Lübbe Verlag 2016, 460 Seiten
Über den Inhalt:
In Amerika verschwindet eine Gruppe von Schönheitsköniginnen und taucht durch Operationen entstellt wieder auf. In Leipzig sprengen Unbekannte das Alte Rathaus, und in Mailand wird ein Da-Vinci-Wandgemälde zerstört. Gleichzeitig verbreitet sich auf der ganzen Welt ein Computervirus, das Fotodateien systematisch verändert. Wie hängen diese Ereignisse zusammen? Die Frage muss sich die Bostoner Wissenschaftlerin Helen Morgan stellen, als ihre Tochter entführt wird und die Spur nach Europa führt - hinein in ein Komplott, das in der Schaffung des berühmten Mona-Lisa-Gemäldes vor 500 Jahren seinen Anfang zu haben scheint...
Über den Autor:
Tibor Rode, 1974 in Hamburg geboren, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete als Journalist. Heute ist er als Anwalt für Wirtschafts- und IT-Recht tätig und Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg. Tibor Rode lebt mit Familie und Hund in Schleswig-Holstein. Das Mona-Lisa-Virus ist sein dritter Roman.
Meine Meinung:
Was haben ein beurlaubter FBI-Ermittler, eine Neurologin auf der Suche nach ihrer Tochter, ein alter Milliardär, ein sich schnell ausbreitender Computervirus und das Bienensterben in Brasilien mit Leonardo da Vinci und der Mona Lisa zu tun? Wie passen die Kapitel aus dem Tagebuch eines um 1500 in Florenz lebenden Mathematikers und Freundes Leonardos, zudem Verfasser einer Abhandlung über den Goldenen Schnitt“, in die Geschichte?
Viele Handlungsstränge, Schauplätze und Personen erfordern Konzentration und machen es ratsam, das Buch nicht mit allzu viel Pausen zwischendurch zu lesen. Am besten an einem Stück, es eignet sich gut als Urlaubslektüre.
Neben den üblichen Stilmitteln, mit denen Spannung erzeugt wird, wie kurze Kapitel, häufiger Szenenwechsel, Cliffhanger am Kapitelende, versteht es der Autor vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, wenn die Handlungsfäden langsam miteinander verknüpft werden, die Spannung hochzufahren. Bis dahin allerdings, bis mir klar wurde, worauf die Story hinausläuft, habe ich einige Passagen eher ungeduldig überflogen. Wie alle Handlungsstränge auf einen großen Showdown hinauslaufen, das ist spannend gemacht. Das Ende bietet eine Zusammenfassung der Ereignisse, hier kann man abhaken, ob man auch alles richtig verstanden hat und die Auflösung ist schlüssig und zeigt, wie sauber die ganze Geschichte durchdacht ist.
Da es sich hier um einen einzelnen Roman handelt, bei dem ich mir auch keine Fortsetzung vorstellen kann, sind die Charaktere nur soweit ausgearbeitet, wie es die Geschichte erfordert. Einige sind klar durchgezeichnet, andere bleiben blass und konturenlos.
Einige Male habe ich während des Lesens gegoogelt und finde es recht bemerkenswert, welch phantasievolle Geschichte Tibor Rode aus einer 2011 von einem italienischen Kunsthistoriker aufgegriffenen ( bereits Mitte des 16. Jahrhunderts vom Biographen italienischer Künstler Giorgio Vasari aufgestellten) Theorie gemacht hat. Allerdings tut es mir in der Seele weh, wenn in einem Buch unersetzbare Kulturgüter verschandelt oder vernichtet werden, noch dazu, wenn es mit so leichter Hand geschieht wie hier. Es mag daran liegen, dass ich an einem Kunstgeschichtlichen Institut arbeite. Die Andeutungen, dass nicht alles verloren ist, kamen mir da ganz gelegen.
Insgesamt war mir die Geschichte doch zu abgedreht, mit einem abartigen, aber genialen Täter. Wer so etwas gerne liest, kommt hier auf seine Kosten.
Und zum Schluss noch eine kritische Anmerkung: es ist gewiss Ansichtssache, aber es hat mir nicht gefallen, dass so jemand wie das Unversalgenie Leonardo da Vinci in einem derartigen Licht dargestellt wird wie hier.