"Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafon

  • Bei so vielen Rezensionen wurde das Wichtigste schon gesagt, daher fasse ich mich ganz kurz:
    Ruiz Zafón hat (wie ich finde) eine sehr lockere Art zu schreiben; auch wenn ich häufiger gehört habe, das Buch sei "kompliziert", fand ich es eher einfach und schnell zu lesen. Der teilweise etwas hintergründige Humor hat mich häufig zum Schmunzeln gebracht, besonders Fermín gibt viele lustige, aber dennoch wahre Weisheiten von sich.
    Wie viele Eulen vor mir muss ich leider auch kritisieren, dass die Bedeutung einiger Handlungsstränge oder Personen unklar bleibt. Ich habe dann einfach versucht, die Stellen als schmückendes Beiwerk zu sehen. ;-) Und wie ebenfalls schon erwähnt, hätte man Nurias "Bericht" eleganter lösen können.


    Was mir auffiel: "Der Schatten des Windes" weist viele Parallelen zu Walter Moers' "Die Stadt der träumenden Bücher" auf, zumindest fühlte ich mich oft daran erinnert. Hier gibt es den "Friedhof der Vergessenen Bücher", bei Moers den "Friedhof der Vergessenen Dichter". Okay, kann passieren, vergessen kann man viel. :lache Trotzdem: in beiden Romanen gibt es eine Art "Bücherlabyrinth", und die Protagonisten beider Werke sind auf der Suche nach einem geheimnisvollen Autor, der in irgendeiner Weise entstellt ist... um nur die offensichtlichsten Gemeinsamkeiten zu nennen.
    Aber vielleicht ist das ja auch ein offenes Geheimnis, und ich Blitzmerker bekomme es jetzt erst mit. :grin

  • Inhalt (mit eigenen Worten)


    Barcelona, 1945. Als kleiner Junge wird Daniel eines Tages von seinem Vater zum geheimen Friedhof der vergessenen Bücher mitgenommen, wo er sich ein Buch aussuchen darf. Er wählt "Der Schatten des Windes" von dem kaum bekannten Schriftsteller Julián Carax, über den Daniel versucht, mehr herauszufinden, und schließlich immer tiefer in ein Labyrinth aus Geheimnissen und Intrigen eindringt. Die Grenzen zu der Geschichte im Buch und seinem eigenen Leben scheinen zu verschwimmen...



    Meine Meinung


    "Der Schatten des Windes" erzählt die Geschichte eines Jungen, dessen Leben von der Suche nach Informationen um die Existenz einer völlig fremden Person beherrscht wird und dabei selbst ein Teil dessen wird.
    Daniel, der Ich-Erzähler, ist sympathisch, wenn auch etwas weinerlich, und spielt nicht die typische Heldenfigur, ist oft hilflos und kindlich. Er wird im Laufe der Geschichte erwachsen(er) und sammelt eine Menge neuer Erfahrungen, vor allem aber auch Wissen über den vermeintlich toten Autor Julián Carax, für den er fast so etwas wie Besessenheit entwickelt.
    Das Barcelona der Nachkriegszeit wird als sehr brutal und teilweise etwas ungemütlich beschrieben, es wird nichts verschönigt.
    Von allen Nebenfiguren im Buch hat mir Daniels werdender bester Freund Fermín am besten gefallen, weil er so lebendig, direkt und lustig wirkt, einfach liebenswürdig, vor allem seine Ausdrucksweise.
    Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn es manchmal etwas langatmig erzählt wurde, Zafón versteht es, Spannung an den richtigen Stellen zu setzen.
    Nur mit einer Sache kam ich persönlich leider nicht so klar und das waren die Namen von verschiedenen Nebenpersonen und Schauplätzen, die es größtenteils auch in der Realität zu geben scheint. Ich bin einfach durcheinander gekommen, weil ich mit spanischen Namen nicht so vertraut bin.
    "Der Schatten des Windes" soll der Auftakt einer Tetralogie sein und ich bin verwirrt, wie das angehen kann, da diese Geschichte für mich komplett in sich geschlossen zu sein scheint. Alle Fragen werden beantwortet, alle Hintergrundgeschichten erzählt und auch das Ende ist überhaupt nicht offen. Ich bin gespannt, denn die Folgebänder werde ich auf jeden Fall lesen.


