Die längste Nacht - Isabel Abedi [14 - 17 Jahre]

  • Klappentext:


    Es sind nur ein paar Sätze in einem noch unveröffentlichten Manuskript, das Vita im Arbeitszimmer ihres Vaters findet – aber etwas an ihnen verzaubert und verstört die Siebzehnjährige gleichzeitig. Wenig später bricht sie mit ihren Freunden zu einer Fahrt quer durch Europa auf und stößt in Italien durch Zufall auf den Schauplatz des Manuskripts: Viagello, ein malerisches kleines Dorf. Der Ort strahlt für Vita eine merkwürdige Anziehungskraft aus, die noch stärker wird, als ihr der Seiltänzer Luca buchstäblich vor die Füße fällt. Auf den ersten Blick ist Luca für Vita etwas Besonderes, doch etwas an ihm und seiner Familie kann sie nicht fassen. Noch ahnt sie nicht, dass er sie auf eine Reise tief in ihre Erinnerungen führen wird, an deren Ende etwas steht, was einst in Viagello geschah – in jener längsten Nacht.


    Meine Meinung:


    „Die längste Nacht“ von Isabel Abedi ist mein erstes Buch der Autorin. Da ich bisher aber nur Gutes gehört habe, habe ich mich nun auch mal von diesem Buch überraschen lassen und ich muss sagen, dass das Fazit absolut positiv aufällt. Starke und vor allen Dingen glaubwürdige Charaktere treffen auf eine Lüge, die mehr als ein Leben zerstört hat.


    Wir bekommen diese emotionale Familiengeschichte aus Sicht der Protagonistin Vita erzählt. Da es auch hauptsächlich um sie und ihre Schwester geht, ist das auch die einzige Perspektive, die Sinn macht, denn so sind wir immer direkt am Geschehen dran und erhalten einen direkten Einblick in Vitas Gefühlsleben. Zwischendurch wird die Geschichte durch Einschübe des Autors des in der Inhaltangabe erwähnten Manuskriptes aufgelockert und die Spannung zusätzlich angefacht. Der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen, weil die Emotionen der Charaktere sehr gut transportiert wurden. Ich konnte stats nachvollziehen, was sie gerade fühlen. Auch die bildhaften Beschreibungen der Umgebung haben mir mehr als gut gefallen. Hier verdient die Autorin einen dicken Pluspunkt.


    Die Protagonistin Vita kann man wohl als starke Persönlichkeit beschreiben. Ihre Intuition treibt sie voran und sie wird nicht müde, für ihre Überzeugung zu kämpfen – auch wenn es manchmal unangenehm wird. Einen so authentischen Charaktere habe ich schon lange nicht mehr erlebt, denn jede Handlung und jede Regung waren für mich absolut nachvollziehbar. Ich konnte ihre Zerrissenheit praktisch spüren und habe von der ersten Seite an mit ihr mitgefiebert. Sie ist diese Art Person, die einem direkt sympathisch ist und für die man jederzeit Partei ergreifen würde. Mit Luca hat die Autorin das perfekte Gegenstück zu Vita erschaffen. Sie geben sich Halt, gleichen ihre Schwächen aus und treiben sich gegenseitig zu neuen Höchstleistungen an.


    Auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen, denn jeder spielte seine Rolle einfach perfekt. Besonders die Beziehung zwischen Vita und ihren Eltern ist interessant. Was zunächst oberflächlich wirkt, entpuppt sich zum Schluss als konkret durchdachtes Familiendrama und viel mehr als eine zwischenmenschliche Mauer zwischen Tochter und Erziehungsberechtigten.


    Das Geheimnis und die Lüge aus der Vergangenheit ziehen sich natürlich durch die ganze Geschichte und erzeugen so eine unglaubliche Spannung, weil man unbedingt wissen möchte, was tatsächlich vor 13 Jahren passiert ist. Dabei versteht sich Frau Abedi darauf, erst ganz zum Schluss mit der Sprache rauszurücken und zwischendurch sogar noch ein paar zusätzliche Wendungen einzubauen. Auch die Zwischeneinschübe des Autors Sol Shepards sind spannend gestaltet und extra kryptisch verfasst, damit der Leser selbst mitdenken muss.


