Alexandra Burt - Remember Mia

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Eine junge Mutter kämpft darum, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen - während die Welt sie für die Mörderin ihres Kindes hält.
    Nach einem Autounfall erwacht Estelle Paradise im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. Man hat sie in einer tiefen Schlucht aus dem Wrack ihres Wagens geborgen - schwer verletzt. Doch nicht alle Verletzungen stammen von dem Unfall: Es hat auch jemand auf Estelle geschossen. Wer? Nur sehr langsam dringt die wichtigste Frage in ihr Bewusstsein: Wo ist Mia, ihre sieben Monate alte Tochter? Sie war nicht mit im Unfallwagen. In einem schmerzlichen Prozess kehrt Estelles Erinnerungsvermögen zurück: Mia war schon drei Tage vor dem Unfall aus ihrem Apartment in New York verschwunden. Und Estelle wird auf einmal vom Opfer zur Hauptverdächtigen.


    Autorin (Quelle: Info auf der hinteren Umschlagklappe)
    Alexandra Burt ist in Fulda geboren und ging nach dem Studium der Betriebswirtschaft in die USA. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Texas und schreibt auf Englisch. Dies ist ihr erster Roman. mehr unter: www.alexandraburt.com


    Allgemeines
    Titel der Originalausgabe: Remember Mia
    Erscheinungstermin: 22.April 2016 bei der dtv Verlagsgesellschaft als TB mit 384 Seiten
    Gliederung: Vier Hauptteile mit insgesamt 29 Kapiteln, Zeitungsartikel als Prolog und Epilog
    Ich-Erzählung der Hauptfigur Estelle Paradise
    Handlungsort und -zeit: New York, ein Zeitraum von gut fünf Jahren in der Gegenwart


    Zum Inhalt
    Als Estelle Paradise schwerverletzt in einem Krankenhaus erwacht und erfährt, dass sie mit ihrem Auto in eine Schlucht gestürzt ist, kann sie sich an nichts erinnern. Ihre sieben Monate alte Tochter Mia war nicht mit im Wagen, allmählich dämmert es Estelle, dass ihre Tochter wenige Tage vor dem Unfall spurlos aus ihrer Wohnung verschwunden ist. Während Estelle in der Öffentlichkeit des Mordes an ihrem Kind verdächtigt wird, begibt sie sich nach ihrer körperlichen Genesung auf Anraten ihres mit der Situation überforderten Mannes in eine psychiatrische Klinik, um mit Hilfe eines Spezialisten ihre Amnesie zu überwinden. Bei der Aufarbeitung ihrer Kindheit und vor allem der jüngeren Vergangenheit muss sie sich erschreckenden Tatsachen stellen. Offenbar war ihr "Mutterglück" nicht so makellos, wie es dem Idealbild der Gesellschaft entspricht...


    Beurteilung
    Der Roman ist in vier Teile gegliedert, die mit Ausnahme der eingefügten Zeitungsartikel als Ich-Erzählung der Hauptfigur gestaltet sind. Dementsprechend betrachtet auch der Leser die Ereignisse aus einer eingeschränkten Perspektive. Für Estelle Paradise und für den Leser folgt mit den schrittweise freigelegten Erinnerungen aus dem Leben der Protagonistin ein Wechselbad der Gefühle. Obwohl ein schrecklicher Verdacht auf Estelle lastet, kann man nicht umhin, Mitgefühl für eine junge Frau zu empfinden, die in einer eigentlich alltäglichen, aber doch sehr belastenden Situation - auch von ihrem Mann - alleingelassen wird.
    Die ersten beiden Hauptteile kann man dem Genre des psychologischen Spannungsromans zuordnen, die zweite Hälfte geht dagegen eindeutig ins Genre des Krimis, bzw. Psychothrillers über.
    Die Handlung ist gut aufgebaut und (leider) auch weitestgehend glaubwürdig. Der flüssige und anschauliche Erzählstil mit seinen Spannungshöhepunkten im zweiten Teil macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Auch die Setzung verschiedener Schwerpunkte in den Hauptteilen sorgt für Abwechslung und anhaltende Lesemotivation. Der Wechsel zwischen Estelles gegenwärtiger Situation und den Rückblenden erfordert beim Leser ein gewisses Maß an Konzentration.
    Besonders gelungen ist die detaillierte Ausarbeitung der Persönlichkeit der Protagonistin. Die Autorin schildert eindringlich, wie die Mutterschaft auch einer Frau in komfortabler Lebenssituation zusetzen kann und welche Empathielosigkeit in der heutigen Gesellschaft Frauen entgegenschlägt, die ihre neue Rolle trotz bester Absichten nicht perfekt meistern können. Hier wäre es durchaus wünschenswert, dass die Leser sich eventuell vorhandener Vorverurteilungen bewusst werden und dass gewisse Tabuthemen (Nichterfüllung der gesellschaftlich vorgegebenen Rolle einer "perfekten Mutter") zur Diskussion gestellt werden.


