Andreas Izquierdo - Romeo & Romy

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  • Inhalt laut Amazon:
    Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur die Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als »Frischedoktor« in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr.
    Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten.
    Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt ...


    Taschenbuch: 491 Seiten
    Verlag: Insel Verlag; Auflage: Originalausgabe (11. April 2016)



    Über den Autor laut Wikipedia:
    Andreas Izquierdo (* 9. August 1968 in Euskirchen) ist ein deutscher Journalist und Autor von Kriminalromanen und Drehbüchern.
    Aufgewachsen ist er in Iversheim, zur Schule gegangen in Bad Münstereifel. Nach dem Abitur sammelte er erste Erfahrungen in den Massenmedien – bei Zeitungen und Rundfunk –, die durch einen Preis bei einem bundesweiten Wettbewerb für Nachwuchsjournalisten gekrönt wurden.
    1995 veröffentlichte er mit Der Saumord seinen ersten Kriminalroman mit dem Protagonisten Jupp Schmitz, Lokalreporter in dem Eifeldorf Dörresheim. Neben seinen Eifelkrimis schrieb Izquierdo verschiedene Sitcom- und Seriendrehbücher für RTL, Sat.1 und den WDR (dabei auch einige Folgen für die Fernsehserie Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei) und veröffentlichte im Internet die Kriminalpersiflage „Geraldine & Phillis“.



    Meine Meinung:


    "Romeo & Romy" ist ein Roman von Andreas Izquierdo, welcher im April 2016 im Insel Verlag das erste Mal veröffentlicht wurde.


    Die Handlung spielt in einem kleinen, wenige Einwohner zählenden Dörfchen im tiefsten Sachsen, direkt an der tschechischen Grenze.
    Nachdem sich Romys Traum von einer großen Karriere als Theaterschauspielerin erst einmal zerschlagen hat, kehrt sie zurück in ihre alte Heimat. Auch deswegen, um den Nachlass ihrer verstorbenen Großmutter zu regeln, dessen alleinige Erbin sie nun geworden ist. Sie beginnt das Dorf mitsamt seinen lethargisch gewordenen Einwohner gehörig auf Trab zu bringen, in dem sie gemeinsam mit ihnen eine alte heruntergekommene Scheune zu einem elisabethanischen Theater umbaut. Die Geschehnisse nehmen ihren Lauf, verselbständigen sich fast schon und sorgen fortan für die eine oder andere Katastrophe.


    Andreas Izquierdo hat es direkt auf den ersten Seiten schon geschafft, mich für seine Geschichte zu begeistern und einzufangen. Seine humoristische Note ist ein wesentlicher Bestandteil seines neuen Romans und zieht sich konsequent durch sämtliche Kapitel. Selbst dann, wenn die Thematik eigentlich etwas ernster, manchmal sogar traurig wird. Doch die von ihm gezeichneten Figuren erscheinen so lebensecht und real, dass man ihnen ihre diversen Schrulligkeiten, Eigenarten und eben auch den Humor absolut glaubhaft abnimmt.


    Phasenweise wurde mir die Handlung etwas zu langatmig. Ganz besonders dann, wenn die langwierige Bauphase zum gefühlt hundertsten Mal bis ins Detail geschildert wurde. Da wäre für meinen Geschmack etwas weniger, deutlich mehr gewesen.
    Diese kleineren Durststrecken wurden jedoch von den diversen Nebenschauplätzen ausgeglichen, die wesentlich interessanter zu verfolgen waren. Wobei man auch hier fast schon wieder das Gefühl bekam, der Autor habe es etwas zu gut gemeint, als er all die vielen unterschiedlichen Thematiken in seine Hauptstory einbaute. Von einer Kindheit ohne Vater über kriminelle Strukturen aus dem osteuropäischen Nachbarland bis hin zu Stasi-Vergangenheiten und ihre Auswirkungen in die Gegenwart, wurde ein weiter Bogen gespannt.


    Das große Grundthema, welches sich als roter Faden durch die diversen turbulenten Handlungen zog, sind die Problematiken des Zusammenlebens einer immer älter werdenden Dorfgemeinschaft.
    Das Miteinander der einzelnen Bewohner, im Guten wie im Bösen, wurde von Andreas Izquierdo meisterlich aufgezeigt. So entstand ein Dorf, dessen Bewohner man sich sehr lebhaft vor dem geistigen Auge vorstellen konnte. Aber ich war sehr froh, dass es sich hier nur um geschriebene und nicht gar gesprochene Worte gehandelt hat. Denn als Hörbuch wären mir die diversen Textpassagen in sächsischer Mundart dann doch - ich gebe es gerne zu - deutlich zu viel gewesen! Wobei, Shakespeare auf Sächsisch ist ja auch mal was ... wenn man es denn mag ;-)


    Mein Fazit:
    Dieser Roman kommt so farbenfroh und kunterbunt daher, er serviert seinen Lesern sowohl laute und launische Töne, aber eben auch die leisen und stillen, so dass man sich wirklich gut unterhalten fühlen kann. Von mir gibt es acht Eulenpunkte und eine deutliche Leseempfehlung. Ans Herz legen möchte ich dieses Buch all Jenen, die auf der Suche nach einem etwas anderen Leseerlebnis sind.