    Die Liebesgeschichte zwischen Vita und Luca hält sich dezent im Hintergrund, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht gefühlvoll wäre. Vielmehr dominiert sie die Geschichte einfach nicht, weil die Vergangenheit im Vordergrund steht. Das ist definitiv positiv anzumerken.


    Für mich ein unglaublich spannendes, emotionales und vor allen Dingen toll geschriebenes Jugendbuch, das ich auf jeden Fall empfehlen kann. Wer auf dunkle Familiengeheimnisse steht und sich darüber hinaus in ein kleines beschauliches Örtchen ins sonnige Italien entführen lassen möchte, liegt mit dieser Story genau richitg!


    Bewertung: 10 Eulenpunkte

  • Das Abitur liegt endlich hinter Vita und sie brennt darauf, gemeinsam mit ihren Freunden Trixie und Danilo gen Süden zu reisen - nur weg von zu Hause. Die Atmosphäre hier ist sehr unterkühlt und je weiter die drei Freunde kommen, um so freier kann Vita atmen.


    Doch dann verschlägt es die drei nach Viagello, den Ort, von dem Vita heimlich in einem unveröffentlichten Manuskript gelesen hat, dass ihrem Vater zugeschickt worden ist und, das ihn so sehr aufgewühlt hat. Dieser Ort strahlt eine magische Anziehungskraft auf Vita aus. Das gilt auch für den Seiltänzer Luca, dessen Bekanntschaft sie macht. Sie ahnt nicht, was Viagello tatsächlich für sie bedeutet bis die Erinnerungen sich nach und nach ihren Weg bahnen...


    Meine Meinung:


    Also eigentlich wollte ich das Buch gar nicht lesen. Nicht, dass ich die Autorin nicht mag, im Gegenteil, ich fand die Leseprobe sehr fesselnd geschrieben, aber die Geschichte klang sehr traurig und melancholisch und ich bin leider jemand, der bei solchen Büchern dann meist ein ganze Packung Taschentücher verbraucht.


    Dann habe ich mich doch auf das Buch eingelassen und konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen. Gleich zu Beginn der Geschichte verstreut die Autorin ihre Brotkrumen und macht mich neugierig auf das, was damals in Italien geschehen ist. Man bekommt zwar eine leichte Ahnung, aber das tatsächlich Geschehene weicht dann doch noch mal ordentlich von dem ab, was ich mir vorgestellt habe.


    Schneller als gedacht liegen die Karten hinsichtlich der Identitäten der Charaktere auf dem Tisch und ich war schon fast enttäuscht, weil ich dachte, dass alles Wichtige bereits erzählt worden ist. Doch dann ging es erst so richtig los. Die Spannung stieg und ich merkte, wie ich immer mehr der Lösung des Rätsels entgegenfieberte.


    Die Charaktere selbst fand ich dabei überaus gelungen. Sie alle zeichneten sich durch ganz spezifische Eigenschaften aus und handelten die ganze Zeit sehr authentisch; nicht einmal habe ich irgendetwas von dem, was sie taten, hinterfragt. Auch die Beschreibungen Viagellos waren sehr detailliert, so dass man den Eindruck gewinnen konnte, man sei tatsächlich gemeinsam mit Vita und ihren Freunden dort.


    Das Ende fand ich sehr gelungen und war dann auch tatsächlich für mich tränenreich, aber dennoch überaus gelungen und das war auch okay so, denn Isabel Abedi hat es einfach geschafft, mich mit ihren Zeilen zu berühren und genau so etwas macht schließlich ein gutes Buch aus.


    Fazit:


    "Die längste Nacht" von Isabel Abedi ist ein Jugendroman, der mich sehr berührt hat. Auf sehr einfühlsame Weise beschreibt die Autorin den Weg einer jungen Frau in ihre Zukunft, die jedoch zunächst die ihr bislang unbekannte Vergangenheit aufarbeiten und Hindernisse aus dem Weg räumen muss. Gerne habe ich Vita auf diesem Weg begleitet und gemeinsam mit ihr der Wahrheit entgegengefiebert.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend