Originaltitel: Try not to breathe (2015)
Heyne Verlag 2016, 429 Seiten
Über den Inhalt:
Alex Dale ist eine brillante Journalistin. Doch sie hat ein Alkoholproblem. Mehr als ein paar Stunden am Tag hält sie ohne Drink nicht aus, beruflich hangelt sie sich von einem Freelance-Job zum nächsten. Bei der Recherche für einen Artikel stößt sie auf den Fall von Amy Stevenson, die seit vielen Jahren im Koma liegt. Und plötzlich erwacht Alex’ untrüglicher journalistischer Spürsinn wieder. Sie ahnt, dass Amy ein Geheimnis hat. Aber wer soll einer Alkoholikerin schon glauben?
Über die Autorin:
Holly Seddon wuchs im Südwesten Englands auf und lebt mittlerweile mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Amsterdam. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang in verschiedenen Nachrichtenredaktionen. Als freie Journalistin schreibt sie für Magazine, Tageszeitungen und Onlinemedien.
Meine Meinung:
Alex Dale hat durch ihre schwere Alkoholsucht bereits ihren Job, ihren Mann und ihr ungeborenes Kind verloren. Sie funktioniert irgendwie, doch ihr Leben wird rund um die Uhr vom Alkohol bestimmt. Als freie Journalistin arbeitet sie zur Zeit am Porträt über einen Arzt, der mit einer neuen Methode neurologische Aktivitäten bei Komapatienten nachweisen möchte. Dadurch erfährt sie von Amy Stevenson, die nach einem brutalen Angriff seit 15 Jahren im Wachkoma liegt. Der Täter wurde nicht gefunden. Alex beginnt sich für Amys Schicksal zu interessieren, auch weil sie beide etwa gleich alt sind. Endlich ein Ziel vor Augen mit der Chance, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, gelingt es Alex, Amys Geschichte Stück für Stück zusammenzusetzen.
Die Geschichte wird in der dritten Person abwechselnd aus der Sicht von Alex und Jacob, Amys Jugendliebe, der sie regelmäßig im Krankenhaus besucht, erzählt. Amy ist die ganze Zeit über präsent, wenn auch auf ungewöhnliche Weise. Ihre Erinnerungen, ihre Gefühle und ihre Wahrnehmungen sind ein entscheidender Teil der Geschichte. Wir treffen sie nur einmal wach an, als sie im Jahr 1995 als 15-jährige zu einem Mann ins Auto steigt.
Hauptsächlich folgt man als Leser Alex, die versucht, Kontrolle über ihr Leben zu erhalten und das Geheimnis um den Angriff auf Amy zu lösen. Alex spielt Amy Musik aus den 1990er Jahren vor, redet mit ihr. Sie sucht die Menschen auf, die Amy vor 15 Jahren gekannt haben.
Beide sind auf ihre Art Gefangene, Amy in ihrem Körper und Alex in ihrer Alkoholsucht, die sie mit viel Willensstärke niederzuringen versucht.
Die Autorin gibt einen genauen Einblick in den Alltag einer Alkoholikerin und hat mit Alex einen glaubwürdigen Charakter geschaffen. Mir war sie nicht unsympathisch trotz ihrer selbstzerstörerischen Art. Mitgefühl konnte ich nicht entwickeln, eher so etwas wie Respekt dafür, dass sie versucht, sich selbst aus dem Sumpf heraus zu ziehen.
Einige Wendungen machen es nicht einfach, auf die Fährte des Täters zu gelangen. Die ganze Zeit über ist eine gewisse Spannung vorhanden, die sich zum Ende hin, als immer mehr Details bekannt werden, steigert. Auflösung und Schluss der Haupthandlung haben mir gut gefallen, während eine Nebenhandlung, der zwischendurch recht viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde und die ich nicht so recht nachvollziehen konnte, am Ende keine Beachtung mehr findet.
Alles in allem eine gut lesbare Geschichte zu einem interessanten Thema.