Die Schönheitskönigin von Jerusalem - Sarit Yishai-Levi

  • Titel: Die Schönheitskönigin von Jerusalem
    Autorin: Sarit Yishai-Levi


    erschienen im aufbau verlag 2016
    aus dem hebräischen von Ruth Achlama


    614 Seiten



    Inhalt: aufbau Verlag


    Strahlend, lebenslustig und wunderschön ist Luna Ermoza mit den grünen Augen. Doch ihre Ehe ist ein Desaster hinter perfekter Fassade, und für ihre Tochter Gabriela kann sie keinerlei Zärtlichkeit empfinden – wie einst ihre Mutter Rosa für sie. Denn während das Delikatessengeschäft Rafael Ermoza & Söhne im Jerusalemer Machane-Jehuda-Markt floriert, scheint auf den Frauen der Familie ein Fluch zu lasten, der ihnen das Glück in der Liebe verwehrt und sie verbittern lässt. Meisterlich verwebt Sarit Yishai-Levi das Schicksal vierer Generationen der sephardischen Familie mit den bewegtesten Jahrzehnten israelischer Geschichte.


    Mein Leseeindruck


    Eine Familiengeschichte ganz anderer Art. Ähnlich wie in "Der Bastard von Istanbul" geht es hier hauptsächlich um Frauen. Nämlich die der Ermozas einer sephardischen, in Jerusalem lebenden Familie und im Besonderen um die junge Gabriela, deren Mutter Luna sehr früh stirbt.
    Gabriela, deren gestörtes Verhältnis zur Mutter viele Fragen aufwirft wendet sich als Kind an ihre Großmutter Rosa, als diese ebenfalls stirbt an ihre Tanten Bekki und Rachelika.


    Ein komplex aufgebauter Roman, beginnend Anfang des 20.Jahrhunderts, als die Türken noch in Israel kommandierten. Die Geschichte Israels, der Fall der Engländer, Gründung eines eigenen Staates wird hier eingebunden in die Geschichte der Familie Ermoza, deren Frauen mit ihren Männern kein Glück haben. Dramatisch, tiefgreifend und ohne Beschönigung der Geschichte des Landes erzählt Sarit Yishai-Levi das rebellische Leben der Schönheitskönigin von Jerusalem.


    edit fügt noch Information zur Autorin ein :rolleyes


    Sarit Yishai-Levi, geboren 1947 in Jerusalem in eine seit Generationen dort ansässige sephardische Familie, war als Schauspielerin, Journalistin, Korrespondentin und Moderatorin tätig. Nach vier Sachbüchern eroberte sie mit ihrem ersten Roman „Die Schönheitskönigin von Jerusalem“ die israelischen Bestsellerlisten.


    8 Punkte

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Ich habe gestern beschlossen, daß ich das Buch abbreche.


    Es packt mich einfach nicht. Ich habe zwar Vorkenntnisse in jüdischen Ritualen und auch die Spanisch, aber durch die dauernden Einschübe kommt bei mir einfach kein Lesefluß zustande, dazu ist die Geschichte sehr komplex und bisher (ca. Seite 100) fehlt mir persönlich eine gewisse Faszination, die ich erwartet hatte, sorry.



    Ich vergebe deshalb auch keine Punkte, weil es meine persönliche Entscheidung ist und ich nicht nach 100 Seiten die Qualität des kompletten Buches beurteilen will.



    @ Findus
    Hast du nicht auf bewerten geclickt????? Bis jetzt keine Punktevergabe

  • Danke, hab ich wohl vergessen. Schade, dass es Dir nicht gefallen hat. Mich hat es fasziniert, die Komplexität der Familiengeschichte und vor allem die Wiederholung was das Schicksal der Frauen/Männer anbelangt.

  • Mein Leseeindruck: Die Schönheitskönigin von Jerusalem wird Luna Ermoza genannt. Ihre Schönheit und ihr Stil sind einfach perfekt, doch warum kann sie ihrer Tochter Gabriela keine Liebe entgegenbringen? Gabriela forscht nach und je mehr sie nachfragt, umso deutlicher entsteht vor ihren Augen ein Bild der Ermoza-Frauen, denen scheinbar kein Glück in der Liebe vergönnt ist.