    Alles in allem fand ich den Roman klasse, sehr spannend und gut durchdacht, auf jeden Fall empfehlenswert!

  • Ich war schon oft (beruflich) in Barcelona und mag diese Stadt sehr. Ich fühle mich durch dieses Buch in die gemütlichen Gassen seitlich der Rambla versetzt und finde auch die Sprache wunderschön.
    Ich wüsste nicht auf welchem Platz genau (das weiß ich bei keinem dieser Bücher), aber dieses Buch ist auf jeden Fall in meiner ewigen-persönlichen-Top 10 zu finden.

  • Das Buch einmal angefangen konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, war begeistert von der Schreibweise des Autors.


    Eine fesselnde Geschichte über ein Buch der Bücher und eine tragische Liebesgeschichte - Wunderbar !

    Wenn man die Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es umsonst,
    sie anderswo zu suchen.


    FRANCOIS DE LA ROCHEFOUCAULD

  • Ich hab das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen und vorhin fertig gelesen. Zum Inhalt werd ich nicht mehr viel sagen, hier wurde ja schon viel über das Buch geschrieben.


    Den Anfang fand ich sehr interessant, dann wurde es zwischendurch etwas langatmig, aber dafür wurde es dann umso spannender. :-]


    Das Ende war vielleicht eine Spur zu dramatisch, aber ich fand es sehr faszinierend, wie sich am Ende alle Puzzleteile zu einem Bild zusammengesetzt haben.


    Eine etwas verworrene, aber bewegende und spannende Geschichte!


    Was die blinde Clara allerdings in der Story zu suchen hatte, hat sich mir auch nicht so ganz erschlossen. Fermín dagegen fand ich dagegen eine super gelungene Figur, die etwas Humor in die sonst so düstere Handlung gebracht hat.


    Von mir gibts 9 von 10 Punkten. :-]

  • Autor: Carlos Ruiz Zafon
    Titel: „Der Schatten des Windes“


    ISBN-10: 3596196159
    ISBN-13 : 978-3596196159


    Inhalt
    Der zehnjährige Daniel Sempere wird von seinem Vater eines Tages zu einem geheimen Ort mitgenommen. Dem Friedhof der vergessenen Bücher. Staunend nimmt Daniel die Eindrücke dieses Ortes in sich auf. Und darf sich am Ende ein Buch aus all den hinterlassenen auswählen. Seine Wahl fällt auf das Buch „Der Schatten des Windes“ geschrieben von dem unbekannten Autor Julian Carax. Noch in der selben Nacht beginnt Daniel in dem Buch zu lesen. Er ist von der Geschichte gebannt und beschließt, alle weiteren Werke dieses Autors ausfindig zu machen. Doch dieses Unterfangen stellt sich als schwieriger heraus als zunächst angenommen. Denn von einem mit seinem Vater befreundeten Buchhändler erfährt Daniel, dass ein Fremder umgeht, der sämtliche Werke Carax aufkauft um sie zu verbrennen. Auch Daniel begegnet diesem Fremden eines Nachts. Doch er weigert sich standhaft sein Exemplar herzugeben.
    Daniel wächst zu einem jungen Mann heran, doch die Suche nach dem Autor hinter dem Buch, nach dessen Verbleib oder weiteren Werken lassen ihn nie wirklich los. Mit Hilfe seines Freundes Fermin stellt er Nachforschungen an. Und trifft dabei auf eine scheinbar unentwirrbare Geschichte aus Liebe, Macht, Gier und Verzweiflung , die nicht nur sein eigenes Leben für immer verändern wird.


