Die beiden Autoren betraten sehr entspannt die Bühne, um das erste Mal nicht aus einem Kluftinger-Roman vorzulesen. Mit einem Augenzwinkern erzählten sie, nach acht Kluftis seien sie urlaubsreif gewesen und wollten ausprobieren, ob es auch mit einem anderen Thema klappen würde.
In diesem Roman sind ihre Kindheitserinnerungen verarbeiten, es sei zusagen Trauma-Bewältigung. Bei hätten als Kinder die gleichen Stationen im Urlaub erlebt. Stressige Vorbereitungen und dann mit dem vollem Auto ohne Handy und Navi über den Brenner nach Italien.
Im Mittelpunkt steht der Mitvierziger Alex Klein, der ein Fotoalbum findet – mit Fotos des 15-jährigen Alex aus dem damaligen Italienurlaub. Daraufhin wacht er im Körper des hochpubertierenden Ichs auf, just am Tag der Abreise in diesen Urlaub. In einem krassen Jahrzehnt der Mode, aus dem man viele Fotos lieber verstecken würde. Damals fanden sich die beiden Autoren „wahnsinnig attraktiv“ in ihren Klamotte und Frisuren. Heute würden sie beim Betrachten der Urlaubsfotos verstehen, warum es mit den Italienerinnen nicht klappte.
In jener Zeit seien die bequemen Jogginghosen in Mode gekommen, die auch oft für die Fahrt getragen wurden. Auch heute sei die Jogginghosendichte am Brenner nicht niedriger geworden.
Es folgte eine kurze Lesung Darbietung aus dem Buch, in der ein äußerst charmanter Italiener am Strand den weiblichen Familienmitgliedern „coco bello“ verkaufen möchte und man sah dem Publikum deutlich an, dass hier oft eigene Erinnerungen wach wurden.
Später wurde noch ein Anruf beim daheimgebliebenen Großvater vorgetragen, nicht minder humorvoll.
Heute wirke die praktisch unveränderte Anlage sehr ungemütlich und viel kleiner, außerdem müsse man heute als Vater das Eis selbst bezahlen. Damals hätten sie sich wie an der Copacabana mit Palmen gefühlt. Die Moderatorin fragte, ob sie nicht lieber in den Ferien in die große weite Welt geflogen wären.
1989 sei nicht nur in Leipzig stark für die Reisefreiheit gekämpft worden. Im Westen hingegen seien viele jedes Jahr wieder an die Adria gefahren. Eine Flugreise konnte sich damals kaum jemand leisten und zweitens empfanden beide Autoren die italienische Adria als die große weite Welt. Es wurden zwei Grenzen überquert, eine andere Währung kam ins Spiel und sobald eine fremde Sprache gesprochen wurde, begann das Abenteuer. Wenn man sich beim ersten Mal nicht den Magen verdarb, fuhr man wieder hin. In der Regel mit reichlich Lebensmitteln aus der Heimat, sogar die selbstgekochte Marmelade wurde mitgenommen. Das könnten sich jüngere Zuschauer heute kaum vorstellen.
Der Held ihrer Geschichte tauche in einer deutschen Kolonie auf, in der man sich um die drei Tage alte Bildzeitung stritt. Heute würde ein 15-Jähriger seine Eltern verklagen, wenn er 14 Tage Urlaub ohne Handy und Facebook verbringen solle. Damals sei die eigene Fantasie gefragt gewesen, wenn das dritte Lustige Taschenbuch ausgelesen war. Heute würde man viel Geld für das Entschleunigen bezahlen.
Ihre Eltern erfuhren erst von dem neuen Gemeinschaftsprojekt, als es schon fertig war. Einer der Väter habe eher irritiert reagiert. Nachdem die beiden Autoren in einer Talkshow erzählten, dass die Eltern damals im Auto rauchten, folgte am nächsten Tag ein Anruf „Wir haben überall geraucht, aber nie im Auto.“
Sie würden vor dem Schreiben genau festlegen, wer welche Szenen schreibt und was passiert. So gebe es keine Überraschungen, auch wenn vielleicht einer in der Hängematte im Urlaub schreibe und der andere von zu Hause aus. Bisher habe auch dieses andere Buch noch alle überzeugt, außerdem erscheine im September der neue Klufti.
Beim Signieren nach der Veranstaltung wurden die beiden von jedem zweiten Fan gefragt, ob sie auch dieses Hörbuch selbst eingelesen haben - was leider verneint wurde. Sie seien keine professionellen Sprecher, andere könnten das besser. Ihre Fans sahen das ganz anders.
PS Einen herzlichen Dank an Para, die sie von den beiden Autoren schwärmte.