Die Autorin (Quelle: Amazon)
Yoko Ogawa gilt als eine der wichtigsten japanischen Autorinnen ihrer Generation. Für ihr umfangreiches Werk wurde sie mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Tanizaki-Jun’ichiro-Preis. Für ihren Roman 'Das Geheimnis der Eulerschen Formel' erhielt sie den begehrten Yomiuri-Preis. Bei Liebeskind erschienen u.a. die Romane 'Hotel Iris', 'Das Museum der Stille' und 'Schwimmen mit Elefanten'. Yoko Ogawa lebt mit ihrer Familie in der Präfektur Hyogo.
Das Buch (Quelle: Amazon)
Eine junge Frau mit einer rätselhaften Ohrenkrankheit lernt einen Stenographen kennen. Die beiden kommen sich näher, und er berichtet ihr von der dunklen Vergangenheit des Hauses, in dem sie sich getroffen haben. Es gehörte einer Fürstenfamilie, deren kleiner Sohn einst vom Balkon stürzte. Jahrelang lag das Kind schwerverletzt in einem der Zimmer, in das der Fürst unzählige Blumen pflanzen ließ, da der Duft der Blüten das Leid des Jungen linderte. Auch die Frau meint den Duft des längst verblühten Jasmins wahrzunehmen. Sie bittet den Stenographen, fortan ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, wobei das Reden mit ihm ihre kranken Ohren zu heilen scheint. Mit seiner Hilfe vermag sie, ihre Erinnerungen zu entwirren. Doch schon bald erkennt sie, dass sie ihn zu verlieren droht …
Meinung
Das Buch ist magischer, aber auch verwirrender als „Der Herr der kleinen Vögel“ und „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“. Die Protagonistin reist zurück in die Welt der Erinnerungen, um ihre Ohrenkrankheit zu heilen. Dabei helfen ihr die Finger eines Stenographen, von dem Leser nur erfährt, dass sie ihn „Y“ nennt.
Seltsamer Stoff, aus dem Yoko Ogawa eine Geschichte entwickelt, die dennoch funktioniert, denn man wundert sich, dass man das Buch nicht an die Wand klatscht.
Bis auf den kleinen Hiro bleiben die Figuren seltsam farblos. Auch die Hauptperson wirkt äußerst passiv: Sie hat keine Kinder und nie gearbeitet. Desinteressiert verfolgt sie ihre Jobsuche, obwohl ihr Ehemann und Versorger sie gerade verlassen hat, was sie aber nicht besonders bekümmert. Und nun steht ihr „Y“ sklavisch zur Verfügung. So stellt man sich eine verwöhnte Adelige des 18. Jahrhunderts vor, aber nicht unbedingt eine Japanerin im Hier & Jetzt.
Bisher das schwächste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe, gleichwohl gut genug, um weitere zu lesen.