  • Vielen Dank, für die schöne Rezension. Ich bin gespannt, wie es mir gefällt (natürlich noch nicht angefangen :rolleyes)



    Aber vielleicht gibt es ja Interessenten für eine Leserunde? ich habe mal einen Beitrag bei private Leserunden eingestellt.


    motivierte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Dann drücke ich Dir die Daumen, dass es mit der Leserunde klappt. Ich habe gesehen, dass Du sogar beim Autor nachgefragt hast, ob er sich evtl an dieser beteiligen würde. Noch ein Grund mehr zu hoffen, dass sich möglichst viele Mitleser einfinden werden!


    Für mich war "Romeo & Romy" das erste Buch von Andreas Izquierdo und er hat mich mit diesem Roman wirklich sehr neugierig auf seine anderen Werke gemacht :-)

  • „Der Konjunktiv jedoch war das Glitzerpapier auf dem Geschenk namens Leben, und riss man es ab, um nachzusehen, was es für einen bereithielt, ahnte man, dass Gott den Wunschzettel mal wieder nicht hatte richtig entziffern können.“ S. 399


    Genau diese Chance auf die Einlösung ihres Wunschzettels ergreift die junge Romy, als sie in der Stadt gerade mit ihrem Traum, als Schauspielerin zu arbeiten, gescheitert ist, selbst in ihrem Job als Souffleuse. Sie kehrt zurück dahin, wo sie sich immer beschützt gefühlt hat, in ihr Dorf, das fast nur noch von den Alten bevölkert wird. Sie ist hier aufgewachsen, gerade ist hier ihre Großmutter gestorben. Gelegentlich ruft noch ihr ebenfalls gescheiterter Kollege Ben an.
    Im Ort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und Romy deckt ein seltsames Verhalten auf, zu dem eine bestimmte Art der Platzknappheit ihre schrullige Wahlfamilie veranlasst. Als sie in Erwägung zieht, zu bleiben, stößt sie jedoch nicht nur auf Gegenliebe "Lass uns hier, behalt uns im Herzen, genau wie wir dich immer im Herzen behalten. Aber du musst fortgehen." ..."die Zeit verbraucht nicht nur den Körper. Sie verbraucht auch den Geist. Für dich gibt es noch viel zu erleben, für uns nicht mehr." S. 79 Das Dorf ist wie so viele wortwörtlich am Aussterben.


    Dann hat sie sie, die Eingebung, die aller Leben umkrempeln soll:
    „Bau es!“ S. 107 Heraus kommt der aberwitzige Plan, ein elisabethanisches Theater aufzubauen und Romeo und Julia aufzuführen, mitten in der Provinz. Und entgegen allen Widrigkeiten. Die Erzählung ist leicht und lustig, zum Nachdenken anregend und melancholisch, traurig und fröhlich – und in jedem Falle anders, als ich selbst während der Lektüre noch erwartet hatte.


    Hier irgendetwas mehr zu schreiben, läuft Gefahr, zu viel zu verraten. Zu wenig zu schreiben hingegen könnte bedeuten, dass man diese herrlich verrückte Geschichte übersieht über die Liebe und Freundschaft, Verrat und Vertrauen, Aufgeben und Mut und den Tod und das Leben – ja, das ist viel und das störte auch einige Leser. Ich finde, dieses Buch hier „darf“ das, weil schon die Grundidee, ein ganzes Dorf, das sich verantwortlich fühlt, ein früh mutterloses Kind heranzuziehen zu einer jungen Frau und immer für sie dazu sein, gerne sein darf, nämlich einfach zu schön und viel zu selten.


    Und weil es ja schon etwas macht mit den Menschen, die so plötzlich so viel wagen und tun, fragt sich nicht nur Romy im Buch: „Wann wurde der eigene Traum zum Alptraum eines anderen?“ S.485 Ich war auch schon so weit, dem Autor dieses Gepäck, dass er ihr und uns da aufbürdet, übelzunehmen, wäre das nicht ganz einfach so leicht, so zart, so bittersüß geschrieben: „Vor Wochen noch war der Tod eine unumgängliche Gewissheit, traurig zwar, aber nicht tragisch. Jetzt jedoch hatten sie, ohne sich dessen gewahr zu werden, begonnen, sich gegen ihn zu wehren.“ S 226 Und man kann noch so sehr darüber nachdenken, was vielleicht mit der einen oder anderen Person im Buch bei einer anderen Ausgangslage passiert wäre, und hier zitiere ich meine wunderbare Oma, die Teil von meinem Dorf war – „wenn das Wörtchen wenn nicht wär….“.


