Macht - Karen Duve - Buch und Hörbuch

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    Original von Lumos


    Damit hab ich jetzt kein Problem, eher schon, dass sie ihre Anliegen zu agressiv vorträg. Nämlich, dass die Menschen durch ihren Egoismus, ihre Selbstüberschätzung und Ausbeutung der Umwelt sich selbst die Lebensgrundlage entziehen und vor dem Abgrund stehen. Nach ihrer Ansicht, ist dieser Weg kaum noch umkehrbar, sprich wir gehen dem unausweichlichen Ende der Menschheit entgegen. Und das nicht irgendwann in ferner Zukunft.
    Wer will diesen Fakten schon ins Auge sehen, verstörend wie sie sind.


    Wenn ich nicht "Anständig essen" von Frau Duve gelesen hätte, dann hätte ich ihr das nicht abgekauft. Diese Roman "Macht" ist voll von aggressiv vorgetragenem Anliegen, da gebe ich dir vollkommen Recht. Nur dass man mit dieser Art niemand mehr überzeugt. Man kann dem Leser schon zutrauen, dass er seine Schlüsse selbst zieht, im besten Fall die richtigen. Die Autorin traut uns das nicht zu, habe ich jedenfalls so empfunden. Sie stößt uns mit der Nase rein. Und das hat für mich nicht unbedingt nur mit dem Aufzeigen der harten, nackten Realität zu tun.


    Im Übrigen halte ich das Buch nicht für ein Männer feindliches Buch. Ich hatte beim lesen eher das Gefühl, dass man die Geschlechter, gerade auch im der ausweglosen Situation im Keller, hätte austauschen können. Aber das ist mein Eindruck.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Ich glaube auch nicht, dass es Frau Duve wirklich um die Geschichte als solche ging. Dafür ist sie dann auch zu lieblos ausgearbeitet und zu Ende geführt, wie du schon schreibst.


    Eher um eine Verpackung für ihre eigentlichen Anliegen. Eine Verpackung, die eventuell mehr Leser anlocken könnte als ihre Schrift Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen.
    Da geht es völlig unverblümt nur um Fakten, die sie den Lesern um die Ohren haut. In etwa die gleichen Fakten, die hier als Roman "getarnt" vermittelt werden.


    Manches deckt sich mit der Antwort, die ich auf deinen anderen Beitrag gegeben habe. Ich sehr, wir verstehen uns. :kiss


    Das von die genannte Buch habe ich nicht gelesen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es möchte. Die Art, mit der die Autorin ihre Ansichten zu mir als Leser bringt, ist mir einfach zu aggressiv. Denken möchte ich schon noch selber, auch wenn ich ihr in vielem Recht gebe.

  • Zitat

    Im Übrigen halte ich das Buch nicht für ein Männer feindliches Buch. Ich hatte beim lesen eher das Gefühl, dass man die Geschlechter, gerade auch im der ausweglosen Situation im Keller, hätte austauschen können. Aber das ist mein Eindruck.


    Ich finde auch, dass beide Geschlechter ihr Fett abkriegen. Seine Frau ist zwar in einer bemitleidenswerten Situation, zeigt aber auch üble Seiten und reichlich Agression. Wenn ich so drüber nachdenke habe ich den Eindruck, dass Frau Duve der Meinung ist, dass ein Aussterben der Menschheit für die Erde nur von Vorteil sein kann - und mal ganz ehrlich, wäre es das nicht auch ;-)?


    Und ja, ich glaube auch, dass sie sich mit dieser Art ihr Anliegen zu vermitteln keinen Gefallen tut.
    In Anständig essen hat sie das sehr viel subtiler und unaufdringlicher getan.

  • Zitat

    Original von Lumos



    Und ja, ich glaube auch, dass sie sich mit dieser Art ihr Anliegen zu vermitteln keinen Gefallen tut.
    In Anständig essen hat sie das sehr viel subtiler und unaufdringlicher getan.


    Ich denke, dass hat sie ganz bewusst so gemacht.
    Könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen.


    Und mit "Anständig essen" vergleiche ich das Buch gar nicht so sehr.
    Dies hier ist ein Roman ( und als Roman finde ich das Buch richtig gelungen ) - "Anständig essen" war ein Selbstversuch mit anschliessendem Erfahrungsbericht.

  • Zitat

    Ich denke, dass hat sie ganz bewusst so gemacht.Könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen.


    Das könnte natürlich sein.
    Rückblickend betrachtet war es für mich eher die "Verpackung" für ihre Anliegen.