    Fazit
    Eine gelungene Mischung aus psychologischem Spannungsroman und Krimi, ein beeindruckendes Debüt!
    9 Punkte

  • Die Autorin (Quelle: Buch)
    Alexandra Burt ist in Fulda geboren und zog nach einem Studium der Betriebswirtschaft in die USA. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Texas und schreibt auf Englisch. Dies ist ihr erster Roman.
    • Produktdetails (Quelle: Buecher.de)
    • dtv Taschenbücher Bd.26101
    • Verlag: Dtv
    • Seitenzahl: 384
    • 2016Deutsch
    • ISBN-13: 9783423261012
    • ISBN-10: 3423261013


    Wo ist Mia?
    Estelle hat Jack geheiratet, als feststand, dass sie schwanger war. Sie war wohl tatsächlich nach der Geburt mit dem Kind etwas überfordert, aber das Kind schrie auch ständig, selbst auf den Arm nehmen half nicht…
    Das Kind habe Koliken sagten die Ärze und es würde sich verwachsen…
    Dann nahm Jack einen neue Stelle an und kam nur noch sporadisch nach Hause. Estelle wohnte mit ihrer kleinen Tochter allein in einem verwahrlosten Haus, das sich gerade im Umbau befand. Das Haus befand sich im Besitz ihres Mannes Jack, der den Mieter über ihr aufgefordert hatte, sich gegebenenfalls um Estelle zu kümmern…
    Dann geschah es eines Tages, dass Estelle am Morgen erwachte und Mia war verschwunden, verschwunden aus einem abgeschlossenen Haus…
    Estelle suchte sie überall, machte den Fehler, nicht ihren Mann zu benachrichtigen…. Und auch nicht zur Polizei zu gehen….
    Dann hatte sie einen Unfall bei Dover und eine Amnesie…. Die Ärzte hatten ihr gesagt, sie habe eine Schusswunde am Kopf…
    Jack, ihr Mann, brachte sie dazu, sich selbst in eine psychiatrische Klinik einzuweisen, um ihrer Amnesie Herr zu werden, und auch nicht gleich wegen Kindesmordes angeklagt zu werden….
    Der Klinikleiter war ein fähiger Mann, der mit ihr zusammen versuchte, ihre Amnesie zu besiegen…
    Warum half es nicht, das Kind auf den Arm zu nehmen? Wegen der Koliken? Wieso hatten die Ärzte ihr kein Mittel gegen die Koliken des Babys gegeben? Hat das Babygeschrei Jack aus dem Haus getrieben? Hatte er Liebermann vorher gekannt? War es richtig, einen Fremden zu bitten, sich um Mutter und Kind gegebenenfalls zu kümmern? Wie konnte Mia aus dem verschlossenen Haus verschwinden? Warum hat Estelle nicht sofort ihren Mann benachrichtigt? Und warum ist sie nicht zur Polizei gegangen? Wie war das mit dem Unfall? Hatte sie sich wirklich selbst erschießen wollen? Wäre sie wirklich angeklagt worden? Würde der Klinikleiter es schaffen, dass Estelles Erinnerungen zurückkehren? Würde sie Mia wiederfinden? Alles diese Fragen - und noch viel mehr - beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch fing mit der Mutter die mit den Nerven praktisch am Ende war, schon ganz gut an. Es ließ sich auch gut und flüssig lesen. Ich kann nicht verstehen, dass sie keine Medikamente gegen die schlimmen Koliken des Kindes bekommen hat. Wenn ein Kind Tag und Nacht schreit, das geht doch nicht. Dann das Verschwinden Mias. Ich verstehe ja, dass die Polizei da misstrauisch wurde, aber sie hätten wohl mal Estelles Wohnung genauer unter die Lupe nehmen sollen. Hier sehe ich ein Versäumnis der Polizei. Ich kann verstehen, warum Estelle nicht sofort ihren Mann informiert hat. Dann der Unfall und die Amnesie. Viel Platz im Buch nimmt diese Amnesiebewältigung ein. Aber wir erfahren dadurch, was wirklich passiert ist. Weiter möchte ich darauf nicht eingehen. Alles in Allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es hat mich gefesselt und ich habe es in einem Rutsch gelesen.