    Das Buch bekommt von mir 9 Punkte

  • Titel: Romeo und Romy


    ISBN: 978-3-458-36141-1


    Kurzbeschreibung des Buches:
    Romy könnte eine große Schauspielerin sein, aber niemand sieht sie, denn sie ist nur die Souffleuse. Aber auch das nicht lange, denn nach einem harmlosen Flirt mit Hauptdarsteller Ben, dessen einzige schauspielerische Glanzleistung sein Auftritt als »Frischedoktor« in einem Waschmittelspot ist, wird sie gefeuert. Und Ben kurz nach ihr. Romy kehrt zurück in ihr winziges Dorf, um dort ihr Erbe anzutreten. Hier leben nur noch Alte. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, rasch das Zeitliche zu segnen, denn auf dem Friedhof sind nur noch zwei Plätze frei. Wer da zu spät kommt, muss auf den Friedhof ins Nachbardorf. Und da gibt es – wie jeder weiß – nur Idioten. Romy schmiedet einen tollkühnen Plan: Sie will mit den Alten ein elisabethanisches Theater bauen. Aus der gammeligen Scheune hinter ihrem Hof. Und mit ihnen Romeo und Julia auf die Bühne bringen. Sie haben kein Geld, keine Erfahrung, aber einen Star: Der »Frischedoktor« soll Regie führen! Ben ist begeistert: Regisseur! Das könnte unter Umständen der erste Job werden, den er nicht voll gegen die Wand fährt ... Bestsellerautor Andreas Izquierdo (Das Glücksbüro, Der Club der Traumtänzer) erzählt in seinem neuen Roman Romeo & Romy, wie ein Mauerblümchen seine Schüchternheit überwindet, gegen alle Widerstände seinem Traum folgt und damit nicht nur ein ganzes Dorf zu neuem Leben erweckt, sondern auch die große Liebe und eine Heimat findet.


    Angaben über den Autor:
    Andreas Izquierdo, geboren 1968, ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte u. a. den Roman König von Albanien (2007), der mit dem Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie den Roman Apocalypsia (2010), der den Lovelybooks-Leserpreis in Silber für das beste Buch 2010 erhielt und zum Buch des Jahres bei Vorab-lesen.de gewählt wurde. Zuletzt erschienen von ihm die Bestseller Das Glücksbüro (2013) und Der Club der Traumtänzer (2014).


    Eigene Meinung:
    In diesem Buch gibt es eine ganze Menge.
    Etwas zum Schmunzeln, etwas zum Nachdenken, ein wenig Herzschmerz, rührende Liebesbeziehungen bei Alt und Jung, etliche Tote, eine tragische Dreiecksbeziehung, Familiendramen, etwas Gesellschaftskritik, ein wenig deutsche Geschichte, ein Hauch Russenmafia, und ganz viel Theater.
    Überaus lustige Szenen wechseln sich mit todtraurigen ab. Meiner Meinung nach ein sehr schönes Buch das sich zwar ab und an etwas in die Länge zieht den Leser aber immer wieder einholt und fesselt.
    Von mir gibt’s gute 8 von 10 Punkte.

  • Romy träumt davon als Julia Capulet auf einer Bühne zu stehen. Aber leider ist sie nur die Souffleuse. Als ihre Oma stirbt und sie zeitgleich entlassen wird, fährt sie in ihr Heimatdorf im Erzgebirge um ihr Erbe anzutreten.


    Großzerlitsch ist voller verschrobener, aber auch unglaublich liebenswerter Menschen älteren Semesters.
    Leider gibt es auf dem örtlichen Friedhof nur noch zwei Plätze und die alten Herrschaften versuchen anscheinend mit allen möglichen, teilweise skurilen, Methoden einen dieser Plätze durch einen "Unfall" zu bekommen.
    Und da hat Romy eine Idee: Sie will die Scheune von Oma Lenes Hof in ein elisabethanisches Theater umbauen und dann Romeo&Julia aufführen.
    Nach anfänglichem Zögern nehmen die Dorfbewohner zusammen mit ihr diese Aufgabe in Angriff. Sie haben keine Ahnung, nicht genug Geld, aber ein gemeinsames Ziel. Und dann soll ausgerechnet Romys Kollege Ben aus ihrer Souffleusen-Zeit, der aus der Werbung bekannte "Frischedoktor", Regie führen!
    Nach diversen Hindernissen und Rückschlägen steht die Premiere an, doch dann droht doch noch alles zu scheitern....


    "Romeo und Romy" ist ein witzig geschriebener Roman über eine Gruppe Senioren, die wieder den Spaß am Leben entdecken. Die Dialoge sind unglaublich lustig und ich habe oft gelacht. Das war Kopfkino pur! Die Beschreibungen ihres Alltages, die Bewältigung der auftretenden Probleme sind einfach wunderbar erzählt. Innerhalb kürzester Zeit hat man die gesamten Großzerlitscher und ihre kleinen und größeren Macken ins Herz geschlossen.
    Eine Liebesgeschichte gibt es darin natürlich auch. Nein, zwei sogar. Ach was, das ganze Buch ist eine Liebesgeschichte!