Per O. Enquist - Der Besuch des Leibarztes

  • Kurzbeschreibung
    (Da ich zuwenig Zeit habe, geklaut bei Amazon)
    Zwei Jahrzehnte vor Ausbruch der französischen Revolution kommt der Arzt und Aufklärer Struensee aus Altona an den Hof des dänischen Königs Christian VII. Ein kleinwüchsiger, kranker Kinderkönig, der mit der dreizehnjährigen englischen Prinzessin Caroline Mathilde verheiratet wurde, die weinte, als sie nach Dänemark reiste. "Die Königen ist einsam. Nehmen sie sich ihrer an!" befiehlt der König seinem Leibarzt. Und die drei werden Figuren einer unaufhaltsamen und bewegenden Tragödie


    Über den Autor
    Per Olov Enquist, 1934 in einem Dorf im Norden Schwedens geboren, lebt in Stockholm. Er arbeitete als Theater- und Literaturkritiker und zählt zu den bedeutendsten Autoren Schwedens. Der internationale Erfolg seines "glanzvollen, hinreißend erotischen, politischen Großwerks" (>Ekstra Bladet<) bei Presse und Publikum war das Ereignis des literarischen Bücherfrühlings 2001.


    Meine Meinung


    Ein grosses Buch über die Revulution am dänischen Hof - Ich muss sagen, dass mir persönlich der Schreibstil nicht gefallen hat. Es war mir zu dokumentarisch geschrieben aus der Sicht eines Unbeteiligten. Ein schnörkelloser, trotzdem sehr poetischer Satzbau. Aber da es ein (für mich) völliges Neuland der europäischen Geschichte darstellte und auch weil Goethe, Hamlet und Katharina die Große nicht unbeteiligt sind, halte ich es für geschichtsinteressierte Leute (ich denke hierbei besonders an Historikus :grin), als ein unbedingtes Muss Ein sehr interessantes Buch über die Zeit der Aufklärung in Dänemark und in Deutschland, wobei ich nicht sagen kann, ob Enquist sich völlig auf historischem Grund bewegt, d. h. ob alles historisch korrekt ist oder mehr oder minder auf künstlerischer Freiheit beruht. Daher ohne Gewähr...

  • ich habe mehrere bücher zu diesem thema gelesen und einige davon noch in meinem besitz, ebenso wie ein ungelesenes.
    dass etwas zwischen den beiden war und dass er hingerichtet wurde, ist, soweit ich mich erinnere, historisch.
    ich merk mir das thema mal im hinterkopf und melde mich irgendwann wieder.
    lg
    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Eines meiner Lieblingsbücher!


    Ich liebe den eigensinnigen Erzählstil von Per Olov Enquist, und ich liebe die eigenwilligen Charaktere, die er agieren lässt. Enquist hat einen historischen Roman geschrieben, der sich durch Stil und Erzähltechnik von den meisten seines Genres deutlich abhebt. „Der Besuch des Leibarztes“ ist die unglaubliche Geschichte eines geisteskranken Königs und eine Liebesgeschichte, die zu Herzen geht.


    Die Geschichte um den dänischen König Christian VII. und seinen Arzt Struensee ist übrigens wahr, allerdings hat der Autor sich die Freiheit genommen, für Gespräche, Szenen und Einzelheiten der Liebesgeschichte von Struensee und der Königin aus seiner Fantasie zu schöpfen.

    Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem.

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  • Ich war von dem Buch total begeistert. Man hat viel über den dänischen Hof erfahren, in einer leicht zu lesenden Sprache und doch nicht zu niveaulos.


    Von der Festnahme Struensees gibt es sogar ein Gemälde.


    Es war sicher nicht das letzte Buch, das ich von Per O. Enquist gelesen habe.

  • Nachdem ich mich in den letzten Tagen mühsam bis Seite 148 gequält habe, lege ich das Buch jetzt endgültig zur Seite und werde es auch niemals beenden. Schade, das Thema ist eigentlich interessant und man hätte einiges daraus machen können, aber der Schreibstil ist dermaßen hölzern und leidenschaftslos, dass dieses Buch für mich beim besten Willen nicht lesenswert ist.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Bingo, Kalypso!
    Okay, ich habe es ganz durchgelesen, aber was Enquists Stil angeht, stimme ich dir auf der ganzen Linie zu. Ich frage mich ernsthaft, wer auf die Idee gekommen ist, diesen Schulfibelstil mit seinen tausend wortwörtlichen Wiederholungen als "poetisch" zu bezeichnen -- vielleicht verglichen mit einer Gebrauchsanweisung oder einem pharmazeutischen Beipackzettel ... :rolleyes


