Der Autor: Der australische Schriftsteller Garry Disher wurde vor allem durch seine Kriminalromane bekannt, neben seinen Thrillern um den Berufsverbrecher Wyatt (Ein "Verwandter" von Richard Starks "Parker) ist es vor allem Detective Inspector Hal Challis, der Dishers Ruhm begründet.
Er schrieb des weiteren Sachbücher zur Geschichte Australiens, sowie einen Schreibratgeber und Kinderbücher.
Garry Disher wurde für sein Werk mehrfach mit namhaften Preisen ausgezeichnet.
Das Buch: Vor allem wegen seiner umstrittenen Rolle in einem Korruptionsskandal innerhalb der Polizei wird Constable Paul Hirschhausen - kurz Hirsch genannt - ins Nirgendwo der Australischen Provinz verbannt. Dort ist er nicht nur "Der Neue" in einer stetig gewachsenen Gesellschaft, welche schon seit Generationen verbunden ist, er gilt auch als Verräter, als "Ratte".
Als ein junges Mädchen an einer einsamen Landstraße tot aufgefunden wird soll Hirsch den scheinbar klaren Fall - ein Unfall mit Fahrerflucht - untersuchen.
Seine Versuche einige Ungereimtheiten zu klären werden von seinem Vorgesetzten abgewiegelt, und auch die von ihm befragten Zeugen scheinen einiges zu verbergen.
Dann gibt es einen weiteren Todesfall, und wieder scheint der Tathergang keine Fragen offen zu lassen.
Doch gegen alle Widerstände ermittelt Hirsch weiter, und er findet heraus, das in dieser Gegend nicht nur Straßen, sondern ganze Ortschaften aus Dreck gebaut sind....
Meine Rezension: Garry Disher wartet hierzulande noch auf seinen großen Durchbruch, der ihm mit diesem Werk durchaus gelingen könnte, zeigt dieses nicht nur einen großartigen Schriftsteller in der Nähe eines James Lee Burke, sondern gleichzeitig als kongenialen Chronisten des Australischen Hinterlandes.
Nun, Kleinstädte unter deren Oberfläche sich viele Schichten Schmutzes finden lassen gab es unzählige in der Kriminalliteratur, von Thompsons "180 Schwarze Seelen" über einige Werke Daniel Woodrells, William Days und Joe Lansdale - um nur diejenigen zu nennen deren Werke ich hier in meinem unmittelbaren Blickfeld habe.
Was Dishers Roman von vielen der oben genannten unterscheidet ist die Tatsache, das er - ähnlich dem ober erwähnten Burke - die Krimihandlung als Teil der Gesamtgeschichte der Gegend behandelt und sich nicht allein auf die Auflösung konzentriert.
Er verwendet viel Zeit und viele Seiten darauf zum Beispiel die Personen und ihre Verbindung untereinander und dem Land, das sie bewohnen zu schildern, so das wir als Leser ein recht genaues und umfassendes Bild des Hintergrunds der Geschichte erhalten.
Auch muß Hirsch neben seinen Ermittlungen noch die üblichen Arbeiten eines Constable verrichten, er muß verschwundene Schafe und gestohlene Rasenmäher suchen, eine Sportveranstaltung schützen und so weiter. Der eigentliche Kriminalfall ist hier nur Teil seiner Polizeiarbeit, auch wenn er die verschiedenen Spuren gegen den Willen seines Vorgesetzten - und eines Teiles der Bevölkerung - verfolgt.
Aufgrund seiner Rolle bei der Aufklärung eines Korruptionsfalles gilt Hirsch nicht nur bei seinen Kollegen als Verräter und Nestbeschmutzer, auch aus der Bevölkerung schlägt ihm unverhohlenes Mißtrauen und Ablehnung entgegen. Er erträgt dieses mit stoischem Gleichmut.
Er ist nicht etwa abgestumpft oder gleichgültig, er hat einfach - wie einige seiner Literarischen Brüder und Schwestern - einen moralischen Kompass, dessen Richtungsanzeige ihm wichtiger ist als die Strömung des ihn umgebenden Wassers.
Dabei macht ihn Disher nie zum oberschlauen Superhelden, Hirsch ist einfach ein guter Polizist, der seine Arbeit tut. Dabei haben seine vergangenen Erfahrungen sicherlich zu seiner defensiven Trotzhaltung gegenüber seinem Vorgesetzten und seinen Kollegen geführt.
Natürlich kann man Disher hier vorwerfen an der Landbevölkerung kein gutes Haar zu lassen. Allesamt sind sie entweder verkommene Perverslinge, tumbe Schläger oder einfach zu blöd, vor dem Pinkeln die Hose zu öffnen. Auch die Tatsache das der Handlungshintergrund - oben sprach ich dieses bereits an - nun wirklich alles andere als neu ist mag man ihm negativ ankreiden.
Auch wenn diese Vorwürfe sicherlich nicht ganz unberechtigt sind muß man jedoch folgendes bedenken:
Dieser Hintergrund - wie der gesamte Roman - funktioniert einfach. In den Händen eines minderen Autoren würden diese Vorwürfe sicherlich zutreffen, ein Schriftsteller wie Disher allerdings entkommt diesen Klischees durch die hohe Qualität seiner Arbeit. Und durch die Tatsache das er auch Nebenfiguren durchaus differenziert darstellt entgeht er auch dem Vorwurf, eine Gruppe von Menschen durch eine nicht zulässige Verallgemeinerung zu diffamieren.
Ich bekam dieses Buch auf der Buchmesse am Unions-Stand als Lese-Exemplar geschenkt - dafür meinen allerherzlichsten Dank!
Der Autor dank außerdem Lester Young und Ben Webster für die musikalische Begleitung beim Schreiben dieser Rezension.