    Man müsste Frau Duve mal den Link zu diesem Thread schicken, vielleicht hätte sie Spaß an unserer Diskussion und könnte etwas zu unserer Erhellung beitragen ;-).

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ich finde auch, dass beide Geschlechter ihr Fett abkriegen. Seine Frau ist zwar in einer bemitleidenswerten Situation, zeigt aber auch üble Seiten und reichlich Agression.


    Ob sie Menschen mag? Das ist vielleicht ein bisschen hart gesagt, aber ich sehe keine Feinheiten, nur grobe Lieblosigkeit, Aggressivität und Trostlosigkeit, allerdings weder subtil noch brutal realistisch vorgetragen.
    Das alles macht nichts mit mir, also mir als Leser. Schade.


    Zitat

    Wenn ich so drüber nachdenke habe ich den Eindruck, dass Frau Duve der Meinung ist, dass ein Aussterben der Menschheit für die Erde nur von Vorteil sein kann - und mal ganz ehrlich, wäre es das nicht auch ;-)?


    Ganz ehrlich und realistisch: ja.
    Aber ein bisschen langweilig wäre diese Erde dann schon. Kaputt gespielt und langweilig...

  • Ich glaube schon, dass Karen Duve Menschen mag. Zumindest manche. ;-)
    Aber auch, dass sie an einem Großteil verzweifeln möchte.....


    Und wenn ich denke, was für Szenarien ich schon in Krimis und Thrillern gelesen habe.....da ist das ja "nichts" dagegen. :grin
    Und irgendwie geht dieses Buch für mich auch in diese Richtung.........auch wenn es vielleicht nur um die Verpackung sozialkritischer Themen ging.

  • Am Anfang hat mir das Buch ja ganz gut gefallen. Jetzt bin ich aber gerade an einem Punkt, an dem ich es am liebsten gleich abbrechen möchte. :-(
    Sebastian hat seine Frau im Keller richtig brutal geschlagen und mit dem Kopf auf den Boden geknallt bis sie geblutet hat. Und danach hatte er Sex mit ihr.
    Also diese Szene geht bei mir leider gar nicht.
    Ich denke ich muss mal eine Pause mit dem Buch einlegen und dazwischen etwas anderes lesen.
    (Vielleicht liegt es auch gerade in meiner momentanen Situation, dass ich recht viel Stress habe und eigentlich etwas Entspanntes zur Ablenkung lesen möchte. Über Sebastian muss ich mich gerade echt aufregen. Sein Verhalten ist einfach nur widerlich )

  • Diese Diskussion über dieses Buch ist hochinteressant.
    Über ein Buch, das grausam schlecht ist und das von einer Autorin geschrieben wurde, die sich vielleicht lieber eine andere Beschäftigung suchen sollte.


    Ich habe das Buch auch gelesen - und habe es als Verarschung der Leserschaft empfunden.


    Wollte ich nur mal kurz sagen......also weitermachen....... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Ich habe das Buch auch gelesen - und habe es als Verarschung der Leserschaft empfunden.


    Als Verarschung habe ich das überhaupt nicht empfunden, kann ich aber nachvollziehen, wenn man ihre Anliegen ausblendet.
    Ich habe schon den Eindruck, dass es ihr ganz und gar ernst ist mit ihren Weltuntergangsszenarien, die m. E. auf Fakten basieren, die sie entsprechend auslegt und weiterführt. Leider übermittelt sie ihre Botschaften so agressiv, dass sie Ziel wohl nur selten erreicht.


    Zitat

    Wollte ich nur mal kurz sagen......also weitermachen....... Winken


    Echt lieb von dir :kiss!

  • Ich bin jetzt auf Seite 320 und sehr enttäuscht von der ganzen Handlung und der Geschichte. Ich habe mir unter dem Buch einfach etwas anderes vorgestellt.
    Im Moment geht es ja nur darum, wie Sebastian erst seine Frau und anschließend seine neue Freundin und dann beide zusammen in dem Keller einsperrt, brutal behandelt oder sogar versucht umzubringen.
    Ich finde diese Handlung einfach nur wirr und abstrus und auch sehr brutal und kann nicht wirklich erkenne, was die Autorin mir damit sagen möchte.
    Ich finde es insgesamt sehr schade und hatte mir einfach etwas anderes erhofft. Ich dachte es geht wirklich mehr um die Themen wie Erderwärmung und drohender Weltuntergang. Diese Themen werden schon nebenbei gestreift, aber es sind mir einfach zu viele dieser widerlichen "Kellerszenen" in dem Buch.
    Und ich mochte ihr Buch "Anständig essen" so gerne, ich kann es gar nicht glaube, dass es von der gleichen Autorin geschrieben worden sein soll. :-(