    Die Ermozas sind sephardische Juden, Nachfahren der Juden, die bis zu ihrer Vertreibung in Spanien lebten. Das merkt man auch an den immer wieder eingestreuten Begriffen, die eine Mischung aus jüdisch und spanisch sind. Meist kann man ihren Sinn erahnen, ein Glossar hätte diesem Buch sicherlich gut getan.


    Der Haupterzählstrang um Luna liegt zeitlich um und nach dem zweiten Weltkrieg. Durch den Bericht über das Leben der Familie bekommt man sehr gut die unterschiedlichen politischen Verhältnisse in Jerusalem mit und lernt ein wenig über die Menschen in der Stadt, in der niemals Frieden zu herrschen scheint.


    Sephardische Juden und aschkenasische Juden leben streng getrennt voneinander und eine Heirat zwischen den Angehörigen dieser unterschiedlichen Kulturkreise scheint ausgeschlossen. Und so zerstört die Liebe von Gabrielas Opa Gabriel zu einer Aschkenasin fast die ganze Familie und hat Folgen bis in die Gegenwart des Mädchens. Nur langsam begreift sie die Ursachen der Lieblosigkeit ihrer Mutter Luna und deren Probleme mit ihrer eigenen Mutter Rosa.


    Man taucht beim Lesen tief in diese Familiengeschichte ein, lernt sehr viele Familienmitglieder kennen und sieht sie in guten und in schweren Zeiten, trotz innerer Konflikte, nach außen hin zusammenstehen. Dennoch beginnt die Geschichte irgendwann ein wenig zu langweilen. Statt sich etwas mehr auf Luna zu konzentrieren, wird fast gleichviel auf alle Familienmitglieder eingegangen, was das Ganze in die Länge zieht und etwas zerfasert.


    Gabriela berichtet zeitweise als Ich-Erzählerin, dann geht die Erzählperspektive fließend über weite Strecken an einen auktorialen Erzähler über, und ganz plötzlich streut Gabriela wieder einige Geschehnisse ein. Ihr abruptes Auftreten verwirrt teilweise und auch die unvermittelten Wechsel von der Vergangenheit ins Präsens haben auf mich störend gewirkt. All das wäre mir vielleicht nicht so aufgefallen, wenn mich der Erzählstil gepackt hätte, doch ab Mitte des Buches zog und zog sich die Handlung und obwohl die Geschichte an sich nicht schlecht ist, war ich doch froh, als ich die letzte Seite umblättern konnte.


    Fazit: 6 Eulenpünktchen von mir dafür.

  • Die Schönheitskönigin von Jerusalem


    Inhalt und mein Eindruck


    Das Schicksal einer sephardischen jüdischen Familie in Jerusalem verfolgen wir hier über vier Generationen. Sephardim sind Nachkommen derjenigen Juden, die bis zu ihrer Vertreibung durch die christlichen Könige im 15. und 16. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel lebten.
    Eine Erzählerin ist Gabriela, die der jüngsten Generation angehört. Sie erfährt von ihrer Großmutter Rosa einiges über die Familiengeschichte und nach deren Tod bestürmt sie ihre "Tia Allegra" (tatsächlich eine Schwägerin der Großmutter) so lange, bis sie ihr auch die noch fehlenden Teile erzählt.
    Dadurch wird es eine Zeitreise, von der Zeit der osmanischen Herrschaft, über die Verwaltung durch die Briten bis ins moderne Israel.
    Das ist allerdings auch schon eine der Schwächen des Buches - es zieht sich. Und auch wenn einige Ereignisse interessant sind und ich zeitweise gefesselt war, fragte ich mich bereits ab der Mitte des Buchs, wann es denn wohl zu Ende sein wird.
    Es ist doch sehr langatmig dadurch, dass über so viele Personen so viele Einzelheiten berichtet werden.
    Zudem kann ich mir dann die Frage nicht verkneifen, wie eine relativ weit entfernte Verwandte, die die Personen, von denen sie erzählt, teilweise auch nur durch kurze Besuche kennt, überhaubt intime Einzelheiten aus ihrem Leben wissen kann.
    Mich hat der unvermittelte Wechsel der Erzählperspektive auch gelegentlich irritiert.