  • Estelle wird schwer verletzt gefunden und verdächtigt, ihrem Baby etwas angetan zu haben. Doch sie kann sich nicht erinnern
    In einer Klinik soll man ihr helfen, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen. Und nach und nach kommt die Wahrheit ans Licht.


    Meine Meine Meinung:
    Durchaus spannend geschrieben, zumindest bis zur Auflösung war ich sehr an das Buch gefesselt.
    Doch dann die bösen Charaktere: die Dialoge wirkten irgendwie etwas flach und nahmen dem Buch etwas an Fahrt.


    Bis zur Auflösung zweifelt man immer wieder an Estelles Unschuld, überlegt, was passiert sein könnte und ob ihre Erinnerungen der Wahrheit entsprechen oder eine Verdrängung dieser sind.
    Doch nach der Auflösung plätschert alles noch dahin, der Höhepunkt wurde erreicht und dann nicht weiter ausgeschöpft. Da schlummerte noch nichtgenutztes Potential


    Das Buch ist durchaus lesenswert, es fehlt aber noch ein Fünkchen, um mich vollends vom Hocker zu reißen. Daher von mir nur 4 Sterne

  • Was geschah mit Mia?


    Estelle ist überfordert mit ihrer kleinen Tochter Mia. Mia ist ein Schreikind und Estelle hetzt von Arzt zu Arzt um die Ursache für das Schreien ihrer Tochter zu ergründen. Die Ärzte sagen ihr, Mia habe Koliken und das würde sich mit der Zeit geben.
    Estelles Mann Jack ist selten zuhause und aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten lässt er Estelle in ein Etagenhaus ziehen, dass gerade noch renoviert wird.


    Eines Tages ist Mia spurlos verschwunden und Estelle kann sich nicht erklären warum und wieso. Drei Tage später hat Estelle einen schweren Unfall, der eine Amnesie bei ihr auslöst.


    Das Buch ist aus der Sicht von Estelle geschrieben und als Leser ist man am Anfang wie die Protagonistin hin- und hergerissen – was nur ist mit Mia passiert?
    Teilweise verhält sich Estelle recht unglaubwürdig, sodass die Polizei sich sicher ist, sie habe ihr Kind getötet und lässt Estelle in eine Anstalt einweisen.


    Der dortige Psychiater beginnt mit Estelle die Vergangenheit aufzuarbeiten und ihr Unterbewusstsein zu beeinflussen, sodass Erinnerungsbruchstücke an die Oberfläche gelangen können.
    Nach und nach kann sich Estelle an alles erinnern.


    Das Estelle unter dem Schreikind leidet, kann ich als Leser nachvollziehen, doch nach und nach war ich doch ziemlich genervt von Estelle. Manches Verhalten der Mutter konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen und sie blieb mir immer recht unsympathisch.
    Der Ehemann Jack bleibt sehr blass, eigentlich weiß man recht wenig über ihn. Allgemein besitzen die Protagonisten zu wenig Substanz.


    Zwischendurch wurde der Plot auch etwas langweilig, erst ab dem Moment, wo sich Estelle zu erinnern beginnt, nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf.
    Die Auflösung fand ich ziemlich zweifelhaft, sie war auch bei weitem nicht so anschaulich beschrieben wie die Anfangsszenen. Hier hätte ich mir doch mehr Details gewünscht. Und auch hier fand ich das Verhalten von Estelle nicht nachvollziehbar, leider kann ich nicht näher darauf eingehen, sonst würde ich zu viel verraten.


