Ulysses - James Joyce

  • Kapitel 12 fängt ja recht harmlos an, um sich nach nur drei Seiten zu einer unglaublichen Aufzählung von irischen Mythen, Helden oder Königen zu entwickeln.
    Erinnert auch an einige ausschweifende Beschreibungen in der echten Odyssee. Hier hilft mir meine kommentierte Fassung, da ich nicht einfach über die vielen unbekannten Namen und Ortsbezeichnungen weglesen will.

  • Kapitel 12 wird noch ganz erheblich zu meiner Bildung beitragen. Insbesondere der kommentierte Band.
    So habe ich jetzt in der ewig langen Aufzählung auf den Seiten 400 und 401 (es geht um die auf einer Kette aus Kieseln eingegrabenen Stammeszeichen irischer(!!!) Helden)
    den mir bislang unbekannten Captain Boycott gefunden.
    Es handelt sich dabei um Charles Cunningham Boycott, gegen den das in Gang gesetzt wurde, das noch heute seinen Namen trägt.
    Völlig neu ist mir, dass es sich bei Cristoph Columbus, Dante Alighieri, der letzte Mohikaner usw um irische Helden gehandelt hat. :grin


    Dafür habe ich gelernt, woher der Begriff "für jemanden in die Bresche springen" kommt. Der Mann in der Bresche - "Im alten Irland ein herausragender Kämpfer, der bei Angriffen und Beleidigungen für den König eintrat und bei drohender Gefahr in die Bresche sprang."


    Bisher lese ich nur - das Hörspiel kommt auch noch an die Reihe.
    Auf die Weise bin ich noch bis in den Sommer beschäftigt. :wave

  • Deine Beiträge veranlassen mich, die meinigen hier oben im thread nachzulesen. Es hilft mir sehr, mich wieder daran zu erinnern. Das 12. Kapitel bietet jede Menge.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Kapitel 12 wird noch ganz erheblich zu meiner Bildung beitragen. Insbesondere der kommentierte Band.


    Und offensichtlich auch zu meiner! :lache


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    So habe ich jetzt in der ewig langen Aufzählung auf den Seiten 400 und 401 (es geht um die auf einer Kette aus Kieseln eingegrabenen Stammeszeichen irischer(!!!) Helden)
    den mir bislang unbekannten Captain Boycott gefunden.


    Es handelt sich dabei um Charles Cunningham Boycott, gegen den das in Gang gesetzt wurde, das noch heute seinen Namen trägt.
    Völlig neu ist mir, dass es sich bei Cristoph Columbus, Dante Alighieri, der letzte Mohikaner usw um irische Helden gehandelt hat. :grin


    Ja, die Aufzählungen sind sehr amüsant.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Bisher lese ich nur - das Hörspiel kommt auch noch an die Reihe.
    Auf die Weise bin ich noch bis in den Sommer beschäftigt. :wave


    Welches Jahr? :grin

  • Oh nein - das tue ich garantiert nicht. Kein Bedarf an akademischen Ehren.
    Ich mache sowas nur zum Vergnügen.


    Das Vergnügen habe ich übrigens noch - obwohl ich eine kleine Pause eingelegt habe. Zu viel um die Ohren. Aber es wird besser. :-]


    Ein wenig rätselhaft ist mir ja die Kombination aus der schon sehr lebendigen Kneipengesellschaft und Einschüben, die mir häufig wie Parodien erscheinen und gelegentlich äußerst lustig sind. Bei Gelegenheit gucke ich mal, ob es in der Bücherei die englische Fassung gibt.
    So bin ich gerade auf (bei mir) Seite 414
    Berichtet wird von der öffentlichen Hinrichtung von Robert Emmer und die Aufzählung der anwesenden Honoratioren ist äußerst erheiternd.
    "Die Delegation, in voller Stärke erschienen, bestand aus Commendatore Bacibaci Beninobenone (dem halbgelähmten Doyen der Gesellschaft, welchem mit dem Beistande eines mächtigen Dampfkranes auf seinen Sitz geholfen werden musste), Monsieur Pierrepaul Petitépatant, dem Großjoker Vladinmire Pokethankertscheff, dem Erznarren Leopold Rudolph von Schwanzenbad-Hodenthaler,..........Herr Hurhausdirektorpräsident Hans Chuechli-Steuerli, Nationalgymnasiummuseumsanatoriumundsuspensoriumsordentlicherprivatdozentfürallgemeinegeschichtespezialprofessordoktor Kriegfried Überallgemein."


    Und so geht es immer weiter - die unglaublichsten Aufzählungen und dann diese Gesellschaft in der Kneipe, die sich sowieso nicht ganz grün ist und immer betrunkener wird.
    Unglaublich!

