Die Moderatorin Doris Akrap erzählte zu Beginn, dass “Macht” ihr erstes Buch von Karen Duve war. Als sie gefragt wurde, ob sie diese Veranstaltung am Stand der taz moderieren wolle, habe sie sich das Buch bestellt. Leider sei es erst angekommen, nachdem sie die ersten vernichtenden Rezensionen von „Männern im Mittelalter“ gelesen hatte. Nach der Lektüre der ersten 20-30 Seiten habe sie sich gefragt, ob die Rezensenten ein anderes Buch gelesen hatten.
„Macht“ spielt in unserer Welt im Jahr 2030 und versucht sich an einigen provokanten Themen. Es wurde eine Pille zur Verjüngung erfunden, die die Zellteilung verändert und das marode Gesundheitswesen saniert. Wer diese Pille nehmen möchte, muss unterschreiben, im Krebsfall nur die Grundbehandlung in Anspruch zu nehmen, keine Krebsbehandlung.
Eigentlich wollte Karen Duve einen Krimi aus diesem Thema machen, brauchte jedoch ein Setting, in dem die Menschen Dinge tun können, die völlig außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Also entschied sie sich für Science Fiction. In ihrer Welt wissen die Menschen, dass durch den selbstverursachten Klimawandel die Welt in wenigen Jahren untergehen wird.
Das Grundthema sei von Natascha Kampusch bzw. Fritzl inspiriert. Karen Duve fragte sich damals, ob es so unnormal sei, sich völlige Kontrolle über einen anderen Menschen haben zu wollen. Ob es das nicht auch der normalen Gesellschaft gebe. Im Mittelpunkt ihres Romans steht eine Figur, die sich als Greenpeace Aktivist und Feminist ausgibt. Dieser Mann begegnet einer attraktiven ehemaligen Klassenkameradin, die irgendwann sein Geheimnis entdeckt und in seinem Keller eingesperrt wird.
Eigentlich sei es die Geschichte einer wiederentdeckten Liebe. Er fühlt sich toll in seinem immer jünger werdenden Körper, wäre da nicht seine bereits im Keller eingesperrte Frau…
Und sei es nicht heute schon so, dass Männer nicht offen zugeben könnten, von Frauenquoten genervt zu sein? Es gebe doch sicher Männer mit der Ansicht, dass diese Quoten nicht notwendig wären, wenn Frauen wirklich so intelligent seien? Karen Duve war neugierig, wie es sich im Kopf eines solchen Mannes anfühle. Schuldzuweisungen statt selbst Verantwortung zu übernehmen. Erstaunlicherweise habe es in ihrem Verlag keinen Widerstand gegeben, sondern großes Interesse.
In ihrem Roman gibt es unsere aktuelle Staatsform nicht mehr, sondern eine „kontrollierte Demokratie“. Es war ihr wichtig klarzustellen, dass sie dies nicht für die perfekte Staatsform halten, sondern nur die Idee von z.B. Eignungstests für Politiker interessant fand.
Abschließend wurde Karen Duve nach ihrem aktuellen Wohnort gefragt, der sich in der sächsischen Schweiz befindet. Ja, sie lebe freiwillig und gerne dort. Leider erschrecke sie die Menschenverachtung und den Hass einiger Bekannter, wie z.B. die ihr gegenüber geäußerte Vorstellung, die griechische Küste komplett abzuschotten und Flüchtlinge ertrinken zu lassen. Das schockiere sie immer wieder, insbesondere bei Menschen, die sie eigentlich möge. Sobald dann Kontakt zu Flüchtlingen bestehe, änderten sich diese Ansichten in der Regel.
Damit endete eine interessante Veranstaltung zu einem Buch, das ich vermutlich hören werde, obwohl es irgendwie überfrachtet wirkte.