dem schneebedeckten Waldboden die Leiche eines Mädchens gefunden. Offenbar nicht das erste Kind, das in Las Torres unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist.


    Der neue Fall für die Journalistin Ana Martí, die im Spanien der Franco-Zeit ermittelt: ein spannender Kriminalroman voller Atmosphäre und von archaischer Kraft. Dunkel wie der Winter. Kalt wie der Schnee.


    Meine Meinung


    Rosa Ribas und Sabine Hofmann habe ich in ihrem Buch "Das Flüstern der Stadt" kennen und schätzen gelernt. Bei der Lektüre dieses Buch gab es Anzeichen, dass dies der Beginn einer Krimiserie sein könnte und ich habe vor anderthalb Jahren in meiner Rezi geschrieben, dass ich bei einer Fortsetzung rund um die Hauptfigur Ana Maria Marti das Buch auf jeden Fall kaufen und lesen werde. Gesagt getan und wieder bin ich gedanklich in der Zeitachse 60 Jahre zurück in die Vergangenheit nach Spanien gereist. Es ist das Jahr 1956 und die Zeit der harten Repression der Franco-Diktatur. Die Handlung spielt diesmal nicht in der katalanischen Metropole Barcelona sondern die Journalistin Ana Marti wird von ihrer Zeitung in ein kleines Dorf in den aragonischen Bergen geschickt. Angeblich soll es dort in der abgelegen Bergwelt ein kirchliches Wunder geben. Ein Mädchen hat aus unerklärlichen Gründen Wundmale an Händen und Füssen die denen Jesus Christus ähneln als er ans Kreuz geschlagen wurde. Dieses Mysterium wird in gläubigen Kreisen Stigmata genannt und die katholische Kirche hat vereinzelt Menschen mit diesem unerklärlichen Symptomen in der Vergangenheit heilig gesprochen. Gibt es tatsächlich ein seltenes Phänomen zu bestaunen oder steckt etwas erklärbares hinter dem unbegreiflichen Wunder?


    Ana Marti reist widerwillig in einer schier endlosen Busfahrt durch die tief verschneite Bergwelt Nordspaniens. Im kleinen Dorf Las Torres sind nicht alle Bewohner erfreut über die Ankunft der Journalistin. Manche wollen "ihre kleine Heilige", wie das dreizehnjährige Mädchen genannt wird, lieber für sich haben um von ihren angeblichen Wunderheilungen zu profitieren. Andere wittern ein lukratives Geschäft mit Touristen und möchten das möglichst viele Menschen in den beschaulichen Ort pilgern. Der Dorfpfarrer sieht seine Chance gekommen von den Kirchenoberen in höhere Amt und Würden berufen zu werden da er das Wunder entdeckt hat. Die Stimmung die Ana Marti entgegenschlägt ist dennoch merkwürdig ruhig als liege nicht nur eine meterdicke Schneedecke über dem Ort sondern auch eine bleierne Schwere. Aber das Naturell der eigentümlichen Bergbewohner ist gemeinhin eine Wortkargheit und eine stoische Ruhe. Der Schneefall nimmt in seiner Heftigkeit zu und bald ist das Dorf von der Aussenwelt abgeschnitten. Ein Todesfall überschattet Anas Nachforschungen und wie sich herausstellt ist es nicht die erste Tote im Ort …


    Eine ermittelnde Hauptfigur in einen entlegenen Ort zu schicken und sie dort mittels eines Unglücks oder Wetterverhältnissen von der Aussenwelt zu isolieren ist in einem Krimi nichts ungewöhnliches und wurde als Spannungselement schon oft verwendet. Wenn es wie in diesem Buch plausibel erzählt wird dann ist nichts dagegen einzuwenden. Die skeptische Ana Marti muss auf sich allein gestellt die Wahrheit in einem unheilvollen Gemisch aus Glauben gegen Aberglauben, der Verbundenheit zur Tradition gegen den Geschäftssinn und dem persönlichen Vorteil in einem Klima der Angst vor den Bütteln des Franco Regimes herausfinden. Die zum Wetter passende eisige Verschlossenheit der Einheimischen wird dabei zunehmend zu einem Problem.


    Ein empfehlenswerter Kriminalroman für Leser die Wert auf Zeit- und Lokalkolorit legen und eine ruhige Erzählweise zu schätzen wissen. Definitiv kein Buch für Thrillerleser die permanenten Nervenkitzel und Actionszenen mögen. Wie schon beim "Flüstern der Stadt" bewerte ich das Buch mit 8 bis 9 Eulenpunkten. Wie ich gelesen habe, ist ein dritter Band mit Ana Marti am entstehen und das ist eine erfreuliche Nachricht. Dann aber bitte wieder mit mindestens hundert Seiten mehr Geschichte.