    Insgesamt gibt es durchaus interessante und spannende Episoden, die aber in der Fülle des erzählten Stoffes verlorengehen.


    Von mir auch 6 Punkte.

  • Ich glaube, dieses Buch wäre sehr leserundentauglich gewesen. Aber ich fand es sehr spannend die Geschichte des modernen Israel mal aus der Sicht sephardischer Juden zu sehen und ihre Bräuche kennen zu lernen.
    Längen hat es, zugegeben, aber mich haben die Schicksale und Wiederholungen derselben eingebunden in die aktuellen Ereignisse gut gefallen.


    Ich denke es ist sehr subjektiv und kommt auf die eigenen Interessen an, warum man das Buch liest und das ist wiederum Ausschlag gebend wie man es empfindet.

  • Ich bin das Buch am Lesen und bin begeistert ! Ein wirklich Anspruchsvoller Stoff.
    Kein Buch für zwischendurch, es fordert einem und man muss sich mit dem Inhalt auseinander setzen. Sehr schön sind die Konflikte in der Familie wiedergegeben.

  • Inhaltsangabe: entnommen von LB


    Inhaltsangabe zu „Die Schönheitskönigin von Jerusalem “ von Sarit Yishai-Levi
    'Die sephardische Version von Amos Oz’ ›Geschichte von Liebe und Finsternis‹. Überragend.' Nana Strahlend, lebenslustig und wunderschön ist Luna Ermoza mit den grünen Augen. Doch ihre Ehe ist ein Desaster hinter perfekter Fassade, und für ihre Tochter Gabriela kann sie keinerlei Zärtlichkeit empfinden – wie einst ihre Mutter Rosa für sie. Denn während das Delikatessengeschäft Rafael Ermoza & Söhne im Jerusalemer Machane-Jehuda-Markt floriert, scheint auf den Frauen der Familie ein Fluch zu lasten, der ihnen das Glück in der Liebe verwehrt und sie verbittern lässt. Meisterlich verwebt Sarit Yishai-Levi das Schicksal vierer Generationen der sephardischen Familie mit den bewegtesten Jahrzehnten israelischer Geschichte. „Wunderschön und umwerfend! Ein bezauberndes, bewegendes Buch, dessen Figuren mich weiter begleitet haben, als lebten sie noch heute in Jerusalem.“ Haaretz



    Meine Meinung zum Inhalt:



    Ich fand diese Sätze drücken die Verzweiflung aus, die der vier Generationen von Frauen, der Familie Ermonza. Sie stehen für die Geschichte und Probleme, der Mütter und Töchterbeziehung. Die nicht immer unter einem guten Stern stand. Sie haben mich tief berührt.



    Seite 392:„Ich weine über mein Leben, Schwesterherz, über mein vergeudetes Leben. Solange habe ich auf meinem Märchenprinzen gewartet, und als der kam, war es kein Prinz und kein gar nichts.“



