Kleine Kaiser
Geschichten über Chinas Ein-Kind-Generation
Xinran
Übersetzt von Juliane Gräbener-Müller
Englischer Originaltitel: Buy me the sky.
The remarkable Truth of China’s One-Child-Generations
Hardcover, Droemer
384 S.
ISBN: 978-3-426-28148-2
Die Autorin (Verlagsangabe)
Xinran, 1958 in Beijing geboren, arbeitete jahrelang als Radiojournalistin. Ihre Sendung "Words on the Night Breeze" war in ganz China bekannt und berühmt. Auf der Grundlage dieser Sendung entstand ihr erstes Buch "Verborgene Stimmen. Chinesische Frauen erzählen ihr Schicksal." Der Titel war international ein großer Erfolg. Es folgten die ebenfalls erfolgreichen Romane "Himmelsbegräbnis", "Die namenlosen Töchter" und "Gerettete Worte. Reise zu Chinas verlorener Generation". In ihren zuletzt erschienenen Büchern "Wolkentöchter" und "Kleine Kaiser" portraitiert Xinran die Auswirkungen der Ein-Kind-Politik auf die Menschen in ihrem Land. Xinran verließ China 1997 und lebt seither mit ihrem Sohn und ihrem Mann in England.
Inhalt und meine Meinung
Neun einzelne Schicksale stellt uns die Autorin vor. Junge Menschen, die alle aus chinesischen Ein-Kind-Familien stammen. Diese Familien, die Eltern und auch die Großeltern, haben alles getan, um ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen, die bestmögliche Erziehung und Ausbildung an westlichen Universitäten.
Über manche Aspekte könnte man laut lachen, wenn es nicht so traurig wäre, dass ein Student, der im westlichen Ausland studieren will, nicht imstande ist, seinen Koffer auszupacken und eine Studentin in ihrem Leben noch nie eine Küche betreten hat. Traurig sind auch die Auswirkungen auf die jeweiligen Familien, die all ihre Zukunftshoffnungen in ihre Sprösslinge setzen und diese damit hoffnungslos überfordern und sie in einen unlösbaren Zwiespalt zwischen westlichem Leben und chinesischen Traditionen stürzen.
Gar nicht gefallen hat mir, dass die Autorin fast ausschließlich über die privilegierten Kinder der Oberklasse berichtet. Kinder von Partei-, Militär-, oder Wirtschaftskadern, die wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht kennen und ihren Kindern tatsächlich die beste Erziehung und Ausbildung an westlichen Universitäten und ein Leben in Luxus bieten können.
Es wird nur über einen einzigen Studenten berichtet, der aus einer Wanderarbeiterfamilie stammt, sich für sein Studium bei seiner Familie verschuldet hat und den die Verpflichtung, diese Schulden so schnell wie möglich zurückzuzahlen, sein Studium schnell erfolgreich abzuschließen und seinen Eltern ein guter Sohn zu sein, letztlich zerbricht.
Nur angedeutet werden die Auswirkungen der Ein-Kind-Politik auf die normalen Bürger, die keine finanziellen Rücklagen bilden konnten, deren Kinder auf der Suche nach Arbeit weit weg gezogen sind, und die heute ohne eigene Altersversorgung alleine vor sich hinvegetieren.
Im zehnten, letzten Kapitel wird auf diese allgemeineren Aspekte für die Gesamtgesellschaft eingegangen. Gerade das hätte mich sehr viel mehr interessiert, als die Schicksale von privilegierten Kindern der Eliten und ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin darüber sehr viel intensiver berichtet hätte.
Drei Anhänge informieren die Leserin über die chinesische Geburtenkontrollpolitik, das „Di Zi Gui“, eine klassische chinesische Erziehungsregel und die von der Autorin gegründete Hilfsorganisation „The Mother’s Bridge of Love“.
Insgesamt ein Buch zu einem sehr interessanten Thema, gerade im Hinblick auf den wachsenden Einfluss Chinas in der Welt, von dem ich mir breitere und ausgewogenere Informationen gewünscht hätte.