    Fazit: Kein echter Thriller, dafür ist der Plot zu langatmig, es kommt auch wenig Spannung auf. Ich würde das Ganze eher als einen mäßig spannenden psychologischen Roman bezeichnen.

  • Finde die Wahrheit


    Alexandra Burt ist die Autorin des Thrillers „Remember Mia“, in dem es nicht nur um das Verschwinden eines kleinen Mädchens geht, sondern auch um die Psyche der Mutter sowie den Kontrollwahn des Vaters.


    Estelle Paradise erwacht in einem Krankenhaus, nachdem sie einen schweren Autounfall hatte. Sie kann sich nicht erinnern, was passiert ist. Auch nicht, wieso sie eine Schussverletzung hat. Wollte jemand sie umbringen? Oder hat sie selbst versucht, sich zu töten? Und wo ist ihre sieben Monate alte Tochter Mia? War sie mit im Auto, als der Unfall geschah? Oder deuten die bruchstückhaft vor ihrem Auge auftauchenden Bilder darauf hin, dass Mia schon vor dem Unfall verschwunden ist? Allerdings leidet Estelle durch ein Trauma an Amnesie, sodass sie der Polizei keine große Hilfe bei der Aufklärung der Schussverletzung und auch nicht bei der Suche nach Mia ist.
    Vielleicht kann Jack, Estelles Ehemann, ihr einige dieser Fragen beantworten. Er scheint jedoch nicht besonders darauf bedacht zu sein, seiner Frau zu helfen. Hat er womöglich etwas mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun? Oder mit dem Autounfall? Warum sonst sollte er wollen, dass Estelle sich selbst in eine psychiatrische Klinik einweist? Auch in ihrem bisherigen gemeinsamen Leben schien er besser zu wissen, was gut für die kleine Familie ist. Oder war dies nur ein Versuch, die Wahnvorstellungen seiner Frau zu ignorieren? Hat er sich deshalb auch in seine Arbeit als Anwalt gestürzt und war kaum zu Hause?


    Fragen über Fragen, die sich beim Lesen des Thrillers stellen. Die Spannung wird dadurch immer weiter aufgebaut und man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Als Leser fragt man sich ständig, wie tickt Estelle wirklich? Bildet sie sich manche Dinge nur ein, oder sind diese wirklich so passiert? Leidet sie womöglich unter Wochenbett-Depressionen? Oder könnte es wirklich sein, dass Mia - ohne irgendwelche Spuren - aus dem verschlossenen Haus entführt wurde? Oder noch schlimmer, hat Estelle ihr womöglich selbst etwas angetan?
    Ich schwanke zwischen Sympathie und Antipathie für Estelle. Sie wirkt manchmal wirklich etwas verrückt. Den Charakter von Jack mochte ich von Anfang an nicht.

  • Vielleicht liegt mir als Mann das Thema nicht? Aber so wirklich gefesselt hat mich das Buch nicht. Was Spannung und Handlung ausmacht, hätte man nach meiner Meinung noch mehr daraus machen können. Von der Schreibe her habe ich das Buch sogar als unterdurchschnittlich empfunden. Das ist sicher Geschmackssache, aber die kurzen aneinander gereihten Sätze wirkten mir zu eintönig und hölzern. Schlecht ist das Buch zwar nicht, aber irgendwie auch nicht meins.

  • Ich habe das Buch im Urlaub begonnen und kam bis 49 % und gepackt hat es mich nicht wirklich.


    Anfangs fand ich es spannend und hatte gehofft, daß es irgendwie vorwärts geht, aber die Aufarbeitung der Amnesie zieht sich und zieht sich. Aus diesem Grunde werde ich es erst einmal zur Seite legen :-(

  • Alexandra Burt: Remember Mia. Thriller, OT: Remember Mia, Deutsch von Susanne Goga-Klinkenberg, München 2016, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-26101-2, Softcover/Klappenbroschur, 383 Seiten, Format: 13,6 x 4 x 21 cm, Buch: EUR 14,90 (D), EUR 15,20 (A), Kindle Edition: EUR 12,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Estelle Paradise aus Brooklyn, 27, Mutter einer 7 Monate alten Tochter, wird dem Tode nahe aus einem Autowrack geborgen. Ihre Verletzungen rühren nicht nur vom Unfall her, sie hat auch eine Schusswunde. Und sie kann sich nicht daran erinnern, wo ihre Tochter Mia ist. Sicher nicht beim Kindsvater in Chicago! Freunde oder Verwandte, die hätten babysitten können, hat die junge Frau hier nicht. Das Kind ist verschwunden.


