Dictator - Robert Harris

  • Inhalt: Zum dritten Mal lässt Robert Harris den Sklaven Tiro aus dem Leben seines Herren Marcus Tullius Cicero erzählen. Nachdem „Imperium“ vom Aufstieg des römischen Politkers und Philosophen zur Zeit der Republik zum Konsul handelte, „Titan“ sich mit den Ränkespielen im Machtgefüge der politischenVerhältnisse und dem Aufstieg Cäsars beschäftigte, kommen in „Dictator“ der Zusammenbruch der Republik und die Bürgerkriege sowie Ciceros tragische Rolle in diesem Konflikt zur Sprache.

    „Dictator“ beginnt mit der Zeit im Exil, seiner Rückkehr nach Rom und seinen Bemühungen wieder Fuß zu fassen. Das „Trimuvirat“ zwischen Crassus, Pompeius und Cäsar steht auf tönernen Füßen, was Cicero zunächst als Chance ansieht, zur Stabilität der Republik zurückzukehren. Aber die Alleinherrschaft Cäsars ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Doch unerwartet wendet sich noch einmal das Blatt und plötzlich steht Cicero im reifen Alter vor der Prüfung seines Lebens ...


    Der Autor: Immer wieder greift Bestsellerautor Robert Harris zu historischen Stoffen, wobei er historische Fakten und Fiktion, auf eine spezielle Weise verknüpft, die dem Leser ein spannendes und gleichzeitig bildendes Lesevergnügen bietet. Die „Cicero“-Trilogie ist Harris' ambitioniertestes Werk, mit dem er insgesamt 12 Jahre seiner Schaffenszeit verbracht hat.


    Meine Meinung: Viel zu lange Zeit ist vergangen, bis nun endlich der dritte Band der Trilogie erschienen ist. Nachdem von Harris in der Zwischenzeit Gegenwarts-Thriller erschienen waren, fürchtete ich beinahe, dass er das Projekt aufgegeben hat. Doch gut Ding will Weile haben und es hat sich ausgezahlt so lange auf das furiose Finale zu warten. Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, weiß was einen erwartet. Harris versteht es wieder einmal geschickt, die historischen Gegebenheiten in eine hochspannende, jederzeit unterhaltsame und mitreißende Handlung einzubetten. Er bleibt dabei jederzeit präzise genug, um das Geschehen nicht als historische Fantasy erscheinen zu lassen.


    Seine Authentizität erlangt das Werk aber vor allem durch die unglaublich klar nachvollziehbare Zeichnung der Charaktere. Der geniale Kniff, Ciceros historisch verbürgten Assistenten Tiro, der nicht nur dessen engster Vertrauter sondern auch wichtigster Freund war, diese fiktive „Biografie“ erzählen zu lassen, funktioniert einmal mehr großartig. Immer wieder schwingt eine feine Ironie mit, beinahe wie ich sie in den Büchern von Mika Waltari schätzen und lieben gelernt habe. Das lässt einen immer wieder schmunzeln und die Persönlichkeit des Cicero, deren Strahlkraft bis in die heutigen Tage reicht, wird mit all ihren Fehlern und Schwächen von ihrem anonymen Sockel geholt, ohne sie allerdings zu beschädigen.


    Die Geschehnisse aus den letzten Tagen der römischen Republik sind zwar eigentlich recht gut bekannt, waren sie doch Gegenstand ungezählter Bücher und Verfilmungen, ja, sogar des Geschichtsunterrichts, dennoch lohnt es sich mal einfach, den Zerrspiegel der „historischen Weisheit“ beiseite zu legen und sich ganz unvoreingenommen und parteiisch in die Wirrungen dieser Zeit hineinzuversetzen. Ich möchte nicht zu viel hineininterpretieren, aber in der Fiktion mitzuerleben, wie eine Demokratie in Gefahr geraten kann, bietet vielleicht auch Denkanstöße für die Gegenwart. Ciceros Gedanken, die er in seinen Werken manifestierte, sind auf jeden Fall aktuell wie eh und je.


    Ich wüsste nicht wofür ich hier etwas abziehen sollte. 10 Punkte und eine unbedingte Leseempfehlung für die gesamte Trilogie.

  • Ich finde die historische Genauigkeit in Verbindung mit Fiktion, ist in diesem Buch sehr gelungen. Sehr gut fand ich auch die Schilderungen der politischen Umbrüche in Rom, die meiner Ansicht nach noch heute ihrer Aktualität in vielen Bereichen bewahrt hat. Ich fand, dass es Harris geschafft hat, Ciceros Gedankengänge, schlüssig zu rekonstruieren. Trotz der Fülle von römischen Begriffe und handelnden Personen, schafft es Harris keine Langeweile aufkommen zu lassen.

  • Ein wunderbarer Abschluss der Trilogie.

    Obwohl die geschichtlichen Ereignisse bekannt sind, ist der Roman trotzdem sehr spannend zu lesen. Der Autor versteht es geschickt, Fakten und Fiktion miteinander zu vermischen und ein tolles Gesamtkunstwerk zu erschaffen. Ich bedaure jetzt, dass ich als Schülerin Ciceros Schriften eher gelangweilt übersetzt habe. Mit Harris‘ Roman als Hintergrundwissen wäre der Lateinunterricht wesentlich interessanter gewesen.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde