ZitatOriginal von Tom
Nicht zuletzt durch die "sozialen" Netzwerke hat sich die Diskussionskultur geändert, aber auch und vor allem die Sichtweise auf das, was noch eine Nachricht ist und was nicht. Was früher im engen Kreis und zuweilen nur unter Drogeneinfluss geäußert wurde, schwappt einem heute im Sekundentakt vor die Füße, mit möglichst großer Streuung. Es wird über Halbwahrheiten, Gerüchte, Verschwörungstheorien und Mythen geschwatzt, und die - vorsichtig gesagt - sehr laienhafte Stellungnahme hat eine größere Wirkung als die faktisch untermauerte Sicht. Niemand regt sich mehr über Vorverurteilungen aus, weil die Mutmaßung interessanter ist als die dann doch etwas weniger spektakuläre "Expertenmeinung".
Was mich also anbetrifft: Ganz klares Nein. Ich verstehe das Bedürfnis, sich über das Weltgeschehen (im weitesten Sinne) auszutauschen, und ich verspüre es ja auch. Ich kann jedoch die Beleidigungs- und Mobbingkultur auf Stammtischniveau (der Stammtisch befindet sich metaphorisch in einer billigen Gardinenkneipe im Berliner Wedding) kaum noch ertragen, diesen äußerst emotionalen, die Konsequenzen völlig ignorierenden Chor der Ahnungslosen, die sich die Mäuler zerreißen, ohne viel Ahnung von der Sache zu haben.
Diskurs: Gerne, bitte, unbedingt. Das andere nicht.
(Ein)Verstanden.
Aber: Bietet nicht ein Stammtisch vielleicht auch die Gelegenheit, auf Leute, die zwar wenig Ahnung haben aber nicht bösartig sind, bei Themen, die einem wichtiger als der Drogenkonsum eines verstorbenen Musikers, das Liebesleben monegassischer Prinzessinnen oder die Selbstmordgründe von Mork Robin Williams sind, beispielsweise was die Flüchtlingsfrage oder Pegida angeht, positiv einzuwirken? Ohne arrogant oder besserwisserisch (im negativen Sinne) zu wirken? Einfach durch das Aufzeigen anderer möglicher Denkweisen?