    Die „Amnesie-Mutter“ ist ein gefundenes Fressen für die Medien. Hat Estelle ihr Töchterchen umgebracht und die Tatsache verdrängt? Oder täuscht sie die Erinnerungslücken gar nur vor?


    Wo ist Baby Mia?
    Ihr Noch-Ehemann Jack Connor lässt Estelle, nachdem sie körperlich einigermaßen wiederhergestellt ist, in die Psychiatrie einweisen. Dr. Solska Ari, ihr behandelnder Therapeut, macht ihr von Anfang an klar, dass die Therapie kein Spaziergang werden wird. Er will ihr helfen, sich zu erinnern, was mit Mia geschehen ist, aber sie muss ihm vertrauen.


    Erinnern kann Estelle sich ihre Kindheit in einem lieblosen Elternhaus. Ihr Vater war ein vielbeschäftigter Architekt, ihre Mutter eine Fotografin, die in ihren Kindern ein lästiges Karrierehindernis sah. Als Estelle 11 war, verloren die Paradise-Geschwister ihre Eltern. Anthony, 18, ging zum Militär, Estelle kam zu einer Tante nach New Jersey, die aber keinerlei Interesse an dem Mädchen hatte. Erinnerungsstücke aus ihrem alten Leben durfte die Kleine nicht mitnehmen. „Es wird schon nicht so schlimm werden“, sagte Anthony und ich spürte, wie etwas in mir riss und meinen Körper verließ. Von da an fühlte ich nichts mehr.“ (Seite 162)


    Diese Vorgeschichte erklärt manches im Verhalten der etwas sperrigen Heldin Estelle. Den erstbesten Kerl, der sich um sie bemüht, heiratet sie, obwohl er gar nicht zu ihr passt, und bricht jeglichen Kontakt zu ihrer Herkunftsfamilie ab. Für den ehrgeizigen Juristen Jack Connor ist seine Ehefrau bald eine Riesenenttäuschung: keine „Heilige“ wie seine Mutter, sondern eine distanzierte, depressive junge Frau, die mit dem gemeinsamen Kind heillos überfordert ist.


    Was ist Wahn und was ist Wahrheit?
    Die kleine Mia hat ständig Koliken und brüllt Tag und Nacht. Estelle rennt mit dem Baby von Arzt zu Arzt und verursacht horrende Behandlungskosten, aber niemand erkennt, dass es die Mutter ist, die ein Problem hat: eine postpartale Depression, die langsam in eine Psychose übergeht. Bald kann sie nicht mehr zwischen Realität und Einbildung unterscheiden. War jemand in der Wohnung oder hat sie selbst die Dinge umgeräumt und es nur vergessen? Jack hält das alles nicht mehr aus, nimmt eine Stelle in Chicago an und lässt Estelle mit dem Kind in dem baufälligen Haus in Brooklyn zurück.


    Als Mia eines Morgens nicht in ihrem Bettchen liegt, ist Estelle nicht einmal sicher, ob das Kind wirklich existiert hat, denn sämtliche Babysachen sind ebenfalls verschwunden. Also traut sie sich auch nicht zur Polizei.


    Mias Mutter gibt nicht auf
    Es dauert Monate der Therapie, bis sie die Erinnerungsfetzen zusammensetzen kann und ihr klar wird, wie nahe sie kurz vor dem Unfall dran war, Mia aufzuspüren. Sie ist überzeugt davon, zu wissen, wer ihre Tochter entführt hat und warum. Aber man hat ihr damals nicht geglaubt und glaubt ihr jetzt wieder nicht. Für alle Welt ist Estelle Paradise eine Kindsmörderin, der man lediglich nichts nachweisen kann. Und so landet die Vermisstensache Mia Paradise Connor irgendwann bei den ungelösten Fällen.


