Der Autor und die Übersetzerin (Quelle: Amazon)
Alessandro Baricco, 1958 in Turin geboren, studierte Philosophie und Musikwissenschaft. Er ist Mitherausgeber verschiedener Literaturzeitschriften und von La Repubblica. 1994 gründete Baricco zusammen mit Freunden die Scuola Holden, eine Privatuniversität, an der er Kreatives Schreiben unterrichtet. Neben seinen Romanen hat Baricco zahlreiche Essays, Erzählungen und Theaterstücke verfasst. Sein Roman Seide wurde zum internationalen Bestseller. Er wurde mit dem Premio Campiello, dem Premio Viareggio und dem Prix Médicis Étranger ausgezeichnet.
Annette Kopetzki, geboren 1954 in Hamburg, war Universitätsdozentin und Journalistin in Italien. Seit vielen Jahren übersetzt sie italienische Belletristik und Lyrik, u.a. Pier Paolo Pasolini, Erri De Luca und Andrea Camilleri.
Das Buch (Quelle: Amazon)
Jasper Gwyn, ein berühmter englischer Schriftsteller Anfang vierzig, fasst eines Tages einen weitreichenden Entschluss. In einem Zeitungsartikel listet er 52 Dinge auf, die er fortan nicht mehr zu tun gedenkt, darunter auch: Bücher schreiben. Stattdessen beschließt er, in seinem neuen Leben als "Kopist" zu arbeiten und Porträts anzufertigen - dies allerdings nicht mit Pinsel und Palette, sondern in geschriebener Form. Er mietet ein Atelier an, wo ihm fortan Menschen Modell sitzen, die sich später in seinen Porträts gänzlich wiederfinden werden. Bis eine junge Frau auftaucht, die sich den strengen Regeln des Kopisten entzieht.
Meinung
Auch mein vierter Baricco hat mich entzückt, auch dieses Buch habe ich mit Genuss gelesen. Wer hat heute noch radikale Vorstellungen, die er genial umsetzt? Baricco, wer sonst! Auf diesen Plot muss man erst mal kommen: Porträts schreiben - unglaublich. Und während der Autor seine außergewöhnliche Idee niederschreibt, fällt ihm ein, er könnte auch ein Buch über mit Buchstaben gemalte Porträts verfassen. Die deutsche Ausgabe umfasst beide Bücher: Das Buch über das Porträtschreiben (Mr Gwyn) und das Buch über geschriebene Porträts (Dreimal im Morgengrauen).
In Italien hat man zwei Bücher daraus gemacht. Ich finde, sie passen besser zusammen in einem, weil sie zusammengehören, schließlich will man tragende Figuren des ersten Buches als Porträt im zweiten suchen und finden.
Baricco kann mit wenigen Worten eine unheimliche Tiefe hervorzaubern. Und einzigartige Figuren zeichnen. Selbst Nebendarsteller, wie der Glühbirnenmacher, überzeugen. Ein Klassebuch.