    Da Enquist immer so erzählt, haben trotz aller Lobeshymnen kein weiterer seiner Romane den Weg vom Regal zur Kasse geschaft. :grin

  • Zitat

    Original von Iris
    Okay, ich habe es ganz durchgelesen,


    Das geht bei mir diesmal wirklich nicht. Dieser Stil tötet mir den letzten Nerv :-(



    Zitat

    Original von Iris
    aber was Enquists Stil angeht, stimme ich dir auf der ganzen Linie zu. Ich frage mich ernsthaft, wer auf die Idee gekommen ist, diesen Schulfibelstil mit seinen tausend wortwörtlichen Wiederholungen als "poetisch" zu bezeichnen -- vielleicht verglichen mit einer Gebrauchsanweisung oder einem pharmazeutischen Beipackzettel ... :rolleyes


    Ich weiß es auch nicht. Für mich ist es einfach nur grässlich und unleserlich.



    Zitat

    Original von Iris
    Da Enquist immer so erzählt, haben trotz aller Lobeshymnen kein weiterer seiner Romane den Weg vom Regal zur Kasse geschaft. :grin


    Mir hat dieser kleine Einblick auch gereicht. :-( Nie wieder!


    Jetzt bin ich so frustiert, dass ich morgen doch in die Stadt fahre und mir die "Hungersbräute" kaufen muss :grin


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Pelican
    Ok, dieses Buch kann ich mir also sparen! :-]


    Pelican, da wir ja einen ähnlichen Lesegeschmack haben, kannst du dir dieses Buch ganz sicher sparen. Normalerweise bin ich ja recht schmerzfrei und lese Bücher immer bis zum Ende, aber das hier ist eine einzige Qual.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Ich habe das Buch gelesen. Allerdings verdankt es das nur dem wirklich sehr interessanten Inhalt. Der Schreibstil hat mir persönlich überhaupt nicht gefallen und mich während des Lesens einige Nerven gekostet... :rolleyes


    Schade, denn deshalb wird nie ein Buch von Herrn Enquist in meinem Regal landen. Dieses habe ich auch schon wieder vertauscht :grin

  • Ich habe das Buch gerade zu Ende gelesen und fand es faszinierend.


    Es geht um Macht und Verantwortung, um die Frage von Handlungsgmöglichkeiten innerhalb eines streng vorgegebenen Rahmens.
    Es geht um die Beschränkungen, die bestimmte Überzeugungen den Menschen beim Denken auferlegen.
    Es geht um die Folgen der tiefverwurzelten Angst vor Veränderungen.


    All das am Beispiel des sehr krisenhaften Beginns der Aufklärung in einem winzigen nordeuropäischen Staat.


    Der Stil ist den Schriften der Zeit angepaßt. So wie die Aufklärer über das neue Denken aufklären, so wird hier geschrieben, Schritt für Schritt, mit vielen Wiederholungen. Manches wirkt hölzern, natürlich, es ist der belehrende Stil des 18. Jahrhunderts, der nachgeahmt wird.


    Die Sprache entwickelt dadurch einen ganz eigenen Rhythmus, hier herrscht strenges Formempfinden. Das wiederum spiegelt die Vorstellungen der Zeit wieder, in der die Geschichte spielt. Nichts ist dem Zufall überlassen.


    Es ist ein Spiel, das man erst durchschaut, wenn man schon mittendrin ist.


    Es ist ganz sicher kein historischer Unterhaltungsroman. Wer über die grausamen Ereignisse jener Jahre mitfühlend und miterlebend lesen will, ist mit diesem Buch nicht so gut bedient.
    Hier wird bewußt Distanz geschaffen, Leserinnen und Leser sollen sich nicht direkt mit den Personen identifizieren, sie sollen nicht mitleiden.


    Sie sollen zuerst denken. Mit-denken. Denn Leid gibt es tatsächlich genug, wenn Machtstreben und ideologische - hier: religiöse Überzeugungen, Liebe und Veränderungswille aufeinanderprallen.
    Wer nur fühlt, versteht nicht wirklich. Und kann nichts verändern. Sagten die Aufklärer ;-)


    Wirklich faszinierend.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • tut mir leid, aber das Buch entsprach so gar nicht meiner Vorstellung von einer spannenden geschichtlichen Erzählung. Ich habe es bis zum Ende gelesen, weil mich die Geschichte von Struensee und Christian VII. doch sehr interessiert hat. Aber die dauernden Wiederholungen einzelner Sätze waren schon sehr ermüdend, um nicht zu sagen -ärgerlich.
    Außerdem hatte ich das Gefühl, daß nicht nur der König, sondern alle in diesem Buch agierenden Personen geistig nicht so ganz auf der Höhe waren. :rolleyes