    Die Behörden mögen aufgegeben haben Mia und ihre mutmaßlichen Entführer zu suchen, Estelle Paradise nicht. Auch nicht nach fünf Jahren …


    REMEMBER MIA ist ein sehr „nordamerikanischer“ Thriller und erinnert mich ein bisschen an die packenden Bücher von Joy Fielding, die meine Kolleginnen und ich in den Neunzigerjahren verschlungen haben. Sowas kann man also auch schreiben, wenn man aus dem hessischen Fulda stammt und erst im Erwachsenenalter in die USA ausgewandert ist. ;-)


    Als Leser glaubt man nicht, dass Estelle ihrem Baby etwas angetan hat, auch wenn sie völlig durcheinander ist. Man will, genau wie die Heldin, Mias Schicksal unbedingt geklärt wissen.


    Statt „gut“ und „böse“ gibt es hier verschiedene Abstufungen von „traumatisiert“ und „psychotisch“. Es treffen mehrere entsprechend vorbelastete Menschen aufeinander, deren Handlungen sich gegenseitig hochschaukeln. Hätte einer von ihnen rechtzeitig Hilfe bekommen, wäre nichts von alledem passiert. Jetzt wäre es interessant gewesen zu sehen, ob der Teufelskreis nun durchbrochen werden kann oder ob das schreckliche Spiel nun unter anderen Vorzeichen aufs Neue losgeht. Doch das bleibt unserer Phantasie überlassen. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist der Schluss des Romans nicht der Schluss der Geschichte.


    Die Autorin
    Alexandra Burt wurde in Fulda geboren und ging nach dem Studium in die USA. Sie lebt mit ihrer Familie in Texas.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Inhalt


    Eine junge Mutter kämpft darum, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen – während die Welt sie für die Mörderin ihres Kindes hält.
    Nach einem Autounfall erwacht Estelle Paradise im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. Man hat sie in einer tiefen Schlucht aus dem Wrack ihres Wagens geborgen – schwer verletzt. Doch nicht alle Verletzungen stammen von dem Unfall: Es hat auch jemand auf Estelle geschossen. Wer? Nur sehr langsam dringt die wichtigste Frage in ihr Bewusstsein: Wo ist Mia, ihre sieben Monate alte Tochter? Sie war nicht mit im Unfallwagen. In einem schmerzlichen Prozess kehrt Estelles Erinnerungsvermögen zurück: Mia war schon drei Tage vor dem Unfall aus ihrem Apartment in New York verschwunden. Und Estelle wird auf einmal vom Opfer zur Hauptverdächtigen.


    Bewertung:


    Auf das Buch aufmerksam wurde ich durch das Stichwort Amnesie. Das ist ein Thema für das ich immer etwas übrig habe.
    Die Geschichte saugt einen sofort ein, man ist dabei wie sich Estelle nach ihrem Erwachen verwirrt versucht zu orientieren. Schon bald taucht ihr Mann auf, der gleich irgendwie unsympatisch und verdächtig wirkt.
    Dann beginnt die lineare Erzählung der Geschichte aus Estelles Sicht. Ausgangspunkt ist Mias Geburt. Dann erfahren wir auch noch viel über Estelles eigene Kindheit.
    Für mich passt erzählerisch nicht ganz, dass sie aufgrund ihrer Amnesie auf der einen Seite noch so verwirrt und unorientiert ist, aber dann die Ereignisse und Monate vor Mias Verschwinden so ruhig und sturkturiert erzählt.
    Im weiteren Verlauf macht die Geschichte heftige Sprünge. Zeitweise habe ich dabei selber etwas die Orientierung verloren.
    Ohne zu viel verraten zu wollen, entspannt sich dann im weiteren Verlauf des Buches eine ausführliche Aufklärungsarbeit aus ungewöhnlicher Perspektive.
    So 70 Seiten vor Ende nimmt das Buch nochmals eine heftige Wendung, man fühlt sich zurück in der Wirklichkeit und ist sehr gespannt auf das Ende.
    Hier muss „Komissar Zufall“ kräftig unterstützen. Der Abschluss des Buches gerät mir etwas zu kurz.


    7 von 10 Punkten