Es ist mir ein Rätsel, wie der Begriff "Jahr ohne Sommer" bisher an mir hat vorbei gehen können. Vermutlich weil ich mir darunter lediglich einen verregneten Sommer vorgestellt und es somit ausgeblendet habe.
Aber es geht in diesem Buch um weit mehr: um eine dreijährige, fast weltweite Klimaveränderung mit verheerenden Wetterextremen als Folge des Vulkanausbruchs des Tambora in Indonesien im Jahr 1815.
Wood legt dabei weniger Gewicht auf Vulkanologie und Klimatologie. Es geht ihm vor allem um die Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Mit großem Interesse bin ich dem Autor quer durch völlig unterschiedliche Sachgebiete und Weltregionen gefolgt. In neun Kapiteln beschreibt er neben den apokalyptischen Zuständen für die direkt betroffene Bevölkerung im Umkreis des Vulkans auch die nahezu weltweit spürbaren Folgen wie Hungersnöte, Pandemien, Auswanderungswellen, Wirtschaftskrisen, soziale Unruhen.
Er beleuchtet damalige wissenschaftliche Irrtümer, soziale, geschichtliche und politische Aspekte. Dabei sind mir Zusammenhänge klar geworden, die mir bis dahin völlig unbekannt waren. Er zeigt die große Abhängigkeit der Menschen vom Klima.
Neben all den dramatischen Folgen stellt der Autor auch positive Aspekte der Katastrophe dar. Sie hat neue Wissenschaftszweige und Erfindungen angestoßen, ihre Ausläufer sind bis in die Kunst und Literatur anzutreffen.
Die häufigen Zitate aus der Literatur geben zwar ein Stimmungsbild der Zeit wieder, waren mir dann aber doch des Guten zuviel.
Anfangs fiel mir gelegentlich eine etwas eigenartige Wortwahl auf, die mich aber im Verlauf des Buches immer weniger störte.
Fazit: Mir hat das Buch gefallen. Es war interessant, unterhaltsam, spannend, verständlich, und am Ende blieb ein Gefühl der Bereicherung zurück, aber auch großes Unbehagen darüber, was noch auf die Menschheit zukommen könnte.
ASIN/ISBN: 3806230153 |