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    So bin ich gerade auf (bei mir) Seite 414
    Berichtet wird von der öffentlichen Hinrichtung von Robert Emmer und die Aufzählung der anwesenden Honoratioren ist äußerst erheiternd.


    Diese Hinrichtungsszene habe ich in bester Erinnerung, manchmal zum schreien komisch. Eine Persiflage wohl auf schmalztriefende Romane über edle Ritterlichkeit.


    Ich glaube, ich muss mal wieder einen Blick in das Kapitel werfen.

  • Teilweise muss es sich wirklich um Parodien auf existierende Werke handeln. Manchmal glaube ich auch, dass es die echte Odyssee ein wenig nachahmt.
    Wenn von irgendwelchen gelockten Haaren die Rede ist, muss ich immer an Homers schöngelockte (n) XY denken.


    Besonders schön sind die Aufzählungen, wenn sie gekonnt vorgelesen werden - manche werde aber auch ausgelassen.

  • Dieses Kapitel habe ich aufatmend beendet. Auch unser Freund Bloom kann aufatmen, da er sich mit viel Glück noch rechtzeitig davonmachen konnte.


    Immer wieder erschreckt es mich, wie tief der Antisemitismus in Menschen eingegraben ist und mit welchen an den Haaren herbeigezogenen Argumenten dieser begründet wurde.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Kapitel 13


    So, es geht weiter. Eine ganz andere Welt. Träumereien einer jungen Frau.


    Ich finde es großartig, wie Joyce sich hier einfühlen kann.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Unterbrochen von Bruchstücken eines Gottesdienstes.
    Auch hier besonders beeindruckend im Hörspiel.


    Diese Stelle ist wirklich sehr gut geeignet für ein Hörspiel. Im Buch war es für mich zunächst sehr verwirrend. Aber dieser Gegensatz von Religion und prallem Leben ist einfach genial.

  • Dieses Kapitel macht wirklich Spaß zu lesen. Der Gegensatz zwischen den romantischen Träumereien einer jungen Frau und der eher handfesten Sexualität unseres guten Leo.


    Dazu diese gekonnten Einflechtungen mit Anbetungen zur allerheiligsten Jungfrau mitsamt den Ritualen eines katholischen Gottesdienstes.


    Für mich ist das in manchen Teilen, als wäre ich nochmal sieben Jahre alt.

  • Ich vermute, du bist noch nicht fertig mit dem Kapitel. Gerty, ich glaube,so heißt sie, ist schon etwas provokant.


    Und das Feuerwerk, übrigens genau in der Mitte des Buches, ist ja auch ein Höhepunkt in verschiedener Hinsicht. :lache Wie das wohl im Hörspiel rüberkommt? :grin

  • An dieser Stelle bleibt das Hörspiel ganz dicht am Buch. Bemerkenswert sind die Geräusche eines echten Feuerwerks und die wechselnden Sprecherstimmen.
    Es gibt einmal eine Erzählerin, die Stimmen der Kinder, die Stimme von Gerty und von Bloom.
    Das ist sehr geschickt gemacht.
    Zwischendurch ertönen immer wieder Zeilen aus dem Lied: Those lovely seaside girls, das auch an anderer Stelle immer mal wieder zitiert wird, hier aber besonders gut passt.


    Kapitel 14 ist ja unglaublich! Leider im Hörspiel recht kurz abgehandelt.

  • Ich habe gerade zwei extrem anstrengende Wochen hinter mir. Deshalb war ich hier inaktiv.


    Ich freue mich aber jedesmal, wenn durch einen neuen Beitrag von dir das Buch wieder in meinem Kopf aufersteht. Denn das ist es wirklich wert.


    Ja, das 14. Kapitel war wirklich etwas besonderes, wie jedes andere aber auch.

  • made, deshalb kann man das Buch auch gut mit großen Abständen lesen. Eigentlich ist jedes Kapitel ein Buch für sich.
    Nun, die Sprache ist hier eins der Themen und wird in vielerlei Hinsicht variiert. Gerade der Anfang ist im Hörspiel nach miener Meinung sehr gelungen, weil es den "Anrufungscharakter" der ersten Zeilen natürlich wunderbar aufzeigt.
    Und einige andere Zeilen (vielleicht sogar ganze Abschnitte, muss ich noch vergleichen mit dem Text) sind in einer Art Sprechgesang dargeboten. Erinnert sehr an alte englische Lieder.


    Wie sich da allerdings ein Haufen Junggesellen und Nichtsnutze über Schwangerschaft und Geburt ergehen ist aus heutiger Frauensicht ein wenig befremdlich.

  • Da freu ich mich! Ich hab es schon vermisst.


    Jetzt seh ichs erst. Das 14. Kapitel war das, das den Wandel der Sprache darstellt. Das war anfangs ziemlich mühsam, aber mit der Zeit kommt man schon dahinter.