    Sehr schön und sensibel erzählt die Autorin, die Geschichte von vier Generationen der sephardischen Familie Ermonza, die in Jerusalem leben. Es scheint ein Fluch auf dieser Familie zu liegen. Schon der Urgroßvater Rafael verliebte sich in die Falsche Frau einer Aschkenasim, ihre wunderschöne blaue Augen kann er nicht vergessen , ebenso ergeht es später dem Sohn Gabriel. Wie ihre Ehen eilig arrangiert wurden. Die Leidtragenden Frauen, waren Merkarda, und Rosa . Rosa kann ihrer Tochter Luna nicht die Liebe geben, die sie sich ersehnt. Luna, wächst zu einer Schönheit heran, von ihrem Vater vergöttert, sie ist sehr exzentrisch, schön und Elegant, man spürt wie sie aus dieser Welt ausbrechen möchte, aber auch sie erteilt das gleiche Schicksal. Sie verliebt sich in den falschen Mann, auch sie kann ihrer Tochter Gabriela nicht die Liebe geben. Das Schicksal scheint sich zu wiederholen. Es sind immer die erstgeborenen Töchter, die Leiden. Die Büchse der Pandora öffnet Großmutter Rosa, als sie Gabriela, die Geschichte der Familie erzählt. Es kommt so manches ans Licht. Wir erfahren vom Krieg und den schrecklichen Ereignissen. Den Hass auf die, Araber und Engländer, den Konflikten die damals im Land schwelgten. Die Geschichte von Luna zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, die aus dem Rollenbild der Frau , zur damaligen Zeit ausbrechen will, schon als Kind war sie widerspenstig und rebellisch. Das ganze scheint sich bei ihrer Tochter Gabriela zu wiederholen, sie versucht endgültig sich dem Fluch der auf der Familie liegt zu entziehen und aus der Familie auszubrechen. Großmutter Rosa hat ihr die Augen geöffnet.
    Zur Autorin:


    Sie hat sehr schön die Konflikte und Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern wiedergegeben. Aber auch das der unglücklichen Männern. Auch ihnen blieb nichts übrig als sich dem Schicksal zu fügen. Eine Ehe mit andersgläubigen kam nicht in Frage. Das ganze Familiendrama ist sehr gut dargestellt, die arrangierten Ehen, auch wenn die Frauen nach außen hin nichts zusagen hatten, waren sie es am Ende doch die alles lenkten und bestimmten. Auch die Geschichte Israels und Palästinas, mit ihren Konflikten und Auseinandersetzungen sind gut wiedergegeben.Die Rollenbildern der Frauen und Männer zur damaligen Zeit. Sehr schön sind die verschieden Generationen von Anfang des 19.Jahrhunderts bis heute miteinander verknüpft. Das ganze ist in einer sehr schönen Bildhaften und klaren Sprache verfasst. Der Handlungsaufbau ist spannend und fesselnd geschrieben . Ihre Protagonisten und die einzelnen Charaktere kommen sehr lebendig und real herüber. Eine sehr bewegende und Emotionale Geschichte, die einem unter die Haut geht.
    " Eine bewegende, dramatische und berührende Geschichte über das Leben von vier Generationen von Frauen."
    :lesend

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Ich durfte das Buch als Wanderbuch hier im Forum lesen und möchte mich dafür auch noch mal ganz herzlich bedanken.


    "Die Schönheitskönigin von Jerusalem" ist eine komplexe und bewegende Familiengeschichte. Der Leser erfährt die Geschichte der Familie Ermonza über mehrere Generationen und gleichzeitig fliest die Geschichte der Stadt Jerusalem über 40 Jahre mit in den Roman ein.
    Für das Buch habe ich einige Zeit zum Lesen gebraucht. Für mich war es ein Roman, den man nicht mal schnell zwischendurch lesen konnte. Ich finde es ist ein recht anspruchsvolles Buch und ich musste mich schon richtig konzentrieren und konnte nur im langsamen Tempo lesen.
    Die Geschichte wird aus verschiedenen Erzählperspektiven berichtet. Wobei das Hauptaugenmerk auf der Geschichte der Frauen in der Familie liegt.
    Zum Teil fand ich die Erlebnisse der Familie sehr fesselnd und interessant, dann gab es wieder Passagen die sich hingezogen haben.
    Den Stil der Autorin habe ich als recht nüchtern, schnörkellos und klar. empfunden. Ich konnte auch zu keiner der Personen eine wirkliche Beziehung während des Lesens aufbauen. Ich habe die Geschehnisse alles recht distanziert betrachtete.


    Ich hätte mir für das Buch auf jeden Fall ein Glossar für die vielen spanischen und jüdischen Ausdrücke gewünscht. Und auch ein Personenregister oder ein Stammbaum wäre für mich hilfreich gewesen.


    Trotzdem ist das Buch eine interessante und auch lehrreiche Lektüre gewesen. Das Buch bewerte ich insgesamt mit 7 Eulenpunkten.