    Über den Autor
    Barcelona hat ihn geprägt, zum Schreiben animiert und inspiriert. Das in 30 Sprachen übersetzte Werk des Spaniers Carlos Ruiz Zafón (geboren 1964), insbesondere seine Bestseller "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels", sind von seiner Geburtsstadt nicht zu trennen. Zafón ist ein glänzender Erzähler. Seine Bücher, aufwendig und genau recherchiert, erreichen ihren Reiz durch den Wechsel von Spannung und Fantasie, durch die Neugier auf die Figuren, ihr Leben, Lieben und Scheitern. Es sind grandiose Gestalten - Helden und Schurken, Glücksritter und Pechvögel. Der Autor lebt in Los Angeles als Werbetexter, Drehbuchautor, Journalist und Romancier. Weitere bekannte Bücher sind "Der dunkle Wächter" und "Der Fürst des Nebels".


    Meine Meinung
    Was für ein grandioses, wunderbares Buch! Bereits die ersten Seiten haben mich völlig gepackt und nicht mehr losgelassen. Zafon hat seine Charaktere sehr eindrucksvoll beschrieben, angefangen bei dem jungen Daniel bis hin zum Bösewicht Fumero. Als eine Art Liebling entpuppte sich für mich der gute Fermin Romero de Torres, mit seinen zotigen Sprüchen und unkonventionellen Lebensweisheiten ist er nicht nur Daniel ein guter Begleiter. Mehr als einmal musste ich von Herzen über ihn lachen. Selbst die Entwicklung Fumeros war so interessant zu lesen, wie ich es selten erlebt habe. Dazu kommt die passende Kulisse in einem Barcelona, welches noch deutlich von durch den Krieg gezeichneten Menschen geprägt ist – schaurig und schön zugleich.


    Bewertung
    Gar keine Frage – es kommen für mich nur 10 Punkte in Betracht. Oder mindestens 15, wenn ich sie denn vergeben dürfte :-)

  • Was für ein packendes Buch, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen konnte!


    Sehr schön fand ich die Art, wie dieses Buch geschrieben ist. Jede Person, die Daniel Sempere aufsucht, wird durch eine eigene Geschichte vorgestellt, die wiederum mit der Hauptgeschichte verknüpft ist, man weiß zuerst nur nicht so ganz wie.
    Um so spannender ist es dann, wenn die Geschichten beginnen, ein zusammenhängendes Bild abzugeben und man langsam hinter das Geheimnis dieses Buches kommt


    Die Charaktere haben auch mich sehr beeindruckt, jeder ist auf seine Weise für die Handlung wichtig.


    Ach, ich mach's kurz: Pageturner! 10 Punkte!


    (Ich habe die Ausgabe des Suhrkamp Verlages gelesen, dafür aber keine vernünftige ISBN-Nummer gefunden, daher sieht mein Cover etwas anders aus, aber das ist bei dem Inhalt schon fast egal ;-))


    :lesend

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lily_Bart ()

  • Ich habe schon weit bessere und literarisch wertvollere Bücher gelesen, aber der Schatten des Windes hat schon etwas. Der Aufbau des Romans ist recht kunstvoll, die Sprache meist sehr schön - kleinere Mängel sind vielleicht auf die Übersetzung zurückzuführen.


    Die Charaktere waren mir ein wenig zu flach, zu klischeehaft, und ich fand sie meist austauschbar. Bei Dialogen war es wirklich notwendig, die sprechende Person zu bezeichnen, denn kaum jemand hatte wirklich eine individuelle, unverwechselbare Persönlichkeit.
    Auch die Atmosphäre der einzigartigen Stadt Barcelona kam viel zu wenig rüber. Das Buch hätte eigentlich auch in jeder anderen Stadt spielen können.


    Sehr gut hingegen fand ich die Wechsel in der Erzählperspektive. Es hat dem Roman gut getan, dass Daniel Sempere aus der Rolle des allwissenden Erzählers ab und zu herausgenommen wurde. Dadurch konnten sich schöne und manchmal sogar überraschende Wendungen ergeben. Das meist sehr ruhige Erzähltempo empfand ich als besonders angenehm.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde