Mississippi Jam - James Lee Burke

  • Der Autor: In Amerika ist James Lee Burke längst eine Legende, in Deutschland wurde sein außerordentliches Werk bisher nicht wirklich gewürdigt - bis jetzt. Neben dem Pendragon Verlag macht sich auch Heyne für diese außergewöhnlichen Krimis stark.


    Burke, der nach seinem Studium verschiedenen Jobs nachging, hatte seinen Durchbruch als Schriftsteller erst Ende der 80er Jahre, obwohl er schon einige Bücher veröffentlichen konnte.


    Seither wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, einige seiner Werke wurden verfilmt.


    Das Buch: Während des II Weltkriegs gelang es den Deutschen, einige U-Boote in den Golf einzuschleusen, um dort amerikanische Schiffe anzugreifen. Nicht alle schafften es zurück, und liegen heute noch dort unten....


    Dave Robicheaux wird beauftragt, eines dieser gesunkenen U-Boote zu finden, doch bevor er mit der Suche beginnen kann kriechen diverse Interessenten aus den Büschen, die Daves leben und das seiner Familie ein wenig aufregender gestalten als das diesen lieb ist.
    Des weiteren erschüttert eine grausame Mordserie die Stadt, und nicht jeder bei der Polizei ist daran interessiert diese nachhaltig zu stoppen - einige sind der Meinung es würde die Richtigen treffen....


    Meine Rezension: In "Sturm über New Orleans" zeigte und Burke auf eindrucksvolle Weise das nicht die Natur das Übel ist, sondern der Mensch - gerade wenn er sich nicht mehr im Mantel der Zivilisation einhüllt oder einhüllen muß. Nun, es braucht keinen Sturm diesen Mantel zu verwehen.


    Das erschreckende in dieser Geschichte ist tatsächlich die fast vollständige Abwesenheit des Guten. Niemand, auch nicht die Hauptfigur, ist tatsächlich reinen Herzens - die einzige Ausnahme sind tatsächlich seine Frau und sein Kind.


    Wenn also diese Nullinie des Bösen der Richtwert ist, was kann uns Leser dann noch erschrecken?
    Hier bringt der Autor die Figur des Buchalter ins Spiel, ein wahres Destillat all des Bösen um ihn herum, eine Figur, die selbst aus diesem fauligen Sumpf der Schlechtigkeit noch heraussticht - nicht unähnlich dem Antagonisten der Romane "Regengötter" und "Glut und Asche".


    Natürlich kann man argumentieren das Robicheaux das Gesetz vertritt und somit automatisch der Guten Seite zuzurechnen ist. Er mag aufgrund seiner Vergangenheit und dem Übel, mit welchem er tagtäglich konfrontiert wird seine Illusionen verloren haben und dennoch auf der Richtigen Seite stehen.
    Ebenso kann man die Meinung vertreten das jemand, der den Dreck wegmacht ebenfalls dreckig wird, das jemand, der Wölfe jagt sich sicher in deren Revier bewegen muß.... All das ist sicher wahr - macht die Person aber nicht besser im moralischen Sinn, sondern allenfalls effektiver.


    Ähnlich wie bei Thompson und Woodrell - um nur zwei zu nennen - ist Burkes Sicht auf die Gesellschaft die er schildert äußerst pessimistisch. Der Kampf scheint aussichtslos - und vielleicht ist es genau das was Robicheaux und wenige andere doch auf der Seite des Guten verbleiben lässt: Sie haben sich entschlossen nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen. Mag die Aussicht auf Erfolg noch so trostlos sein, die Gewissheit aufgegeben zu haben ist noch um einiges trostloser.


    James Lee Burke macht aus dem Noir-Roman ein Epos einer griechischen Tragödie gleich, wie es bisher niemand der in diesem Genre schreibt getan hat. Trotz aller Länge ist das von ihm erdachte Handlungsgeflecht außerordentlich dicht und treibt mit einer ungeheuren Kraft vorwärts, niemals angetrieben von billigen literarischen Tricks wie Cliffhangern und ähnlichem. Es ist auch nicht die Auflösung am Ende welche uns atemlos Seite um Seite umblättern lässt - es ist diese nächste Seite, und die ihr folgende, die wir nicht abwarten können.


    ASIN/ISBN: B01BWO0ENK

  • Danke für die Rezi, Bodo. Sehr gut geschrieben!


    Ich hatte mir die Werke von Burke schon länger vorgenommen und werde irgendwann dazu kommen. Ganz sicher. Deine Rezension bestätigt mich nur darin und beschleunigt das evtl.


    Schön, dass es um Robicheaux und die Hollands noch so viel zu entdecken gibt, das lesenswert ist.

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Vielen Dank!


    Für diese Bücher braucht man vor allem Zeit - sei es für die epischen Heyne-Thriller oder die wesentlich komplexeren Pendragon-Titel. Man sollte diese Bücher in langen, zusammenhängenden Abschnitten lesen, wenn mir dieser Rat gestattet sei - hat man einmal angefangen kommt man eh so schnell nicht wieder davon los!


    :wave

  • Vor Jahrzehnten entdeckte Dave Robicheaux beim Tauchen vor der Küste Louisianas das Wrack eines alten Nazi-U-Boots. Als er jetzt für einen Auftragsgeber versucht, das versenkte Schiff wiederzufinden, wird auf einmal seine Familie bedroht. Als wäre das nicht bereits schlimm genug, legt sich Daves ehemaliger Partner Clete Purcel mit der Unterwelt in New Orleans an und Dave muss eingreifen, bevor die Lage eskaliert. Obwohl es im siebenten Band der Krimi-Reihe einiges zu tun gibt, bleibt die Spannung stellenweise auf der Strecke. Zumindest im Vergleich mit den sechs Vorgängerbänden. Dave tanzt einfach auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig, sodass nicht nur er irgendwann nicht mehr richtig weiß, wo ihm der Kopf steht. Interessanter als die Krimi-Handlung fand ich diesmal ohnehin, wie es in Daves Privatleben weitergeht. Sowohl seine Frau Bootsie als auch sein Freund Batist haben einige Probleme. Ich bin gespannt, wie es (insbesondere mit ihnen) im nächsten Band „Im Dunkel des Deltas“ weitergeht.