  • Ich bin seit ein paar Tagen mit dem Buch fertig. Ich wollte es noch ein wenig sacken lassen, bevor ich hier noch etwas dazu schreibe.
    Aber ich finde das Buch leider auch mit ein paar Tagen Abstand immer noch enttäuschend und schlecht. :-(
    Der Anfang hat mir gut gefallen: die Welt die von der Autorin geschaffen wird mit einer Endzeitstimmung, die Klimaveränderungen mit der Hitze und den Stürmen und die digitalen Veränderungen fand ich sehr interessant zu lesen.
    Aber die Handlung um Sebastian und mit seinen gefangenen Frauen im Keller fand ich einfach nur abartig und ich bin auch nur ratlos, was mit die Autorin damit vermitteln möchte. Ich fand einige Gewaltszenen sehr übertrieben hart dargestellt, so was lese ich gar nicht gerne.
    Die Handlung wurde zum Ende hin immer verworrener und unlogischer und ich war ehrlich gesagt froh, als ich die letzte Seite gelesen habe.
    Das einzige positive daran war für mich, dass die beiden Frauen zum Schluss doch noch gerettet werden.
    Trotzdem vielen Dank Lumos, dass Du das Buch als Wanderbuch zur Verfügung gestellt hast.
    Ansonsten hätte ich es mir wahrscheinlich selber gekauft und mich darüber nur furchtbar geärgert. :grin

  • Zwei Dinge vorausgeschickt:
    Es ist mein erstes Buch von Frau Duve. Bisher kenne ich keinen ihrer Romane und auch keines ihrer Sachbücher. Ausnahme: Anständig essen kenne ich indirekt durch den Eulen-Thread.
    Ich habe zwar die Rezensionen zu Macht gelesen, diesen Thread hier aber nur flüchtig durchgesehen, um nicht allzu viele Vorinformationen aufzusammeln.


    Immerhin beherrscht Frau Duve die Grammatik und schreibt stellenweise halbwegs glaubwürdige Dialoge. Ist leider keine Selbstverständlichkeit mehr heutzutage.
    Momentan frage ich mich jedoch, ob sie nicht ein bißchen arg viel in diesen Roman gestopft hat und dadurch die sorgfältige Ausarbeitung vergaß. Denn sowohl Sebastian als auch Christine fehlt (für mich) so einiges an Glaubwürdigkeit. Sie wirken hölzern, unausgereift. Ich habe nicht das Gefühl, dass Frau Duve sich sonderliche Mühe mit ihnen gab. Beide scheinen ihr nicht sehr wichtig zu sein. Deshalb frage ich mich auch, wohin die Reise eigentlich gehen soll in diesem Buch. Klar, es geht um Macht und den Missbrauch derselben. :gruebelAber warum die Verquickung von Sebastians Machtrausch mit dem Machtmissbrauch der politisch-wirtschaftlichen Welt? Meint sie es als Parabel – Macht im Großen, Macht im Kleinen? Das fände ich dann doch etwas arg plump.
    Vielleicht entwickeln sich die Charaktere und Zusammenhänge noch. Die Leseerfahrung jedoch zeigte mir bisher: wenn ich schon sagen muss „vielleicht kommt es ja noch“ ist die Karre meist schon hoffnungslos festgefahren und nur noch durch viele schäbige Tricks ins Laufen zu bringen. Ich glaube, jedes Thema für sich, entweder die utopische Gesellschaft oder Sebastians Geschichte, hätte besser funktioniert. Mal sehen, wo Frau Duve mich hinführen will – oder kann :grin

  • Zitat

    Momentan frage ich mich jedoch, ob sie nicht ein bißchen arg viel in diesen Roman gestopft hat und dadurch die sorgfältige Ausarbeitung vergaß. Denn sowohl Sebastian als auch Christine fehlt (für mich) so einiges an Glaubwürdigkeit. Sie wirken hölzern, unausgereift. Ich habe nicht das Gefühl, dass Frau Duve sich sonderliche Mühe mit ihnen gab. Beide scheinen ihr nicht sehr wichtig zu sein.


    Das bringst du gut auf den Punkt. Daran stoßen sich viele Leser, die einen gut ausgearbeiteten Roman erwarten.


    Ich hatte für mich entschieden die Handlung um Sebastian als (gesellschafts-)satirisch zu betrachten. Sozusagen als Rahmen für ihre Botschaften.